Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Journalist im Ostkongo ermordet: Gefährliches Berichtsgebiet
> Der Journalist Robert Shamwami Shalubuto wurde in einer Bar in Goma
> gezielt erschossen. Das Mordmotiv ist noch unklar.
Bild: Robert Shamwami Shalubuto.
In der Demokratischen Republik Kongo bleiben am Montag die Radiofrequenzen
und Fernsehbildschirme tot, aus Protest gegen den neuerlichen Mord an einem
Journalisten im unruhigen Osten des Landes. Die nationale
Journalistengewerkschaft UNPC (Nationale Union der Presse des Kongo)
beschloss den eintägigen Streikaufruf, nachdem der bekannte Journalist
Robert Shamwami Shalubuto von der staatlichen Rundfunk- und TV-Anstalt RTNC
am zweiten Weihnachtsfeiertag von unbekannten Tätern erschossen worden war.
Shamwami saß am Abend des 26. Dezember mit Freunden in einer Bar in der
ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma, als gegen halb zehn eine Gruppe
bewaffneter Männer in das Lokal eindrang, zielgerichtet zu seinem Tisch
ging, das Feuer auf ihn eröffnete und mit seiner Tasche samt Papieren die
Flucht ergriff, wie lokale Medien berichten. In den Bauch getroffen, starb
der 42jährige auf dem Weg ins Krankenhaus der US-Hilfsorganisation Heal
Africa, dem größten der Stadt.
Die Provinzregierung von Nord-Kivu bestätigte den Mord und sprach von einem
„offenen Krieg gegen Journalisten". Über die Täter und ihr mögliches Motiv
gibt es keine Angaben. Ein Kollege berichtet, Shamwami habe schon vor knapp
einem Jahr einmal einen Mordanschlag überlebt. Ein anderer sagt, er sei
zuletzt vor einigen Monaten festgenommen worden, nachdem er über einen
Lynchmord in einem Slumviertel von Goma berichtet hatte, und der Mord könne
im Zusammenhang mit einem Massenausbruch von Gefangenen aus Gomas
Zentralgefängnis vor einer Woche stehen.
Journalisten im Ostkongo leben gefährlich, vor allem die einheimischen. Es
vergeht kaum ein Jahr ohne einen Todesfall. Vor zwei Monaten war Shamwamis
RTNC-Kollege Philémon Gira in Goma überfallen worden; er überlebte, aber
ein Bein musste ihm amputiert werden. Im Februar starb der Radiojournalist
Kennedy Germain Mumbere nahe der Stadt Beni 300 Kilometer nördlich von Goma
in einem Hinterhalt.
Um Beni herum sind seit Oktober mehrere hundert Menschen bei Massakern ums
Leben gekommen, die der Staat ugandischen Rebellen mit einheimischer
Unterstützung zuschreibt, die lokale Bevölkerung aber auch Teilen der
eigenen Sicherheitskräfte. Darüber zu recherchieren, kann lebensgefährlich
sein.
Die Goma-Außenstelle des Staatsrundfunks RTNC hat sich in vergangenen
Jahren immer wieder damit hervorgetan, dass sie nicht unbedingt Direktiven
aus der fernen Hauptstadt Kinshsa befolgte. Shamwami war einer der
dienstältesten Mitarbeiter des Senders in Goma; er arbeitete beim Sender
RTNC seit seinem Entstehen in der jetzigen Form 1997. Er hinterlässt eine
Frau und eine Tochter.
28 Dec 2014
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Pressefreiheit
Ostkongo
Goma
Kongo
Bürgerkrieg
M23
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Kongo
Kongo
## ARTIKEL ZUM THEMA
Protest gegen Wahlrechtsreform: Tag der Gewalt in Kinshasa
Die Unruhen wegen der Wahlrechtsreform weiten sich in der Hauptstadt des
Kongo aus. Oppositionelle werden verhaftet. Die Opferzahlen sind
umstritten.
Tote Fotojournalistin Camille Lepage: Woher der Mut?
Die Fotografin Camille Lepage starb in der Zentralafrikanischen Republik,
weil sie beim Bürgerkrieg dort nicht wegschauen wollte.
M23-Rebellen in Uganda: Rückholaktion endet in Chaos
Der Versuch, über 1.000 kongolesische Kämpfer aus Uganda zurück zu holen,
scheitert. Nur ein Teil wurde von Kongos Regierung amnestiert.
Schmutziger Krieg im Kongo: Mit Äxten und Macheten
Das schwerste Massaker an Zivilisten seit Jahren zeigt: Der Machtkampf im
Militär im unruhigen Osten des Kongo ist voll entbrannt.
Massaker an Zivilisten im Kongo: Unter den Augen der Armee
Die Regierung macht ugandische Rebellen für die neue Gewalt verantwortlich.
Daran gibt es Zweifel. Es bilden sich Volksmilizen.
Polizeigewalt in Kinshasa: Kongo macht Front gegen UNO
Nach einem Bericht über extralegale Hinrichtungen durch die Polizei in
Kinshasa soll der oberste Menschenrechtswächter der UN-Mission gehen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.