# taz.de -- Diskriminierungsfreies Beleidigen: Nazis richtig beschimpfen | |
> Der Pirat Daniel Schwerd schlug vor, Nazis als Judenschweine zu | |
> beschimpfen. Mies. Eine Anleitung zum diskriminierungsfreien Beleidigen. | |
Bild: Rechte in Berlin-Marzahn. Schnauze – auch kein schönes Wort. Das ist s… | |
Hure, Mongo, Schwuchtel. Bei Beleidigungen wie diesen ist die | |
Diskriminierung von Minderheiten offensichtlich. Doch auch bei abstrakteren | |
Begrifflichkeiten wie Arschloch oder dem Adjektiv adipös werden Randgruppen | |
diskriminiert. Für Schwule und Menschen mit höherem Gewicht können diese | |
Worte verletzend sein. | |
Eigentlich wollte der Berliner Abgeordnete Christopher Lauer [1][mit seinem | |
Tweet] eine NPD-Kandidatin beleidigen: „Jung, frech, adipös“. Doch | |
angegriffen fühlten sich vor allem andere Twitter-Nutzer. | |
In der Diskussion reagierte auch Daniel Schwerd, Piratenmitglied und | |
Abgeordneter des NRW-Landtags, auf Lauers Tweet. Seine These: Es sei in | |
Ordnung Nazis als „Judenschweine“ zu bezeichnen, wenn man sie damit treffe. | |
[2][In seinem Blogeintrag] rudert er inzwischen zurück: „Dass dadurch | |
Dritte beleidigt werden, tut mir sehr leid. Bei den Menschen, die dadurch | |
angegriffen sind, ohne Nazis zu sein, möchte ich mich ganz herzlich | |
entschuldigen.“ | |
Doch wie beschimpft man, ohne von Diskriminierung betroffene Menschen zu | |
verletzen? Die Funktion einer Beleidigung ist, Menschen mit einer | |
Bezeichnung abzuwerten. Das einfachste Mittel dafür ist, sie als etwas zu | |
bezeichnen, was in der heteronormativen Gesellschaft als minderwertig | |
angesehen wird – also alles, was nicht weiß, hetero und männlich ist oder | |
nicht den vermeintlichen körperlichen oder geistigen Normen entspricht. Das | |
Problem: Wenn man Beleidigungen benutzt, die sich auf diese nichtweißen, | |
nichtheterosexuellen, nichtmännlichen Gruppen beziehen, erkennt man damit | |
gleichzeitig die angebliche Minderwertigkeit an. Man übernimmt die | |
Narration der Herrschenden. Doch es gibt Alternativen: | |
Ich-Aussagen: Nerv‘ mich nicht, mir wird übel, ich muss kotzen. | |
Beleidigen mit Fäkalsprache: Du Stück Scheiße, Kot, Dreckhaufen. | |
Dinge: Du Flasche, Eimer, Platte. | |
In Richtung der Mächtigen beleidigen: Yuppie, Geldsack, Macker. | |
Was nicht geht: jegliche Beleidigungen, die sich auf vermeintliche | |
Nicht-Intelligenz beziehen. So werden Menschen diskriminiert, die aus | |
welchen Gründen auch immer nicht den „Normen“ entsprechen. Doch Normen sind | |
immer konstruiert. Auch tierische Beleidigungen sind keine Alternative. | |
Denn auch „dumme Kuh“, „faule Sau“ oder „Affe“ diskriminieren – T… | |
sie sind Unterdrückte im Herrschaftssystem des weißen Mannes. | |
Um jemanden wirklich effektiv zu beleidigen, gilt es, den Punkt zu | |
benennen, der den Menschen am meisten trifft. Das ist natürlich situativ | |
sehr unterschiedlich. Auch der NRW-Pirat Schwerd hatte versucht, diesen | |
Punkt der Nazis zu treffen. Doch mit den falschen Mitteln. Man muss | |
treffen, was ihnen am wichtigsten ist – Deutschland. Die oben genannten | |
Strategien kann man dabei willkürlich mixen: Dreckspack, ich kotz im | |
Strahl, scheiß Kartoffeln. | |
26 Nov 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://twitter.com/Schmidtlepp/status/536879486198095872?s=09 | |
[2] http://www.daniel-schwerd.de/ueber-das-politisch-korrekte-beleidigen-von-na… | |
## AUTOREN | |
Svenja Bednarczyk | |
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