| # taz.de -- Wiederaufnahme Mollath-Prozess: Fehler? Welche Fehler? | |
| > Gustl Mollaths ehemaliger Richter erinnert sich an nichts Genaues. Der | |
| > Gutachter meint, der Verurteilte sei eben schwierig gewesen. | |
| Bild: Hat diesem Mann früher „der Wahnsinn aus den Augen“ geschaut, wie se… | |
| Als Gustl Mollath Otto Brixner das letzte Mal sah, saß der erhöht über ihm | |
| hinter einem Richterpult. Von dort soll er Mollath in seiner letzten | |
| Verhandlung 2006 zusammen gebrüllt haben. So schilderten es Augenzeugen. | |
| Schon zu Beginn der Verhandlung habe er gewusst, dass es bei Mollath sicher | |
| auf eine Einweisung hinauslaufen würde. So stand es auch in seinem Urteil, | |
| das voller Ungereimtheiten ist und Mollath für über sieben Jahre hinter | |
| weiße Wände brachte. | |
| Jetzt, acht Jahre später, sitzt Mollath auf Augenhöhe mit seinem ehemaligen | |
| Richter, der diesen Donnerstag im Wiederaufnahmeverfahren als Zeuge geladen | |
| ist. An wohl kaum einem anderen Tag wird es dem Angeklagten Mollath ein so | |
| großes Bedürfnis sein, selbst anzuklagen. | |
| Den Eindruck, sich verteidigen zu müssen macht der mittlerweile | |
| pensionierte 77-Jährige allerdings nicht. Ein paar offensichtliche | |
| Faktenfehler räumt er ein, daraus könne man aber nicht schließen, dass „die | |
| ganze Verhandlung äußerst schludrig war“. Dem Bundesgerichtshof, der eine | |
| Revision der Verhandlung ablehnte, habe seine Urteilsführung ja „gereicht“. | |
| Auch heute hält er es noch für richtig, dass er Mollaths Wunsch nicht | |
| folgte, seinen Pflichtanwalt zu entlassen. Der belastete seinen damaligen | |
| Mandanten, weil er aussagte, sich von ihm bedroht gefühlt zu haben, sollte | |
| ihn aber auch verteidigen. Kein „Interessenkonflikt“ für Brixner. | |
| Konkret könne er sich aber an nichts mehr erinnern. Nur einmal wirft er | |
| ein, dass die Schwarzgeldvorwürfe damals gar keine Rolle gespielt haben, | |
| dabei hatte ihn niemand dazu gefragt. Dann bestehen seine Antworten wieder | |
| nur aus Achselzucken. Keine Erinnerung, dass er in der Verhandlungspause zu | |
| seinem Schöffen gesagt haben soll, Mollath schaue „der Wahnsinn aus den | |
| Augen“. | |
| ## „Skurril“ und „eigenartig“ | |
| Ob das der Fall war, sollte der Psychiater Michael W. bei Mollaths erster | |
| Zwangseinweisung begutachten. Er war an diesem Donnerstag vor Brixner als | |
| Zeuge geladen. Damals erklärte sich W. als befangen, da er zufälligerweise | |
| mit Mollath schon vor dessen Einweisung gesprochen hatte. Mollath stand bei | |
| ihm vor der Tür, weil er seinen Nachbarn suchte, den er mit | |
| Schwarzgeldgeschäften in Verbindung brachte. „Skurril“ und „eigenartig�… | |
| er gewesen, so W. | |
| Als er ihn in der Psychiatrie wieder sah, sei Mollath überzeugt gewesen, | |
| dass W. selbst mit den Schwarzgeldgeschäften zu tun habe. W. sagte Mollath, | |
| er könne nur ein Gutachten machen, wenn der Abstand von den Vorwürfen | |
| nehme. Auch weil Mollath es nicht konnte, erklärte sich W. für befangen. | |
| Wie Mollath in der Forensik behandelt wurde, sei nicht außergewöhnlich, so | |
| W. Er verstehe aber, dass es für Mollath eine „irritierende Umgebung“ war. | |
| Mollath lacht ungläubig. „Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, was es | |
| bedeutet, sieben Jahre in geschlossenen Psychiatrien gehalten zu werden?“, | |
| fragt er. „Ihre Geschichte finde ich sehr dramatisch“, sagt W.. Menschen, | |
| die alle Begutachtungen ablehnen, hätten es eben schwer. | |
| 17 Jul 2014 | |
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| Lisa Schnell | |
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