Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Seehofers Personalpolitik: Da waren’s nur noch drei
> Nach Haderthauers Rücktritt lichtet sich das Feld der ThronfolgerInnen.
> Seehofer muss bei seinen Entscheidungen auf den Proporz achten.
Bild: Bayerns Ministerpräsident und Chiristine Haderthauer: Wer wird wohl bei …
MÜNCHEN taz | Weiblich, durchsetzungsstark und am besten aus Oberbayern.
Nach diesen Kriterien wird der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer
jetzt die CSU-Mitglieder seines Vertrauens abklopfen. Er muss die Stelle
von Christine Haderthauer neu besetzen, die jetzt die Konsequenzen aus der
Modellauto-Affäre zog und als Staatskanzleichefin in München zurücktrat.
Mit ihrem Rücktritt eröffnen sich nicht nur Chancen für bisher unbekannte
Gesichter in der CSU. Mit Haderthauer fällt auch eine Anwärterin auf die
dereinstige Nachfolge von Seehofer selbst weg. Übrig bleiben die
Dauerkonkurrenten Ilse Aigner, derzeit Vizeministerpräsidentin und
Wirtschaftsministerin in München, und Markus Söder, derzeit Finanzminister.
Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ist noch im Rennen.
Im Januar sprachen sich die Bayern in einer Umfrage mit um die 30 Prozent
für Aigner oder Söder als Nachfolger von Seehofer aus. Dobrindt konnten
sich nur 6 Prozent vorstellen. Gerade wurde seine Position aber durch ein
Machtwort von Kanzlerin Merkel für seine umstrittene Pkw-Maut gestärkt.
Dass Seehofer mit seiner Entscheidung, wer Haderthauer in die Staatskanzlei
folgt, ein Signal setzt, wer sein Favorit ist, glaubt der
Politikwissenschaftler Michael Weigl nicht. „Er wird sich bedeckt halten.
Es war immer Seehofers Strategie, die Leute gegeneinander aufzustellen, so
dass keiner für sich eine Mehrheit bilden kann.“
## Seehofer entscheidet allein
Nun wurde einer der wichtigsten Posten frei. Wer die Staatskanzlei leitet,
muss den Führungsanspruch Seehofers bei seinen Ministern durchsetzen. Er
muss die Autorität haben, Querschläger wie Innen- und Verkehrsminister
Joachim Herrmann, der öffentlich die Maut-Pläne der CSU kritisierte, wieder
auf Linie zu bringen. Er muss aber auch die nötige politische Erfahrung
mitbringen, um die Interessen der CSU auch in Berlin lautstark zu
vertreten.
Es handelt sich bei dem Posten um eine der „engsten Vertrauenspositionen“,
bei dem Seehofer „keiner reinreden kann“, sagt CSU-Fraktionsvize Kerstin
Schreyer-Stäblein. Ganz frei ist Seehofer in seiner Entscheidung aber
nicht. Er muss den Regional- und Geschlechterproporz berücksichtigen.
Haderthauer kommt aus Oberbayern, dem mächtigsten CSU-Bezirksverband, der
eine so wichtige Position nicht kampflos aufgeben wird.
Außerdem muss Seehofer beweisen, dass er es ernst meinte, als er seiner
Partei 2011 ein „Jahr der Frau“ versprach. Haderthauer habe den Frauen in
der CSU „Gesicht und Profil“ gegeben, so die Landeschefin der Frauenunion,
Angelika Niebler, die betont, dass sie sich über Berufungen von Frauen
„immer freue“.
## Zwei Frauen aus Oberbayern
Hinter vorgehaltener Hand werden in Parteikreisen zwei Kandidatinnen
gehandelt: Die 64-Jährige Ingrid Heckner, seit 2003 im Landtag und
Bildungsexpertin, sowie die 43-jährige Kerstin Schreyer-Stäblein aus dem
Fraktionsvorstand. Sie sind Frauen und aus Oberbayern. Allerdings hatte
noch keine von ihnen Regierungsverantwortung.
Es ist daher wahrscheinlich, dass sich Seehofer für den Posten in der
Staatskanzlei ein politisch erfahrenes Kabinettsmitglied holt und den
Proporz auf Umwegen erfüllt, indem er den frei gewordenen Posten mit einer
der zwei Frauen besetzt.
In der Partei gelten die Staatssekretäre Albert Füracker und Georg
Eisenreich als Favoriten. Für Füracker, derzeit Staatssekretär im
Finanzministerium, würde nach Meinung eines CSU-Insiders sprechen, dass
Seehofer mit ihm „sehr gut kann“ und er auch außerhalb seines
Spezialgebiets, der Landwirtschaft, thematisch breit aufgestellt ist. Aber
auch Georg Eisenreich, derzeit Staatssekretär im Bildungsministerium und
Jurist, könne ein breites Themenspektrum abdecken.
2 Sep 2014
## AUTOREN
Lisa Schnell
## TAGS
Bayern
Horst Seehofer
Christine Haderthauer
Alexander Dobrindt
Maut
Bayern
Christine Haderthauer
CSU
Christine Haderthauer
Christian Wulff
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verkehrsminister Alexander Dobrindt: Der Maut-Minister
Schon wieder ein anderes Konzept für die Vignette: Diesmal soll sie
wirklich kommen und alle unionsinternen Kritiker zufriedenstellen.
Streit um Dobrindts Maut: CDU für Überprüfung
Der Krach in der Union über die Pkw-Maut ebbt nicht ab.
CDU-Spitzenpolitiker wollen die Pläne von Verkehrsminister Dobrindt auf den
Prüfstand stellen.
Kommentar Haderthauers Rücktritt: Zeig uns deine Steuererklärung
Lange hielt Horst Seehofer in der Modellauto-Affäre zu Christine
Haderthauer. Nun ließ er sie fallen – sie hätte ihn sonst zu sehr in die
Defensive gedrängt.
Modellauto-Affäre in Bayern: Haderthauer tritt zurück
Wegen der sogenannten Modellauto-Affäre ist die bayerische
Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) zurückgetreten. Ihr wird
Betrug vorgeworfen.
Das Projekt Haderthauer ist gescheitert: Niedergang einer Kunstfigur
Christine Haderthauer ist eine Frau aus Norddeutschland. Sie sollte
Zugezogene in Bayern zu CSU-Wählern machen. Aber dann lief alles aus dem
Ruder.
Neue Vorwürfe in der Haderthauer-Affäre: 143.000 Euro blieben geheim
Einem Bericht zufolge hat die Firma von bayerischerin Ministerin Christine
Haderthauer Steuern hinterzogen. Die Opposition fordert erneut ihre
Entlassung.
Kommentar Christine Haderthauer: Auto-aggressiv in Bayern
Ihre CSU-Freunde werden nicht zulassen, dass Christine Haderthauer
entkommt. Und man wird sie in einem politischen Spitzenamt kaum vermissen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.