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# taz.de -- NSU-Prozess in München: Alles nur Verwechslung?
> Im NSU-Verfahren musste ein möglicher Lieferant der Mordwaffe des
> Neonazi-Trios aussagen. Der aber bestritt, mit der Česká etwas zu tun
> gehabt zu haben.
Bild: Gefunden im Brandschutt des letzten NSU-Unterschlupfs in Zwickau: die Ces…
MÜNCHEN taz | Er wollte schweigen - durfte aber nicht. Am 134.
Verhandlungstag im NSU-Verfahren in München war der Thüringer Jürgen L. als
Zeuge geladen. Der Generalbundesanwalt hält ihm vor, eine der Mordwaffen
des NSU-Trios Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe besorgt zu
haben. Neun Menschen soll der NSU mit jener Česká 83 ermordet haben.
Im Saal A 101 des Oberlandesgericht München wollte Jürgen L. denn auch
nicht gerne reden, um sich nicht selbst zu belasten. Zschäpes Verteidger
Wolfgang Heer und der Anwalt des Mitangeklagten Ralf Wohlleben, Olaf
Klemke, sprangen ihm bei: Sie beantragten, dass Jürgen L. über ein
umfassendes Aussageverweigerungsrecht belehrt werden soll.
Doch der Vorsitzende Richter Manfred Götzl lehnte dies ab. Nach einer
Unterbrechung musste Jürgen L. doch reden. Er schien es geahnt zu haben,
denn als Rechtsbeistand begleitete ihn Thomas Jauch, der öfter
Rechtsextreme vertritt.
Jürgen L. stritt ab, mit der Česká 83 etwas zu tun zu haben. An der
Beschaffung aus der Schweiz will er nicht beteiligt gewesen sein. „Das war
kein Gesprächsthema“, behauptet er. Auch bestritt er, die verstorbenen
Mundlos und Böhnhardt gekannt zu haben. Allein Wohlleben, dem der
Generalbundesanwalt vorhält, die Mordwaffe mitorganisiert zu haben, will er
flüchtig gekannt haben.
Auch sonst gibt sich Jürgen L. unbedarft. Politik wäre ihm eher egal, sagt
er. Zwar sei er bei NPD-Demonstrationen mitgegangen, aber er sei politisch
„neutral“. Am 1. Mai hätte er allerdings immer gerne demonstriert: mal bei
der „Antifa“, mal bei der NPD - einfach wegen dem „Spektakel“. Und
Rechtsrock sowie Waffen- und Sprengstoffdokumente, die auf seinem Computer
gefunden wurden, versuchte Jürgen L. damit zu erklären, dies seien bloß
Backups für „einen Bekannten“ gewesen
Die Aussage eines anderen Zeugen hatte Jürgen L. dagegen stark belastet.
Einer der Betreiber des Jenaer Szeneladens „Madley“ will L. die Česká 83
übergeben haben. Über Mittelsmänner soll sie dann beim NSU gelandet sein.
Im Saal A 101 sagte Jürgen L., er könne sich nicht erklären, warum sein
Name auftauchte. Er vermute eine Verwechslung.
„Die Aussage, das gesamte Verhalten, wirkte sehr konfus“, resümierte Robert
Andreasch von NSU-Watch. Seit Prozessbeginn protokolliert NSU-Watch jeden
Verhandlungstag.
5 Aug 2014
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Oberlandesgericht München
Beate Zschäpe
Ralf Wohlleben
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