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# taz.de -- Wildnis: Stadt, Land, Wolf
> In Brandenburg ist der Wolf schon heimisch. Würde er sich auch mitten in
> Berlin wohlfühlen?
Bild: Noch nicht in Berlin gesichtet: Wölfe.
In Brandenburg sind Wölfe schon länger heimisch. 2007 wurde die erste
territoriale Ansiedlung eines brandenburgischen Rudels in Welzow
nachgewiesen. Offiziell sind in Brandenburg derzeit sieben Wolfsrudel, zwei
Wolfspaare und ein sesshaftes Einzeltier verzeichnet. „Brandenburg ist auch
weiterhin Wolferwartungsland. Tierhalter sollten sich auf weitere Wölfe
einstellen“, erklärt Carina Vogel, Wolfsbotschafterin für den
Naturschutzbund Deutschland (Nabu), gegenüber der taz.
Doch würde sich der Wolf von Brandenburg aus auch tatsächlich bis in den
inneren Stadtkern Berlins vorwagen? Dirk Ehlert, zuständig für Artenschutz
bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, klärt auf: „Wenn sich
Wölfe neue Lebensräume erobern, kann es schon mal sein, dass sie die
Stadtgrenzen streifen. Dauerhaft würden sie sich hier aber nicht ansiedeln,
da die Lebensbedingungen nicht passend sind.“ Der Ort mit der kürzesten
Entfernung zu Berlin, indem das Pelztier schon mal gesichtet wurde, sei
laut dem Wildtierexperten die Döberitzer Heide – diese liegt etwa 18
Kilometer westlich von Spandau.
Die Nabu-Botschafterin Vogel pflichtet dem bei: „Wölfe könnten in den
Berliner Randbezirken schon etwas näher an die Stadt herankommen. Bis der
Wolf allerdings über den Alexanderplatz laufen könnte, dürfte es noch sehr
lange dauern.“
Das Ballungszentrum würden die Tiere eher meiden und lieber in Gebieten
leben, in denen sie nicht gestört würden.
Viele Waldgebiete in Berlin seien viel zu belebt, so Wolfsbotschafterin
Vogel, als dass sich dort ein Wolf „verlaufen“ würde. So wären
beispielsweise im Grunewald zu viele Spaziergänger unterwegs. Wölfe
bräuchten aber viel Ruhe, um ihre Welpen auszutragen. Im stark besiedelten
Berlin sei diese im Gegensatz zu vielen Orten in Brandenburg eher weniger
zu finden.
Auch die Beutejagd würde um einiges schwerer ausfallen: „In Berlin ist der
Kleinbestand an Weidetieren natürlich sehr dünn gesät“, so Vogel. „Hier
müsste sich der Wolf andere Beute suchen, etwa Wildschweine oder
Waschbären.“ Die größte Gefahr für Wölfe sei die Bedrohung durch hohes
Verkehrsaufkommen – dieser wären sie in Berlin natürlich stark ausgesetzt.
So sind die meisten tot aufgefundenen Wölfe Verkehrsopfer durch Autos und
den Bahnverkehr.
Natürlich gibt es immer mal wieder Leute, die von vermeintlichen
Wolfsbeobachtungen berichten. „Dabei handelt es sich aber oftmals eher um
einen Wolfshund, von denen es in Berlin schätzungsweise etwa 100 gibt“,
erklärt die Nabu-Botschafterin. So könnten viele Menschen mit bloßem Auge
nicht zwischen Wolf und Hund unterscheiden. Sogar entlaufene Schäferhunde
oder Collies wurden schon fälschlicherweise als Wölfe bezeichnet, weiß der
Wildtierexperte Dirk Ehlert.
Sein Kollege Klemens Steiof, ebenfalls zuständig für Artenschutz bei der
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, kann dies auf Anfrage der taz nur
bestätigen: „Es gibt aktuell keine Fälle, in denen nachgewiesen werden
konnte, dass ein Wolf im inneren Stadtzentrum Berlins gesichtet wurde.“ Es
könne natürlich sein, dass mal ein Wolf durch die städtischen Wälder
streift. Doch da würde sich laut Steiof die Frage stellen, ob das überhaupt
vom Menschen bemerkt werden würde. „Der Wolf weicht den Menschen eher aus.
Sein Lebensraumschema führt ihn in ruhige Gebiete“, erklärt der
Artenschutzexperte.
Das Märchen vom bösen Wolf: Im urbanen Raum bleibt es in naher Zukunft wohl
weiter erst mal ein Mythos.
18 Nov 2014
## AUTOREN
Jasmin Rastom
## TAGS
Naturschutz
Wölfe
Lausitz
Brandenburg
Tiere
Naturschutz
Pelz
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