# taz.de -- Arbeitsmigranten in Katar: Schutz für WM-Arbeiter gefordert | |
> Menschenrechtler klagen über menschenverachtende Arbeitsbedingungen. Die | |
> angekündigten Reformen sind immer noch nicht umgesetzt. | |
Bild: Arbeiter in Doha, Katar, warten auf ihren Rücktransport in die Unterkün… | |
BERLIN taz | Selbst der Emir des Golfstaates Katar gibt sich erschüttert | |
über die Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte im Vorfeld der | |
Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2022. In einem Interview sagte Tamim bin | |
Hamad al-Thani kürzlich, er sei angesichts der Lage der Migranten | |
„persönlich verletzt“. | |
Katar hat ein durchschnittliches jährliches Pro-Kopf-Einkommen von 96.903 | |
Dollar und damit das höchste der Welt. Das Land steht unter massivem Druck | |
internationaler Organisationen, seit der britische Guardian 2013 einen | |
detaillierten Bericht über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der | |
Migranten veröffentlichte. | |
Gewerkschaftsorganisationen gehen davon aus, dass seit 2010 etwa 1.200 | |
Arbeiter auf Baustellen gestorben sind. Durch die große Hitze und lange | |
Arbeitszeiten brechen immer wieder Bauarbeiter zusammen; viele von ihnen | |
sterben an Herzstillstand. | |
Doch trotz der Betroffenheit des Emirs ist wenig geschehen, seit die | |
Regierung im Mai dieses Jahres begrenzte Reformen ankündigte. Daher zog | |
Amnesty International (AI) jetzt in einem Bericht mit dem Titel „Katar: | |
Maßnahmen gegen Ausbeutung von Arbeitsmigranten erbärmlich“ Bilanz. | |
Die Autoren kritisieren unter anderem ausstehende Löhne, gefährliche | |
Arbeitsbedingungen und heruntergekommene Unterkünfte. Der Gang zum Gericht | |
ist den Migranten ebenso verwehrt wie das Recht, sich zu organisieren. | |
Vor allem fordert AI die Abschaffung des Sponsorengesetzes. Dieses | |
verpflichtet ausländische Arbeiter unter anderem dazu, die Genehmigung | |
ihres Arbeitgebers einzuholen, wenn sie diesen wechseln oder das Land | |
verlassen wollen. Das kann dazu führen, dass ausgebeutete Arbeiter in Katar | |
festsitzen und nicht ausreisen können, Außerdem fördert es die | |
Zwangsarbeit. | |
## Unveränderte Ausreiseregelungen | |
Im Mai kündigte die Regierung im Rahmes des Reformprogramms eine Änderung | |
der Ausreiseregeln an. Demnach sollten Arbeiter nach spätestens 72 Stunden | |
eine Ausreisegenehmigung des Innenministeriums bekommen. Dagegen hätten die | |
Arbeitgeber offenbar Einspruch einlegen können – aber bislang ist laut AI | |
weder ein entsprechendes Gesetz verabschiedet noch die Praxis verändert | |
worden. | |
Die Strafe für die Konfiszierung der Pässe durch den Arbeitgeber sollte von | |
10.000 Rial auf 50.000 (11.000 Euro) erhöht werden. Geschehen ist nichts. | |
Auch das Sponsorensystem wurde nicht abgeschafft. | |
„Die Reformvorschläge sind enttäuschend und verfehlen den Kern des | |
Problems“, sagt Regina Spöttl von AI. „Aber selbst diese minimalen Reformen | |
sind bis heute nicht umgesetzt.“ | |
12 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Beate Seel | |
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