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# taz.de -- Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises: Was tun gegen Kartelle?
> Mal nicht ein Amerikaner: Der Franzose Jean Tirole bekommt den Preis für
> seine Modelle zur Regulierung von oligopolen Märkten.
Bild: An ihn geht der Wirtschaftsnobelpreis 2014: Jean Tirole.
BERLIN taz | Der Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an einen
Franzosen: an den 61-jährigen Jean Tirole, der in Toulouse lehrt. Es ist
das erste Mal seit 15 Jahren, dass der Wirtschaftspreis nicht an einen
US-Amerikaner fällt.
Tirole hat sich lebenslang mit dem Thema beschäftigt, wie man Oligopole am
besten staatlich reguliert – wenn also wenige Großkonzerne einen Markt
beherrschen und überhöhte Preise durchsetzen können. Konzentrationsprozesse
sind in fast allen Branchen zu beobachten, vom Bankgewerbe bis zu den
Autobauern.
Oft wurde das Problem sogar noch verschärft, indem der Staat öffentliche
Monopole wie etwa die Telekommunikation oder die Energieversorgung
privatisierte. Meist entstanden danach neue mächtige Oligopole.
Schon Adam Smith wusste, dass es den freien Markt nicht gibt und der
Kapitalismus dazu neigt, dass sich Monopole oder Preiskartelle bilden. Aber
wie lässt sich dieser Trend staatlich bekämpfen? Es reicht jedenfalls nicht
aus, einfach nur eine Kartellbehörde zu gründen, wie Tirole in zahlreichen
Aufsätzen und Büchern zeigt.
## Ein Informationsproblem
Der Staat hat mit diversen Problemen zu kämpfen – vorneweg mit der
sogenannten asymmetrischen Information. Die Kontrolleure wissen schlicht
weniger als das betroffene Unternehmen. So gibt es für die Kartellbehörde
keine Möglichkeit, seriös herauszufinden, wie hoch die wahren Kosten einer
Firma sind – welcher Preis also am Ende angemessen wäre.
Um dieses Informationsproblem zu umgehen, hat Tirole die Spiel- und die
Vertragstheorie kombiniert. Heraus kommen mehrere Wahlmöglichkeiten, die
der Staat den Firmen offeriert. Diese sind so gestaltet, dass sich die
Unternehmen aus purem Eigeninteresse für jene Variante entscheiden, die
auch für die Allgemeinheit am besten ist.
Tirole hat Ingenieurswissenschaften an der École Polytechnique und der
École Nationale des Ponts et Chaussées in Paris studiert. Anschließend
absolvierte er ein Mathematikstudium an der Université Paris-Dauphine. 1981
promovierte er in Wirtschaftswissenschaften am MIT in Cambridge, USA.
Der Wirtschaftsnobelpreis wird seit 1969 von der schwedischen Notenbank
verliehen und gehört nicht zu den klassischen Nobelpreisen, die bereits
seit 1901 vergeben werden. Die Preissumme ist jedoch identisch – und
beträgt in diesem Jahr acht Millionen schwedische Kronen, was umgerechnet
etwa 875.000 Euro entspricht.
Es kommt selten vor, dass ein Ökonom die gesamte Preissumme erhält. 2013
mussten sich Robert Shiller, Eugene Fama und Lars Peter Hansen das Geld
teilen.
13 Oct 2014
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
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