# taz.de -- Politische Krise im Irak: Magere Bilanz nach US-Luftschlägen | |
> Obama stellt sich hinter den designierten Regierungschef al-Abadi. Obwohl | |
> der US-Einsatz bisher kaum Wirkung zeigt, sollen die Luftschläge nicht | |
> ausgeweitet werden. | |
Bild: Seit Beginn der Mission wurden täglich 50 bis 60 Flüge absolviert. | |
WASHINGTON/BAGDAD afp/dpa | US-Präsident Barack Obama hat sich hinter den | |
designierten irakischen Regierungschef Haidar al-Abadi gestellt. Er habe | |
al-Abadi in einem Telefonat seine Unterstützung zugesichert, sagte Obama am | |
Montag (Ortszeit). Die neue irakische Führung stehe nun vor der schwierigen | |
Aufgabe, das Vertrauen der Bürger zurückzuerobern. Dabei müsse sie alle | |
Bevölkerungsgruppen einbeziehen. | |
Zuvor hatte der irakische Präsident Fuad Masum den schiitischen Politiker | |
al-Abadi mit der Regierungsbildung beauftragt und damit den umstrittenen | |
amtierenden Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki übergangen. Al-Maliki | |
bezeichnete den Schritt als verfassungswidrig und lehnte eine Machtübergabe | |
ab. | |
Obama rief al-Abadi auf, „so schnell wie möglich“ ein neues Kabinett zu | |
bilden. „Ich ermahne alle politischen Führer des Irak, in den kommenden | |
Tagen friedlich im politischen Prozess zusammenzuarbeiten“, betonte der | |
US-Präsident bei einer Pressekonferenz an seinem Urlaubsort Martha's | |
Vineyard. Nötig sei eine Regierung, die alle Bevölkerungsgruppen einbeziehe | |
und das Land im Kampf gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) | |
einen könne. | |
Al-Maliki bezeichnete die Nominierung seines Parteifreundes als „Verstoß | |
gegen die Verfassung“. Den USA warf er in einer am Abend im Fernsehen | |
übertragenen Ansprache vor, bei diesem Verfassungsbruch assistiert zu | |
haben. Al-Maliki, der den Irak seit zwei Amtszeiten regiert, beansprucht | |
die Regierungsführung für sich. | |
Die politischen Lager im Irak sind zutiefst zerstritten. Ungeachtet der | |
schwierigen Sicherheitslage im Land gelang es den Parteien seit der | |
Parlamentswahl im April nicht, sich auf einen neuen Ministerpräsidenten zu | |
einigen. Al-Maliki ist bei Sunniten und Kurden extrem umstritten. Besonders | |
die Sunniten werfen ihm vor, ihre Volksgruppe systematisch auszugrenzen und | |
damit den Vormarsch der sunnitischen Extremisten der IS im Norden des | |
Landes begünstigt zu haben. Eine erneute Beauftragung al-Malikis mit der | |
Regierungsführung lehnten sie daher ab. Auch im eigenen Lager wirkte der | |
bisherige Regierungschef zuletzt zunehmend isoliert. | |
## Täglich 50 bis 60 Flüge | |
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums betonte derweil, die USA | |
hätten nicht Absicht, die Angriffe im Irak auszuweiten. Es gebe keine | |
Pläne, den Einsatz zum Schutz von US-Personal in der Kurdenhauptstadt Erbil | |
sowie von jesidischen Flüchtlingen in der Region auszudehnen. Seit Beginn | |
der Mission seien täglich etwa 50 bis 60 Flüge absolviert worden. Wie viele | |
davon Kampfeinsätze waren, sagte der Pentagon-Vertreter nicht. | |
Am Montag flogen US-Kampfjets nach Angaben des Pentagons vier Angriffe auf | |
Straßensperren der IS sowie Fahrzeuge rund um das Sindschar-Gebirge. Dabei | |
seien ein gepanzertes Fahrzeug, drei Lastwagen sowie ein offenbar von den | |
IS-Kämpfern erobertes US-Militärfahrzeug vom Typ Humvee zerstört worden. | |
Nach mehrtägigen US-Luftschlägen zog das Verteidigungsministerium in | |
Washington eine eher ernüchternde Bilanz: Die IS-Milizen seien noch nicht | |
gestoppt, wohl nicht einmal ernsthaft geschwächt. Die Luftangriffe der USA | |
haben nach Einschätzung des Pentagons den Vormarsch der islamistischen | |
Milizen gebremst, aber bislang nicht aufhalten können. | |
Man habe ihr „Tempo verlangsamt“, sagte Generalleutnant William Mayville. | |
Doch die IS-Kämpfer seien „weiter darauf aus, größere Gebiete zu gewinnen�… | |
„Ich kann nicht sagen, dass wir die Dynamik tatsächlich eingedämmt oder | |
gebrochen hätten“, sagte er am Montag in Washington. | |
12 Aug 2014 | |
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