# taz.de -- Kommentar US-Autoren gegen Amazon: Image angekratzt | |
> Amazon verärgert Verlage und Autoren. Die ärgern jetzt zurück. Das alles | |
> passiert öffentlich, im Internet. Wer verliert, ist noch lange nicht | |
> ausgemacht. | |
Bild: Wer tief fallen will, muss erst hoch hinaus | |
Seit Monaten schon streiten sich die Buchgruppe Hachette und der | |
Versandbuchhändler Amazon um E-Book-Konditionen. Der Versandhändler fährt | |
dabei alle Sanktionen auf, die er auffahren kann. Konkret geht es darum, | |
dass Amazon bessere Konditionen beim Einkauf von E-Books haben will, die in | |
der Hachette-Gruppe erscheinen. Amazon schreckt nicht davor zurück, die | |
Auslieferung der gedruckten Bücher, die in zur Hachette-Gruppe gehörenden | |
Verlagen erschienen sind, zu verzögern oder die Vorbestellung noch nicht | |
lieferbarer Titel auf seiner Website zu verunmöglichen. | |
Zwar beschränkt sich diese Maßnahme bislang nur auf den US-Markt, doch auch | |
hierzulande greift Amazon bei Verhandlungen zu härteren Mitteln. So wurde | |
unlängst bekannt, dass Amazon auch bei deutschen Verlagen, die dem | |
schwedischen Bonnier-Konzern gehören, die Lieferzeiten der physischen | |
Bücher einschränkt. | |
Nun haben sich am Wochenende in der New York Times rund 900 Autorinnen und | |
Autoren – unter ihnen Stephen King, Donna Tartt und Jonathan Littell – per | |
[1][ganzseitiger Anzeige] an Amazon gewandt und ein Einlenken zugunsten von | |
Hachette gefordert. Amazon reagierte wiederum unter dem Titel [2][„Readers | |
United“] mit einer Aufforderung an Leser und Autoren, doch Hachette einen | |
Brief zu schreiben, um die Sache ins rechte Licht zu rücken. Geeignete | |
Argumente und Links zu Amazon-freundlichen Artikeln sowie einer | |
[3][Anti-Hachette-Petition] finden sich praktischerweise gleich am Ende des | |
Dokuments. | |
Es steht zu erwarten, dass unter der Onlineausgabe dieses Artikels Hunderte | |
Kommentare auftauchen, in denen Amazon rundweg gelobt wird – im Internet | |
erfahren kritische Texte über Amazon manchmal eine genauso große | |
Aufmerksamkeit wie Kommentare zum Gazakonflikt. Man könnte fast annehmen, | |
der Internetriese bringe seine Mitarbeiter dazu, Anti-Shitstorms zu | |
produzieren. (Ein Stöckchen für die Community, das is ja nett – der | |
E-Säzzer) | |
Wie auch immer, der Protest der 900 Autorinnen und Autoren, die selbst | |
sagen, dass sie bislang gute Geschäfte mit Amazon gemacht haben, kratzt | |
weiter am Image des Versandhändlers, was nicht nur seine Konkurrenten Apple | |
und Google erfreuen dürfte. Auch die unabhängigen Buchhandlungen dürften | |
sich darüber freuen – treibt das Gebaren von Amazon ihnen doch seit rund | |
einem Jahr viele längst verloren geglaubte Kundinnen und Kunden zurück in | |
die Läden. | |
Und es steht zu hoffen, dass Hachette – ein Buchhandelsgigant auch dieses | |
Unternehmen – stur bleibt und Amazon nicht entgegenkommt. Sie sollten in | |
die Schweiz schauen. Dort hat schon vor Jahren der mittelgroße Diogenes | |
Verlag klargemacht, dass er sich Amazons Befehlen nicht beugen wird – und | |
den Kampf gewonnen. Ein jeder Goliath findet eines Tages seinen David. | |
11 Aug 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://authorsunited.net/ | |
[2] http://www.readersunited.com/ | |
[3] http://www.change.org/petitions/hachette-stop-fighting-low-prices-and-fair-… | |
## AUTOREN | |
Jörg Sundermeier | |
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