# taz.de -- Kampf um Kobani: Kurden wehren IS-Angriff ab | |
> Die Terrormiliz IS hat ein weiteres Propagandavideo mit einer britischen | |
> Geisel veröffentlicht. Darin werden westliche Berichte zur Lage in Kobani | |
> zurückgewiesen. | |
Bild: Große Teile von Kobani sind völlig zerstört | |
KOBANI dpa | Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hat ein weiteres | |
Propagandavideo mit der britischen Geisel John Cantlie veröffentlicht – | |
angeblich aus der umkämpften Kurdenstadt Kobane in Nordsyrien. Die Stadt | |
sei schon fast ganz in der Hand der IS-Kämpfer und es gebe keine kurdischen | |
Verteidiger oder Peschmerga-Kämpfer, behauptet der seit 2012 entführte | |
Journalist in dem am Montag im Internet veröffentlichten Video. Berichte | |
westlicher Medien über schwere Kämpfe und hohe Verluste des IS seien | |
falsch. Sie würden sich nur auf Angaben kurdischer Kommandeure und des | |
Weißen Hauses stützen, die nicht an der Wahrheit interessiert seien. | |
Das Video erscheint professioneller gemacht als frühere Mitteilungen des IS | |
und beginnt mit einer Luftaufnahme der Stadt, die laut Einblendung von | |
einer „Drohne der Armee des Islamischen Staates“ aus aufgenommen sei. Der | |
43-jährige Cantlie imitiert den Stil westlicher TV-Reporter und behauptet, | |
die US-Luftangriffe hätten lediglich den Einsatz schwerer Waffen durch die | |
IS-Kämpfer behindert. Deshalb würden sie die Stadt im Häuserkampf | |
einnehmen. Es ist bereits das sechste IS-Video mit Cantlie. Seit August hat | |
der IS Videos von der Hinrichtung zweier amerikanischer und zweier | |
britischer Geiseln veröffentlicht. | |
Tatsächlich ist es dem IS bisher nicht gelungen, die Stadt ganz einzunehmen | |
und die kurdischen Verteidiger zu besiegen. Die Kurden in Nordsyrien haben | |
unterdessen einen weiteren Versuch der Terrormiliz vereitelt, Kobane von | |
der Außenwelt abzuschneiden. Im Norden Kobanes hätten sie einen Angriff der | |
Terroristen abgewehrt, sagte Kurden-Sprecher Idriss Nassan am Montag. | |
Zugleich warteten die Verteidiger der Stadt weiter auf die Verstärkung von | |
kurdischen Peschmerga aus dem Nordirak. Rund 150 Kämpfer mit neuen | |
US-Waffen sollen die syrischen Kurden gegen die Extremisten unterstützen. | |
Das kurdische Portal Welati berichtete unter Berufung auf einen hohen | |
Militärvertreter in der Region, die Kämpfer aus dem Irak seien noch nicht | |
in der Stadt eingetroffen. Die irakischen Kurden sollen über die Türkei | |
nach Kobane verlegt werden, nachdem die Regierung in Ankara dafür | |
prinzipiell eine Erlaubnis gegeben hatte. | |
## Keine Hilfe für die Kurden | |
Der Peschmerga-Minister der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak, | |
Mustafa Said Kadir, [1][sagte der Nachrichtenseite Rudaw] jedoch, man warte | |
noch auf „die Haltung des türkischen Staates“. Deswegen seien die Kämpfer | |
bislang nicht entsandt worden. Die Türkei lehnt jede direkte Hilfe für die | |
Kurden in Kobane ab, weil die dortigen Volksschutzeinheiten mit der | |
kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden sind. Diese ist in der Türkei als | |
Terrororganisation verboten. | |
Das [2][Zentralkommando der US-Armee in Florida teilte mit], die | |
US-Luftwaffe habe am Sonntag und Montag vier Angriffe gegen IS-Ziele in der | |
Nähe von Kobane geflogen. Dabei seien fünf Fahrzeuge und ein von | |
Extremisten kontrolliertes Gebäude zerstört worden. Im benachbarten Irak | |
flogen die US-Luftwaffe und ihre Verbündeten demnach sieben Angriffe auf | |
IS-Stellungen. | |
Flugabwehrraketen der IS könnten in den kommenden Wochen nach Ansicht des | |
US-Militärs zu einer Gefahr für Hubschrauber der internationalen Koalition | |
werden. Das [3][berichtete die Zeitung New York Times] unter Berufung auf | |
einen hohen US-Militär, der nicht namentlich zitiert werden wollte. Die | |
Raketen könnten demnach entscheidenden Einfluss auf die Kampfhandlungen | |
haben. IS-Kämpfer verfügen nach US-Angaben über schultergefeuerte | |
Boden-Luft-Raketen. | |
Der IS kontrolliert in Syrien und im Irak riesige Gebiete und hat dort ein | |
„Islamisches Kalifat“ ausgerufen. Im August hatten die USA mit | |
Luftangriffen gegen die Extremisten im Irak begonnen. Seit Ende September | |
fliegt eine von den USA geführte internationale Koalition auch | |
Kampfeinsätze in Syrien. Die radikal-islamische Al-Nusra-Front begann | |
unterdessen im Nordwesten Syriens einen Angriff auf die Stadt Idlib, die | |
von syrischen Regierungstruppen gehalten wird. Vier Selbstmordattentäter | |
hätten an Armee-Kontrollpunkten mindestens zehn Soldaten mit in den Tod | |
gerissen, berichtete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. | |
## 700 Meter vor der Grenze | |
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, die Armee habe einen | |
Angriff auf Idlib abgewehrt und Dutzende „Terroristen“ getötet. Die | |
Al-Nusra-Front ist mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida verbunden, mit der | |
Terrormiliz IS trotz einer ähnlichen Ideologie jedoch verfeindet. | |
Kobane liegt an der syrisch-türkischen Grenze in einer kurdischen Enklave, | |
die bereits größtenteils vom IS beherrscht wird. Nördlich der Stadt gibt es | |
noch eine Verbindungsroute in die Türkei. Der IS hatte bereits am | |
Wochenende versucht, diese zu kappen. Die Extremisten stehen nur noch knapp | |
700 Meter vom Grenzübergang entfernt. Sollte sie ihn erobern, könnten weder | |
die Peschmerga-Kämpfer noch Nachschub nach Kobane gelangen. | |
Die heftigen Kämpfe zwischen beiden Seiten gingen auch am Montag weiter. | |
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte feuerte | |
der IS Raketen auf Kobane und das Grenzgebiet. | |
28 Oct 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://rudaw.net/english/kurdistan/271020143 | |
[2] http://twitter.com/CENTCOMCGPAO/status/526712222660460544/photo/1 | |
[3] http://www.nytimes.com/2014/10/27/world/middleeast/missiles-of-isis-may-pos… | |
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