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# taz.de -- Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin: Fluchtwege wieder frei
> Das Bezirksamt überprüft den Brandschutz. Die Polizei nutzt das für
> Ermittlungen und Vollstreckung von Haftbefehlen – und betont: dies ist
> keine Räumung.
Bild: Vor der Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin.
Die Aktion war seit Längerem geplant, für die Bewohner der
Gerhart-Hauptmann-Schule kam sie allerdings völlig überraschend. Unter
Polizeibegleitschutz führten Mitarbeiter des Bezirksamts
Friedrichshain-Kreuzberg am Dienstag eine mehrstündige Begehung des
Gebäudes durch. Man habe den Brandschutz überprüft, verbarrikadierte
Fluchtwege freigeräumt und Müll abtransportieren lassen, nannte
Finanzstadträtin Jana Borkamp (Grüne) als Gründe.
Die Polizei sollte die Maßnahmen gegen etwaige Störungen absichern. Sie
nutzte die Gelegenheit aber auch für eigene Ermittlungen und zur
Vollstreckung von zwei Haftbefehlen.
In der Schule leben derzeit rund 45 Menschen. Sie schliefen fest, als die
Aktion um sechs Uhr morgens begann. Schnell verbreitete sich die Nachricht
über die sozialen Netzwerke. Besorgt fragte man sich, ob die Schule unter
dem Vorwand des Brandschutzes möglicherweise geräumt werden solle. Sowohl
das Verwaltungsgericht als auch das Amtsgericht hatten dem Bezirksamt
unlängst eine Räumung bis auf Weiteres untersagt.
Dass es vor dem Gebäude zu keinen größeren Protestaktionen kam, lag
möglicherweise daran, dass die Polizei über Twitter gegenhielt. „Wir haben
frühzeitig kommuniziert, dass es sich um keine Räumung handelt“, sagte
Polizeisprecher Stefan Redlich.
Den Hausbewohnern sei am Morgen auf Handzetteln mitgeteilt worden, dass es
lediglich darum gehe, den Brandschutz sicherzustellen, sagte Borkamp. Man
habe den genauen Termin absichtlich nicht angekündigt. „Wir hatten Sorge,
dass sich die Bewohner verbarrikadieren.“ Die Begehung habe man so kurz wie
möglich gehalten. Mit der Feuerwehr sei verabredet gewesen, dass keine
Privaträume betreten würden. Selbiges habe auch für die im Haus
befindlichen Polizisten gegolten. Im Haus befanden sich laut
Polizeisprecher rund 50 Beamte. Diese hätten in den Treppenhäusern und
Fluren Aufstellung genommen. Außerhalb der Schule hätten zwei
Hundertschaften die Straße abgesichert.
## „Alles andere war zu“
Das Bild, das sich in der Schule bot, beschrieb die Finanzstadträtin so:
Die Türen der Flure seien mit Schlössern und Stangen verbarrikadiert, die
Fluchtwege mit Matratzen und Müll verstellt gewesen. Nur noch der
Haupteingang und eine an der Hauswand nach oben führende Metalltreppe seien
zugänglich gewesen. „Alles andere war zu.“ Bei einem Brand hätte es eine
Katastrophe gegeben. „Wir haben gemacht, was in unserer Verantwortung
steht.“ Die Fluchtwege seien nun wieder frei, Autoreifen und andere
brennbare Materialien abtransportiert. Nun hoffe man auf eine zügige
Entscheidung der Gerichte. Gegen eine Räumung geklagt hatten drei Bewohner.
Die Polizei vollstreckte am Dienstag gegen zwei Personen Haftbefehle wegen
versuchter gefährlicher Körperverletzung. Nach Informationen der taz
handelt es sich um eine in der Schule lebende 36-jährige Kenianerin und
einen 39-jährigen Sudanesen. Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft
sollen sie am 2. Juli 2014 Steine vom Dach der Schule auf Polizisten
geworfen haben.
Aus Protest gegen einen Auszug hatten Teile der Gruppe, die heute noch in
dem Haus leben, seinerzeit das Dach besetzt. Die Polizei vollstreckte am
Dienstag nicht nur die Haftbefehle, sie nutzte die Gelegenheit wohl auch,
um Ermittlungen in dieser Sache voranzutreiben. Mit einem Laserscanner habe
man vom Dach und vom Erdgeschoss aus ausgemessen, welche Energie ein vom
Dach fliegender Stein entwickelt, wenn er auf eine unten stehende Person
treffe, sagte Polizeisprecher Redlich.
10 Dec 2014
## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Berlin
Flüchtlinge
Kreuzberg
Gerhart-Hauptmann-Schule
Rechtsextremismus
Flüchtlinge
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