| # taz.de -- Vergrabene Leninstatue in Berlin: Duell der Dickköpfe | |
| > Teile des Berliner Lenindenkmals sollen in einer Ausstellung gezeigt | |
| > werden. Doch das Denkmalamt verbietet die steinerne Exhumierung. | |
| Bild: Da verlor er den Kopf: Demontage des Berliner Lenin-Denkmals 1991. | |
| BERLIN taz | Der Streit über die im Köpenicker Forst vergrabene Leninstatue | |
| wird zum Politikum. Die Linksfraktion will die Frage, ob der 1,70 Meter | |
| hohe Kopf aus rotem Marmorgranit Teil einer neuen Dauerausstellung in der | |
| Zitadelle Spandau werden darf oder nicht, nach der Sommerpause im | |
| Kulturausschuss zum Thema machen. „Ich hoffe, dass wir bei Kultursenator | |
| Klaus Wowereit für Nachdenken sorgen können“, sagte der kulturpolitische | |
| Sprecher der Linkspartei, Wolfgang Brauer, der taz. | |
| Ende voriger Woche hatte das Landesdenkmalamt entschieden, dass der | |
| Leninkopf nicht wie geplant ausgegraben werden darf. Er soll Teil der | |
| Ausstellung „Entdeckt. Berlin und seine Denkmäler“ werden, die im Frühjahr | |
| 2015 in der Zitadelle eröffnen soll. „Die Leninstatue ist ein Symbol für | |
| den Umgang Berlins mit dem Erbe der DDR“, sagt Ausstellungsleiterin Andrea | |
| Theissen. Von 1970 bis 1991 stand das 19-Meter-Monument am damaligen | |
| Leninplatz in Friedrichshain, heute Platz der Vereinten Nationen. | |
| Im Nachwendeeifer wurde die Figur in 129 Einzelteile zersägt und in | |
| Köpenick in einer Sandgrube nahe dem Seddinsee verbuddelt. Die Demontage | |
| wurde später in dem Film „Good Bye, Lenin“ verewigt. Nun sollte der | |
| berühmte Kopf eines von mehreren Ausstellungsstücken zu dieser Epoche der | |
| Stadtgeschichte werden. | |
| Doch da sind die amtlichen Denkmalpfleger vor. Aus technischen, | |
| finanziellen und denkmalpflegerischen Gründen habe man die Ausgrabung | |
| verweigert, erklärt die Sprecherin der Senatsverwaltung für | |
| Stadtentwicklung, Petra Rohland. Ihrer Behörde untersteht das | |
| Landesdenkmalamt. Man wisse erstens nicht genau, wo der Kopf liegt, daher | |
| müsste man die gesamte Grube öffnen, sagt Rohland. Das aber sei zu teuer. | |
| Zweitens sei unklar, was mit den Resten der Figur werden soll: „Wir | |
| brauchen erst mal ein Konzept für den gesamten Lenin.“ Wenn der Kopf weg | |
| sei, sei eine eventuelle spätere Aufstellung der ganzen Skulptur schwierig. | |
| ## „Von elementarer Bedeutung“ | |
| Diese Argumente wirken wenig überzeugend. Kaum vorstellbar, dass eine | |
| deutsche Behörde nicht weiß, wo sie etwas vergraben hat. | |
| Ausstellungsmacherin Theissen sagt, sie habe einen exakten Lageplan. Das | |
| Neue Deutschland berichtet zudem von US-Filmemacher Rick Minnich, der 1994 | |
| den Kopf freilegte, und [1][verlinkt in seiner Onlineausgabe ein | |
| entsprechendes Video.] Auch das Geld scheint kein Problem zu sein: Theissen | |
| rechnet für die Grabung mit einem „höheren fünfstelligen Betrag“, den ha… | |
| man bereit. Die gesamte Ausstellung soll 14 Millionen Euro kosten, die vor | |
| allem aus EU- und Lottomitteln kommen. | |
| Im Wissenschaftlichen Beirat der Ausstellung, zu dem auch der Leiter des | |
| Denkmalamts, Landeskonservator Jörg Haspel, gehört, sei über den Leninkopf | |
| mehrfach geredet worden, sagt Alexander Koch, Präsident des Deutschen | |
| Historischen Museums. „Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, dass | |
| Lenin Teil der Ausstellung wird. Er ist für sie von elementarer Bedeutung.“ | |
| Laut Theissen habe man schon 2009 beim Denkmalamt beantragt, den Lenin für | |
| die Ausstellung zu reservieren – und damals eine grundsätzliche Zusage | |
| bekommen. Davon will man bei der Senatsverwaltung nichts wissen. „Es gab | |
| nie eine Zusage“, sagt Sprecherin Rohland. Es sei lediglich der Plan der | |
| Ausstellung bekannt gewesen. | |
| Theissen wiederum wundert sich, dass die Behörde mit Denkmalschutzgründen | |
| argumentiert. Schließlich habe das Amt selbst 1991 das Monument von der | |
| Liste der Denkmäler getilgt. | |
| Für Politiker Brauer ist das ganze Vorgehen der Behörden schlicht ein | |
| „Treppenwitz der Stadtgeschichte“. Er vermutet hinter dem Grabungsverbot | |
| eine politische Entscheidung der Senatskanzlei von Klaus Wowereit. „Selbst | |
| vor diesem Bronzekopf haben sie heute noch Angst“, glaubt der Linke. | |
| 20 Aug 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.neues-deutschland.de/artikel/942981.geschichte-mit-eigenen-augen… | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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