| # taz.de -- Weniger Bildung an den Hochschulen: Schuldenbremse frisst Studienpl… | |
| > Uni muss bis 2018 über 700 Studien-Anfängerplätze abbauen, weil | |
| > Kostensteigerungen nicht mehr aufgefangen werden. | |
| Bild: Haben Glück, studieren zu dürfen - in Zukunft werden Studienplätze in … | |
| HAMBURG taz | In der Bürgerschaft wird am heutigen Mittwoch schon wieder um | |
| die Hochschulpolitik gestritten. Anlass ist eine Drucksache, mit der | |
| Wissenschaftsbehörde und Hochschulen erstmals detailliert die Kapazitäten | |
| festlegen, um Studienplatzklagen zu vereiteln. Als Nebeneffekt wird nun | |
| publik, wie und warum die Universität Hamburg Studienplätze abbauen muss. | |
| Dies sei Folge von „budgetär nicht abgebildeten Kostensteigerungen“, heißt | |
| es in dem Papier. | |
| „Damit gesteht der Senat endlich die Unterfinanzierung der Hochschulen | |
| ein“, sagt die Grüne Eva Gümbel. Bisher habe die SPD dies beharrlich | |
| betritten. Sie begrüße diese „neue Ehrlichkeit“. | |
| Konkret zu lesen ist in dem Papier die Planung bis 2016. Ingesamt baut die | |
| Uni über fünf Prozent der Lehrveranstaltungsstunden ab und bietet 378 | |
| Studienanfängerplätze weniger. Davon gehen allein 215 der Fakultät | |
| Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MIN) verloren, weitere 157 | |
| den Sozialwissenschaften. | |
| Allerdings sind die Zahlen für die Uni-Hamburg bislang nur für 2014 fest | |
| vereinbart, die Drucksache bietet für 2015 und 2016 nur einen Vorblick, | |
| weil die Vereinbarung nicht fertig ist. Für die übrigen fünf staatlichen | |
| Hochschulen gibt es je eine Vereinbarung für 2014 und für den | |
| Doppeljahrgang 2015/ 16. Letztere wiederum hat auch schon die Jahre 2017 | |
| und 2018 im Blick. | |
| Der FDP-Politiker Wieland Schinnenburg vermutet, dass der Senat mit Absicht | |
| diese Daten für die Uni zurück hält, „weil sie noch schlimmere Zahlen | |
| enthalten“. Dabei sei SPD-Wissenschaftsenatorin Dorothee Stapelfeldt jetzt | |
| zu deren Vorlage verpflichtet und verstoße gegen ihr eigenes neues | |
| Ausbildungskapazitätsgesetz. | |
| Die Grünen haben indes in den Haushaltsplänen nach der mittelfristigen | |
| Planung geschaut und festgestellt, dass an der Uni bis 2018 gar über 700 | |
| Plätze wegfallen. So sinkt die Zahl der Anfängerplätze für Bachelor-, | |
| Master- und Staatsexamens-Studiengänge von 8.726 im Jahr 2013 auf 8.020. | |
| Grundlage ist der „Zunkunftspakt“, der den Hochschulen bis 2020 nur eine | |
| jährliche Budgetsteigerung von 0,88 Prozent zubilligt, wie es im Rahmen der | |
| Schuldenbremse für weite Teile der Verwaltung gilt. Die Spanne zwischen | |
| Budget und Kosten dürfte für die Jahre 2019 und 2020 noch größer werden. | |
| Die Wissenschaftsbehörde verweist auf neuen Geldsegen aus Berlin. Mit | |
| Sicherheit werde der „Hochschulpakt II“ des Bundes, der 2015 endet, durch | |
| einen „Hochschulpakt III“ auch in 2016 fortgeführt, so Sprecher Alexander | |
| von Vogel. Und schon bisher habe aus diesem Programm vor allem der | |
| MIN-Bereich zusätzliche Studienplätze erhalten. | |
| Mit einem neuen Pakt werde man den Verlust der landesfinanzierten | |
| Studienplätze nicht auffangen können, hält Eva Gümbel dagegen. Dafür müss… | |
| das Programm aus Berlin ab 2016 nicht nur fortgeführt, sondern fast | |
| verdoppelt werden. Sowohl Grüne als auch CDU haben das Thema zur Debatte | |
| angemeldet. | |
| Dabei stört Gümbel auch das Kapazitätsrecht ansich. Es sei eine „unschöne | |
| Neuerung“ der SPD, dass diese erst Plätze abbaue und dann das Einklagen des | |
| Rechts auf freie Berufswahl verhindere. Indes hält der Anwalt Joachim | |
| Schaller das Gesetz für verfassungswidrig und Klagen weiter für möglich. | |
| Nun müssten Gerichte entscheiden. | |
| 10 Sep 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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