# taz.de -- Was bleibt von der Kanzlerin?: La Merkel, die Matriarchin | |
> Angela Merkel wird 60! Und alle reden über sie. Aber was wird von ihr | |
> bleiben? Unsere EU-Korrespondenten blicken in die Geschichtsbücher von | |
> morgen. | |
Bild: Ihr Konzept der 'matriarchalen Monarchie' erläuterte Merkel erstmals 202… | |
Das Mädchen | |
Deutsche Politikerin des frühen 21. Jahrhunderts und Ehrenspielführerin der | |
deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Unter ihrem Bühnennamen „Angela | |
Merkel“ wurde sie 2005 Bundeskanzlerin und perfektionierte das von der | |
britischen Premierministerin Margaret Thatcher eingeführte „Handbagging“ �… | |
das Ausschalten politischer Gegner. „Merkel“ wählte allerdings die | |
Freestyle-Variante ohne Handtasche. | |
Ihr Lieblingsopfer war David Cameron, kurzzeitig britischer | |
Premierminister, der nach den verlorenen Wahlen 2015 in der Versenkung | |
verschwand. Er gab „Merkel“ die Schuld an der Niederlage, da sie ihn mit | |
ihrer europäischen Integrationspolitik in den Wahnsinn getrieben hatte, bis | |
er im April 2015 kurz vor den Wahlen zur → United Kingdom Independence | |
Party (Ukip) übertrat. | |
Das Mädchen wird auch dafür verantwortlich gemacht, dass Großbritannien | |
nach dem Referendum 2017 aus der EU austrat. Im Sommer 2017 nahm sie | |
Englischunterricht bei der britischen Rapperin Speech Debelle und sagte | |
kurz darauf in ihrem ersten auf Englisch geführten BBC-Interview den Satz | |
„Who needs the fucking Brits anyway“, der ihr von der Rapperin als | |
„freundliche englische Begrüßungsformel“ beigebracht worden war. | |
Nach ihrem Rücktritt 2044 im Alter von 90 Jahren zog sich das Mädchen auf | |
Windsor Castle zurück, das ihm von der Bundesregierung zur Verfügung | |
gestellt worden war. Nach Königin Elisabeths Tod und der → Vertreibung von | |
Prinz Charles 2030 hatte das Schloss leer gestanden und war von der | |
Ukip-Regierung schließlich an Deutschland verkauft worden, um den Haushalt | |
zu sanieren. „Merkel“ starb dort 2054, umgeben von einer Herde Corgis, die | |
sich nach Elisabeths Tod unkontrolliert vermehrt hatten. (von Ralf | |
Sotscheck, Dublin) | |
Die Besungene | |
Die Wahl von „la Merkel" weckte in Spanien Hoffnungen auf eine neue | |
Blütezeit der Beziehungen, wie einst unter Helmut Kohl und Felipe González. | |
Doch anders als der katholische Kohl wurde die protestantische Kanzlerin | |
Merkel durch ihren harten Kurs gegenüber Südeuropa in der Eurokrise schnell | |
zum Inbegriff der „hässlichen Deutschen". | |
2011 löste sie einen Sturm der Entrüstung aus, als sie demagogisch | |
erklärte: „Wir können nicht eine Währung haben, und der eine kriegt ganz | |
viel Urlaub und der andere ganz wenig.“ Es gehe nicht nur darum, keine | |
Schulden zu machen: „Es geht auch darum, dass man in Ländern wie Spanien | |
nicht früher in Rente gehen kann als in Deutschland, dass alle sich auch | |
ein wenig gleich anstrengen – das ist wichtig.“ | |
Auf den Protesten gegen die Sparpolitik war Merkel fortan Ziel des | |
Volkszorns. Bilder, die sie mit einem Hitlerbärtchen zeigen, wurden ebenso | |
populär wie Merkel als Domina, die ihren spanischen Amtskollegen, den | |
ebenfalls konservativen Mariano Rajoy, züchtigt. | |
Der Liedermacher Alejo Stivel wurde mit einem Lied an die Bundeskanzlerin | |
populär. Er nahm den Song „Ójala“ („Hoffentlich“) des kubanischen Kü… | |
Silvio Rodríguez zusammen mit Lehrern, Krankenhauspersonal, Immigranten, | |
Rentnern erneut auf. | |
Im Lied, das ursprünglich die Enttäuschung über Revolutionsführer Castro | |
zum Ausdruck brachte, heißt es zu Bildern von Protesten, Zwangsräumungen | |
und Polizeieinsätzen im Wechsel mit einer lächelnden Merkel: „Hoffentlich | |
berühren die Blätter deinen Körper nicht, wenn sie fallen, sodass du sie | |
nicht in Glas verwandeln kannst. Hoffentlich vergehen dein stetiger Blick, | |
das perfekte Lächeln. Hoffentlich passiert etwas, was dich plötzlich | |
auslöscht, ein blendendes Licht, ein Schuss aus Schnee, hoffentlich nimmt | |
mich der Tod mit, damit ich dich nicht so oft sehe ....“ (von Reiner | |
Wandler, Madrid) | |
Die Polnische | |
In Angela Merkels Regierungszeit verbesserten sich nicht nur die | |
deutsch-amerikanischen Beziehungen, sondern auch die deutsch-polnischen – | |
und dies in einem zuvor kaum für möglich gehaltenen Maße. Anders als ihr | |
Vorgänger Gerhard Schröder sprach Merkel zwar hervorragend Russisch, | |
pflegte aber keine enge Freundschaft zu Putin. | |
Zwar sorgte das Bild von Zarin Katharina II., das sie im Kanzleramt | |
aufhängte, zunächst für eine gewisse Konsternation in Polen, doch Merkel | |
gewann die Sympathien rasch zurück. | |
Schon als Studentin war sie in Polen und lernte dabei die Gewerkschafts- | |
und Freiheitsbewegung Solidarność kennen. Zudem hat Angela Merkel polnische | |
Wurzeln. Der Großvater väterlicherseits, Ludwig Kazmierczak (1896-1959), | |
stammte aus Poznan/Posen. 1915 wurde er zur deutschen Armee eingezogen, | |
kämpfte aber schon bald in der Józef-Haller-Armee auf der anderen Seite der | |
Front. 1923 zog er mit seiner Verlobten nach Berlin. Hier deutschte er den | |
Namen der Familie in Kasner ein. | |
Da Horst Kasner, der Vater Merkels, später Herlind Jentzsch aus dem | |
damaligen Danzig heiratete, hat Angela Merkel auch zur Ostseestadt Gdansk | |
besondere Beziehungen. | |
Es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie 2009 zum 70. Jahrestag des | |
Kriegsbeginns auf der Westerplatte an die sechs Millionen Menschen | |
erinnerte, die die Deutschen in Polen während der Nazi-Besetzung | |
ermordeten. | |
Unter Merkel führte der Ausbau der trilateralen Zusammenarbeit zwischen | |
Polen, Frankreich und Deutschland im sogenannten Weimarer Dreieck zu einer | |
stärkeren Einbindung Polens in die Strukturen von EU und Nato. Unklar blieb | |
ihre Position zu den Vertriebenen, deren Funktionäre die deutsch-polnischen | |
Beziehungen immer wieder auf eine harte Probe stellten. (von Gabriele | |
Lesser, Warschau) | |
Die Vorgängerin | |
Die letzte Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland war Angela | |
Merkel. Sie wurde 1954 in der BRD geboren, in der DDR ausgebildet und | |
begann 1989 damit, das Königinnenreich Deutschland zu jenem Land zu formen, | |
wie wir es heute kennen. | |
Die Idee, die parlamentarische Demokratie in unsere heutige matriarchale | |
Monarchie umzuwandeln, entstand bei einem Festvortrag anlässlich Angela | |
Merkels 70. Geburtstag im Haus ihrer Partei in Berlin. | |
Nachdem die Festrednerin, die heutige Königin Ursula II., die Vorzüge der | |
matriarchalen Monarchie umfassend dargelegt hatte, löste sich die Partei | |
spontan auf. | |
Nur drei Wochen später, am 7. August 2024, gab auch die andere verbliebene | |
Partei ihre Auflösung bekannt und bekannte sich zu treuem Untertanentum. | |
Angela I. wurde somit die erste Monarchin. | |
2026, zwei Jahre nach ihrer Krönung, übertrug sie die Regierungsgeschäfte | |
an Ursula II. Anschließend zog sie sich zurück auf ihre Liegenschaften in | |
der Uckermark, wo sie noch heute mit ihrem Gatten Prinz Joachim lebt. | |
Dort arbeitet sie derzeit an ihrem zweiten Kartoffelsuppen-Rezeptbuch. Am | |
alljährlichen Königinnen-Tag, dem schon erwähnten 7. August, nimmt sie im | |
nahen Templin die Feuerwehrparade ab. Bitten, ihre privaten und politischen | |
Erinnerungen zu Papier zu bringen, lehnt sie mit dem Hinweis ab, in ihrem | |
Alter beabsichtige sie nicht mehr, „Neuland“ zu betreten. (von Anja Maier, | |
Berlin) | |
Die Unküssbare | |
1954 geboren in Hamburg und aufgewachsen in der DDR. Nach der | |
Wiedervereinigung Deutschlands wurde Merkel als Schützling des früheren | |
Bundeskanzlers Helmut Kohl eine christdemokratische Politikerin. Seit 2000 | |
war sie Vorsitzende ihrer Partei, der CDU, und seit 2005 Regierungschefin | |
in wechselnden Koalitionen. | |
Erst seitdem wurde sie auch in Frankreich wahrgenommen. Als Kanzlerin hat | |
sie sich stets für die deutsch-französische Freundschaft ausgesprochen, aus | |
französischer Sicht aber vor allem deutsche Wirtschaftsinteressen | |
vertreten. Ihre harte Sparpolitik ließ in Frankreich rechtspopulistische | |
Kritik an der EU und am Euro erstarken. Die von ihr geteilte Ideologie des | |
starken Euro wurde von einem großen Teil der französischen Linken für die | |
Probleme der heimischen Exportindustrie verantwortlich gemacht. | |
Politische Vorstöße aus Paris wie Nicolas Sarkozys Initiative für eine | |
„Mittelmeerunion" oder sein Versuch, Deutschland für eine maßgebliche | |
Beteiligung an der militärischen Auslandsoperation in Libyen zu gewinnen, | |
stießen bei Merkel auf Ablehnung. | |
Ausdruck der Schwäche der Pariser Staatsführung gegenüber Berlin war | |
während der Präsidentschaft Sarkozys der Karikaturbegriff „Merkozy“. In | |
Frankreich amüsierte es, dass sich die protestantische Merkel anfänglich | |
vom überschwänglichen Sarkozy nicht küssen lassen wollte. | |
Nach der Wahl von François Hollande zum Präsidenten 2012 blockte Merkel den | |
französischen Versuch ab, den Stabilitätspakt mit einer ebenso | |
verbindlichen und effektiven Wachstumspolitik durch Eurobonds zu ergänzen. | |
Ab 2014 setzten die französischen Sozialisten Hoffnungen auf eine | |
Annäherung, als die Sozialdemokraten in eine Große Koalition mit Merkels | |
Christdemokraten gingen. (von Rudolf Balmer, Paris) | |
17 Jul 2014 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Frankreich | |
Spanien | |
Großbritannien | |
Polen | |
Helmut Kohl | |
Bundeskanzlerin | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Schwerpunkt Erster Weltkrieg | |
EVP | |
D-Day | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Urteil zu Kohl-Tonbändern: Eine Stimme für den Altkanzler | |
Helmut Kohl siegt vor Gericht: Er soll weiterhin alleinigen Zugriff auf | |
Hunderte Stunden aufgezeichneter Gespräche mit seinem Biografen haben. | |
Kanzlerin vor der Sommerpause: „Irgendwie war ich beschäftigt“ | |
Fast zwei Stunden stellt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel den Fragen der | |
Hauptstadt-Presse. Nur wenig kann sie noch aufregen. | |
Merkels 60. Geburtstagsfeier: Leben in glücklichen Breiten | |
Im Konrad-Adenauer-Haus huldigen 1.000 Gäste der Kanzlerin. Betont werden | |
die menschlichen Seiten der Politik – und die Sorgen Sigmar Gabriels. | |
Die Wahrheit: Gegen neune eingeratzt | |
60 Jahre Merkel: Schaut man genauer in die Biografie der Kanzlerin, | |
entdeckt man einen pathologischen Hang zum Nichtdabeisein. | |
Erster Weltkrieg und die EU: Zeit, sich zu erinnern | |
Dass Krieg in Europa für alle Beteiligten unvorteilhaft ist, war schon 1914 | |
bekannt. Doch damals wie heute gilt: Es gibt keinen Ort ewigen Friedens. | |
Analyse EU-Streit um Juncker: Ergötzliche Gedankenspiele | |
Angela Merkel hat als Machtzentrum der EU alle Hände voll zu tun. Sie will | |
Juncker als Kommissionspräsident, aber auch die Briten nicht vergraulen. | |
70. Jahrestag D-Day: Das Jubiläum hat Priorität | |
Im Zentrum der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der alliierten Landung | |
stehen zivile Opfer und Veteranen. Die Ukraine-Krise bleibt eine Randnotiz. |