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# taz.de -- Zukunft der Angestellten bei Karstadt: Keine guten Jobs in Aussicht
> Wird in kleineren Städten eine Karstadt-Filiale geschlossen, finden viele
> Entlassene im Handel wohl nur noch einen befristeten Teilzeitjob.
Bild: Der Job an der Karstadt-Kasse gehört zu den besseren im Einzelhandel.
BERLIN taz | 1.200 Euro im Jahr – das ist viel Geld, jedenfalls wenn man
nicht gerade üppig verdient. Auf 1.200 Euro im Jahr verzichtet eine
berufserfahrene Vollzeitverkäuferin bei Karstadt in Berlin seit Mai
vergangenen Jahres, weil der Konzern damals bundesweit aus der Tarifbindung
ausstieg und die Gehälter eingefroren wurden, rechnet Markus
Hoffmann-Achenbach vor, Gewerkschaftssekretär bei Ver.di Berlin. Doch ob
sich der Lohnverzicht des Personals auszahlt, ist fraglich.
Denn das Minus des Kaufhauskonzerns betrug im Geschäftsjahr 2012/2013 rund
131 Millionen Euro, so die Zahlen aus dem jetzt veröffentlichten
Karstadt-Geschäftsbericht im Bundesanzeiger. Nach der Übernahme durch den
österreichischen Immobilienunternehmer René Benko ist ungewiss, wie es mit
den 17.000 MitarbeiterInnen in den 83 Karstadt-Filialen weitergeht.
Auf diversen Roten Listen, auf denen die weniger profitablen Kaufhäuser
aufgeführt sind, erscheinen vor allem die Filialen in kleineren Städten als
wacklig. Die Immobilienzeitung destillierte aus den Listen elf besonders
gefährdete Filialen heraus, darunter etwa in Mönchengladbach, Neumünster,
Bremerhaven und Bayreuth. Der Karstadt-Aufsichtsratsvorsitzende Stephan
Fanderl hat bereits erklärt, man mache sich „berechtigte Sorgen“ um die
Profitabilität von mehr als 20 Häusern. Ideen gerade für die Rettung
kleinerer Kaufhäuser werden daher gesucht.
Dass man von Haus zu Haus mehr differenzieren muss, zeigt dabei schon ein
Blick auf die unterschiedlichen Karstadt-Größen: Der Konzern betreibt in
angemieteten Räumen Warenhäuser mit Verkaufsflächen von 3.200 Quadratmetern
bis zu 41.000 Quadratmetern.
## Kleine Häuser mit Nachteilen
„Die Beschäftigten müssen in die Neuausrichtung von Karstadt eingebunden
werden. Sie wissen am besten, welches Kundenumfeld vor Ort jeweils
existiert und welches Sortiment nachgefragt wird“, sagt
Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Bisherige Konzepte
haben jedenfalls nicht funktioniert. Die Idee, den Bereich Multimedia
abzuschaffen und stattdessen die Abteilungen Mode und Sport auszubauen,
brachte nicht den erhofften Erfolg. In der Kategorie Sport ging der Verkauf
um 6 Prozent zurück, auch der Fashion-Bereich verlor 2,3 Prozent.
Vom neuen Eigner Benko ist bekannt, dass er die Shop-in-Shop-Konzepte
schätzt, die er in seinem „Kaufhaus Tyrol“ umgesetzt hat, das in der
Innsbrucker Innenstadt auch von vielen Touristen frequentiert wird. Dies
dürfte jedoch nur in den sehr großen Häusern funktionieren. Gerade die
kleineren Karstadt-Filialen aber sind von Schließung bedroht. Werden die
Verkäuferinnen in den kleinen Städten entlassen, erwartet sie eine
ungewisse Zukunft.
Das Gehalt liegt zwar wegen des Ausstiegs aus der Tarifbindung niedriger
als bei anderen tarifgebundenen Geschäften und beträgt beispielsweise in
Bremen 2.364 Euro brutto im Monat für eine Vollzeitkraft. Aber bei Karstadt
arbeiten im Vergleich zum sonstigen Einzelhandel relativ viele
Vollzeitverkäuferinnen, die auch schon älter sind. „In großen Bereichen des
Einzelhandels gibt es nur Teilzeitjobs, meist befristet, viele Textilläden
wollen auch jüngere Verkäuferinnen“, sagt Hoffmann-Achenbach. Für ältere
Verkäuferinnen könnte es schwer werden, einen neuen Job zu finden.
21 Aug 2014
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
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