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# taz.de -- Die Wahrheit: Die Liebe in den Zeiten des Tiers
> Additionsbastarde aus Spottdrossel und Tölpel, auch Mockinjay genannt,
> nerven zwar, animieren aber zur Recherche weiterer Kofferwörter.
Das Kamasutra teilt Männer und Frauen in je drei verschiedene Typen auf:
Reh, Stute und Elefant (Frauen) und Hase, Stier und Pferd (Männer). Für die
Paarung unter den verschiedenen Typen schlägt es die unterschiedlichsten
Stellungen vor, damit auch Elefant und Hase oder Reh und Pferd Spaß
miteinander haben können. Das Ergebnis ist, falls es zur Zeugung kommt,
bekanntlich meist menschlich.
Bei einem sogenannten Additionsbastard handelt es sich dagegen um eine
Kreuzung zweier unterschiedlicher Arten. Die Jostabeere zum Beispiel
stammt, wie es das Kofferwort andeutet, von der Schwarzen Johannis- und der
Stachelbeere ab. Sie ist fast so groß wie eine Stachelbeere, aber schwarz
und kaum stachelig, und über etwaige Irritationen bei der Paarung braucht
man sich keine Sorgen zu machen – es geht schließlich um friedliches Obst.
Der Maulesel, ein Hybrid aus Papa Hengst und Mama Esel, und das Maultier
(Papa Esel, Mama Stute) sind ebenfalls geduldige und fleißige, größtenteils
traumafreie Tiere. Tschechoslowakische Wolfshunde, die in den fünfziger
Jahren aus einer Karpatenwölfin namens Brita und einem Schäferhund
herausgepaart wurden, damit die Armee besser mit ihnen durch den Schnee
marschieren kann, gibt es immer noch – sie sind extrem beliebt, weil sie
über eine ausgeprägte Körpersprache verfügen. Zudem bellen sie nicht gern,
sondern bevorzugen das auf mütterlicher Seite angelegte Heulen.
Eine ziemlich alberne, aber dennoch existierende Artenkombination ist die
Schiege, die aus einem One-Night-Stand eines Schafs mit einem Ziegenbock
entstehen kann, und, wenn man genau hinhört, bereits in der Augsburger
Puppenkisten-Version von „Kater Mikesch“ im stürmischen und kein Abenteuer
scheuenden Ziegenbock Bobesch angelegt ist.
2006 wurde im eiskalten Norden von Kanada ein Bär mit bräunlichem Fell
erlegt, der sich bei der DNA-Analyse als love child eines Grizzly- und
eines Eisbären erwies. Man nannte ihn Pizzly und wunderte sich sehr, weil
Eisbären und Grizzlys normalerweise unterschiedliche Lotterbetten
bevorzugen: Eisbären machen’s auf der Scholle, Grizzlys lieber auf dem
moosigen Waldboden.
Liger und Töwen werden allerdings im Reagenzglas gezüchtet und sind genauso
wenig natürlich wie der momentan durch die Kinosäle und Charts flatternde
und damit enorm enervierende Mockingjay, der Spotttölpel, der mich zu
dieser Hybrid-Recherche angeregt hat. Denn während ich der Grizzlydame, die
mit „Lars, dem kleinen Eisbär“ geht, oder den Tiger Shir Khan, der sich in
Simba verguckt hat (selbstverständlich ist jegliche sexuelle Ausrichtung
auch im Tierreich möglich), ein aufmunterndes „Work for love! Against all
odds!“ zurufen möchte, geht mir Mockingjay nur noch auf den Zeiger.
Gern würde ich dem Additionsbastard aus Spottdrossel und Tölpel den
Kinderwitz mit dem Pudelwolf erzählen, der einem unbekannten Tier stolz von
seinen Eltern erzählt: Mein Vater ist ein Pudel-Rüde, meine Mutter eine
Wölfin. Und was bist du? – Ein Ameisenbär.
5 Dec 2014
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Tierwelt
Sexualität
Biologie
Innovation
Quizduell
Opium
Monaco
Finnland
Familie
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