# taz.de -- Kommentar zum SPD-Entscheid: Wowereit ganz schnell vergessen | |
> Der SPD-Mitgliederentscheid beginnt, ein Favorit fehlt. Die Genossen | |
> dürfen jetzt nicht den Fehler machen, die drei Kandidaten an ihrem | |
> Vorgänger zu messen. | |
Bild: Weckt er, was in Berlin steckt? Michael Müller darf sich nun beweisen. | |
Nun wird alles ganz fix gehen. Eigentlich war seit der Abgeordnetenhauswahl | |
2011 gerätselt worden, wer Klaus Wowereit im Amt des Regierenden | |
Bürgermeisters beerben wird. Allerdings ohne Ergebnis: Kein Kandidat schien | |
makellos. Innerhalb von höchstens acht Wochen darf jetzt die 17.000 | |
Menschen starke SPD-Basis den so lange schwelenden parteiinternen | |
Wettstreit endgültig entscheiden. | |
Eine spannende wie schwierige Aufgabe. Unter den drei Bewerbern Raed Saleh, | |
Jan Stöß und Michael Müller gibt es keinen ausgemachten Favoriten. Keiner | |
sticht besonders hervor; außerdem ist völlig unberechenbar, wie die | |
SPD-Mitglieder abstimmen werden, da ein Großteil von ihnen in der Partei | |
nicht aktiv ist. | |
Zudem müssen die Genossen in gewisser Hinsicht ihr Hirn ausschalten – was | |
tatsächlich schwerer ist, als mancher meint. Denn sie dürfen den | |
potenziellen Nachfolger nicht an Wowereits Profil und Bilanz messen. Jener | |
war schlicht zur richtigen Zeit in der richtigen Position und prägte das | |
Amt mit seinem ganz eigenen Stil. Noch dazu hat er einen für die | |
Nachfolgekandidaten unaufholbaren Amtsbonus: Klar ist keiner von ihnen so | |
bekannt und deswegen einschätzbar wie der „Und das ist auch gut so“-Mann. | |
Die SPD-Mitglieder müssen Klaus Wowereit also ganz schnell vergessen. Das | |
hilft sicher dabei, den Blick nach vorne zu richten und zu fragen, welche | |
Herausforderungen in der Zukunft auf die Stadt zukommen. Falls das nicht | |
reicht für eine Entscheidung, sei angemerkt: Der nächste Regierende muss | |
nicht unbedingt wieder 13 Jahre an der Macht bleiben. | |
15 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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