# taz.de -- Öko-Weihnachtsbäume: Tanneliese zu Besuch | |
> Für konventionelle Weihnachtsbäume gibt es nachhaltigen Ersatz. Und der | |
> Kauf wird auch noch überflüssig – leider nicht überall. | |
Bild: Hier ist zumindest schon mal der Transport öko | |
BERLIN taz | Baumgard, Tanneliese, Waldemar – das sind nicht die Trendnamen | |
für das neue Jahr, sondern Bezeichnungen für Weihnachtsbaumgrößen. Waldemar | |
kann bis zu zwei Meter groß werden, Tanneliese manchmal nur 1,25 Meter | |
hoch. Das besondere an den Bäumen? Man kann sie mieten. | |
„Wir wollen etwas dagegen tun, dass die Bäume nach Weihnachten auf der | |
Straße landen und vielleicht noch wie in der IKEA-Werbung achtlos aus dem | |
Fenster geworfen werden“ sagt Jan Wehmeyer, einer der beiden Gründer des | |
Start Ups Happy Tree. Waldemar und Co. werden im Topf direkt an die Haustür | |
geliefert und kurz nach Weihnachten wieder abgeholt. Zunächst nur in | |
Düsseldorf und Köln, denn die Unternehmer aus Düsseldorf wollen „klein | |
anfangen“. | |
Umweltorganisationen wie der Naturschutzbund Deutschland oder Robin Wood | |
weisen seit Jahren auf die Umweltschädlichkeit konventioneller | |
Weihnachtsbaumplantagen hin. Laut Robin Wood werden zwar nur zehn Prozent | |
der dreißig Millionen in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume importiert, | |
die meisten der heimischen Bäume wüchsen aber auf Plantagen. Dort würden | |
sie mit Insektiziden etwa gegen Rüsselkäfer und Läuse sowie mit | |
Mineraldünger für gleichmäßigen Wuchs und ein intensive Grün- und | |
Blaufärbung der Nadeln behandelt. | |
„Es geht natürlich auch anders“ sagt Rudolf Fenner, Waldreferent bei Robin | |
Wood. So garantierten zum Beispiel Biosiegel wie Naturland, Bioland oder | |
Demeter den Verzicht auf Pestizide und Mineraldünger, ebenso wie das Siegel | |
Forest Stewardship Council (FSC), das extra für die Forstwirtschaft | |
geschaffen wurde. Teurer seien die Bio-Weihnachtsbäume kaum, einige Händler | |
verkauften sie zehn Prozent teurer als konventionelle Bäume. Diese kosten | |
je nach Art zwischen sieben und 22,50 Euro pro laufendem Meter. | |
## Gequälte Bäume | |
Vom Kauf lebender Weihnachtsbäume rät der Waldreferent eigentlich ab. | |
Diese, oft im Baumarkt angeboten, würden meist in den Topf „gequält“, | |
überhängende Wurzeln einfach abgetrennt. Zudem ist der Aufenthalt in den | |
warmen Wohnzimmern sehr „stressig“ für die Bäume. Sie erwachten aus der | |
Winterruhe und fingen an zu treiben. Die jungen Triebe seien extrem | |
frostempfindlich, die meisten der Bäume stürben, nachdem sie in den eigenen | |
Garten verpflanzt wurden. Für die Happy Tree-Weihnachtsbäume sieht er aber | |
relativ gute Überlebenschancen, wenn sie gepflegt würden. | |
Zwei Jahre hatten die beiden Happy Tree-Gründer ihre Idee des eingetopften | |
Weihnachtsbaums im Kopf, bis sie auf einen Anbieter gestoßen sind, bei dem | |
die Bäume schon im Topf aufwachsen. Denn so würden die Wurzeln nicht | |
zerstört, heißt es. Die Tannen kosten zwischen 65 und 78 Euro und werden | |
mit Pflegeanleitung geliefert. | |
Nach Weihnachten werden sie samt Topf in eine regionale Baumschule | |
verpflanzt, wo sie unter Bio-Bedingungen weiterwachsen können. Mit ihrem | |
holländischen Produzenten arbeiten die Gründer zudem an der Bioqualität der | |
Bäume, sie wollen bald von Anfang an auf Mineraldünger und Pestizide | |
verzichten. Ein Fairtradesiegel haben die Bäume schon. | |
14 Dec 2014 | |
## AUTOREN | |
Stefanie Mnich | |
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