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# taz.de -- ZDF-Onlinevoting zu Sitcom-Formaten: Lustiger wird’s nicht
> Das „TV Lab“ des Digitalsenders ZDFneo lässt seine Zuschauer über drei
> neue Sitcom-Formate abstimmen. Leider sind diese nur mäßig originell.
Bild: Comedy-Serienidee „Jetzt ist Sense“ vom ZDF: Andi (Alexander Schubert…
Schon 2003 wies ZDF-Intendant Thomas Bellut, damals noch Programmdirektor,
in Interviews darauf hin, dass man eigene Sitcom-Formate produzieren müsse,
um die junge Zielgruppe zu erreichen. 2011 untermauerte er seinen Wunsch
nach einer deutschen Comedyserie im Stile von „Two and a Half Men“, der
erfolgreichen Sitcom mit Hollywoodstar Charlie Sheen.
Wie passend, dass er dieses Ziel auf der Pressekonferenz zum „TV Lab“ des
Digitalsenders ZDFneo bekanntgab, das damals erstmals stattfand. Das als
Experimentierraum und Jungbrunnen angekündigte Labor soll frische Formate
testen und dabei die Zuschauer per Onlineabstimmung mit einbeziehen.
Schon unter den zehn Produktionen der ersten „TVLab“-Staffel war mit
„Scharfe Hunde“ eine höchstens leidlich witzige Krimi-Comedyserie mit
Thomas Heinze und Matthias Matschke im Rennen, der deutlich anzumerken war,
dass sie im Schnellverfahren und mit Mini-Budget produziert werden musste.
Bei der Web-Abstimmung hatte sie keine Chance, aus Quotensicht stellte sie
sich jedoch als erfolgreichstes Format heraus. Eine Fortsetzung gab es
trotzdem nie.
Nachdem sich das „TVLab“ zuletzt überwiegend an vermeintlich originellen
Talk- und Magazinformaten abgearbeitet hat, präsentiert der Sender dieses
Jahr drei Comedy-Serienideen, über die registrierte User [1][bis
Freitagmittag abstimmen] können. Heute Abend zeigt ZDFneo ab 21.45 Uhr die
Pilot-Episoden von allen drei Formaten im linearen Programm.
## „Blockbustaz – Willkommen in der Hood“
Das geforderte deutsche „Two and a Half Men“ ist wohl nicht dabei, auch
wenn man das „Blockbustaz – Willkommen in der Hood“ mit den Rappern Eko
Fresh und Sascha Reimann (bekannt als Ferris MC) durchaus hätte zutrauen
können. Fresh spielt darin den in einer Hochhaussiedlung lebenden
Möchtegern-Rapper Sol, der an seinem 30. Geburtstag von seiner Mutter vor
die Tür gesetzt wird. Außer ein paar netten Gags und der unbestrittenen
Präsenz ihrer Hauptdarsteller plätschert die Episode recht ereignisarm vor
sich hin, kommt zu selten über selbstironische Klischees vom Kiffen und dem
vielfach berappten Leben im Block hinaus.
Auch die „Alibi Agentur“ eine Mischung aus Drama und Comedy über ein
Unternehmen, das seinen Klienten Alibis für ihre moralischen Fehltritte
verpasst, ist eher hölzern und bemüht als originell. Wie in „Jetzt ist
Sense“, der dritten Produktion, in der Protagonist Andi (Alexander
Schubert) mit dem leibhaftigen Tod (Antoine Monot jr.) konfrontiert wird,
fehlt es allen Produktionen an Schwung, Inszenierungsideen und
treffsicheren Dialogen.
Das fällt bei „Jetzt ist Sense“ besonders auf, weil selbst tolle Darsteller
wie Schubert, Monot jr. und Martin Brambach auf Grund von langen und
statisch abgefilmten Szenen manchmal an Protagonisten in der Aufführung
einer Improvisations- oder Theatergruppe erinnern. Es fehlt einfach
generell an filmischem Gespür für Timing und Situationskomik.
Ist die Suche nach einer neuen deutschen Sitcom also hoffnungslos? Gibt es
keine originellen Ideen und Geschichtenerzähler in Deutschland? Oder hat
der Sender die Originalität bereits in der Vorauswahl ausgesiebt? Das
enttäuschende Ergebnis könnte aber auch an der knappen Vorbereitungszeit
für die Produktionen liegen, die erst im Juni abgedreht wurden – viel Raum
für Detailarbeit blieb da nicht.
Bei aller Kritik sollte man außerdem das Ziel des Unterfangens nicht
vergessen: Junge Fernsehmacher und Autoren erhalten viel zu wenig
Möglichkeiten, sich auf höherem Niveau auszuprobieren, zu üben und auch mal
zu scheitern. Dafür ist so ein Labor schließlich auch da. Fortsetzung also
dringend erwünscht.
28 Aug 2014
## LINKS
[1] http://tvlab.zdfneo.de/
## AUTOREN
Jens Mayer
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