# taz.de -- Landtagswahl in Vorarlberg: Im Zwergenland | |
> Der SPÖ kamen im Westen Österreichs erst die Gimmicks, dann die Wähler | |
> abhanden. Die ÖVP verliert ihre absolute Mehrheit, die Grünen legen zu. | |
Bild: Die Nachfrage war groß, wählen wollte die SPÖ trotzdem niemand | |
WIEN taz | 400 verschwundene Gartenzwerge, das war der Aufreger des | |
Wahlkampfs in Österreichs westlichstem Bundesland. Das Ergebnis der | |
Landtagswahlen in Vorarlberg am Sonntag fiel weitgehend wie erwartet aus. | |
Die seit Menschengedenken im Ländle regierende ÖVP verlor ihre knappe | |
absolute Mehrheit und sackte auf 42,3 Prozent ab, die FPÖ als zweite Kraft | |
verlor leicht, die Grünen mit 17,1 Prozent und sechs Prozentpunkten plus | |
können sich als Wahlsieger betrachten. | |
Die Neos des Vorarlbergers Matthias Strolz kommen in den Landtag und die | |
SPÖ rutschte erstmals unter die Zehnprozentmarke: 8,7 Prozent. Und das | |
obwohl ihr die Zwergenaffaire zumindest Aufmerksamkeit beschert hatte. | |
Coolmen heißen sie, die Zwerge, die mit verschränkten Armen und einer | |
Sonnenbrille auf cool machen. Statt Wahlplakaten hatten die | |
Sozialdemokraten Tausende solcher Zwerge an Laternenpfählen, Strommasten | |
und anderen Trägern im öffentlichen Raum montiert. Sie warben für | |
Spitzenkandidat Michael Ritsch und die Schlagworte im Programm der SPÖ: | |
„Leistbares Wohnen“, „Pflegesicherheit für alle“, oder „kostenfreie | |
Kinderbetreuung“. | |
Als Mitte August über 400 dieser Coolmen verschwanden, vermutete Ritsch den | |
politischen Gegner hinter dem organisierten Zwergendiebstahl. Tatsächlich | |
wurde einer der Diebe, die die in über zwei Meter Höhe montierten | |
Wahlhelferlein abmontierten und auf einem Pritschenwagen abtransportierten | |
als Bezirksfunktionär der ÖVP entlarvt. SPÖ-Mann Ritsch freute sich über | |
die zunehmende Nachfrage nach seinen Zwergen. Fortan wurden keine mehr | |
aufgehängt, sondern nur mehr an potentielle Wähler verschenkt. Offenbar | |
aber zu wenige. | |
Der ÖVP setzten vor allem die Neos zu, die erst kurz vor den | |
Nationalratswahlen vor einem Jahr von liberalen ÖVP-Dissidenten gegründet | |
wurden und sich erstmals in einem Bundesland zur Wahl stellten. Sie | |
präsentieren sich als weltoffene Alternative zu den als verzopft geltenden | |
Schwarzen. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), der ganz auf | |
Lokalpatriotismus setzte, um sich von der unpopulären Mutterpartei | |
abzuheben, wird sich jetzt einen Koalitionspartner suchen müssen. | |
Sowohl die FPÖ, die schon mehrmals mitregierte, als auch die Grünen bieten | |
sich an. Letztere mit dem Rückenwind der Wähler. Für die Ökos wäre es nach | |
Oberösterreich, Wien, Kärnten, Tirol und Salzburg bereits die sechste | |
Beteiligung an einer Landesregierung. | |
21 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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