# taz.de -- Energieversorgung in der Ukraine: Putin knickt ein | |
> Russland liefert Kohle und Strom ohne Vorkasse und hofft, dass die Krim | |
> so wieder mit Energie versorgt wird. Die Ukraine hatte der Halbinsel | |
> zuvor den Hahn zugedreht. | |
Bild: Der Strom ist weg, aber Hauptsache, das Tablet funktioniert noch. | |
KIEW afp | Kiews Blockade-Politik gegen die Krim zwingt Moskau zu | |
Zugeständnissen im Energiestreit mit der Ukraine: Präsident Wladimir Putin | |
entschied am Samstag, dem Nachbarland ohne Vorkasse Kohle und Strom zu | |
liefern. Er hofft dabei, dass ein Teil der Energielieferungen an die Krim | |
geht. | |
Der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel war zuvor von der | |
Regierung in Kiew der Strom abgeschaltet worden. In der Ostukraine | |
tauschten ukrainische Truppen und prorussische Rebellen unterdessen rund | |
370 Gefangene aus. | |
Nach Angaben von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow muss die Ukraine die | |
zugesagten Kohle- und Stromlieferungen - anders als beim Gas - nicht per | |
Vorkasse bezahlen. Diese Entscheidung zeige den „politischen Willen“ Putins | |
„für eine echte Unterstützung der Ukrainer“, sagte Peskow der | |
Nachrichtenagentur Tass. | |
Nach den Worten von Vize-Regierungschef Dmitri Kosak hofft Moskau darauf, | |
dass Kiew einen Teil der russischen Energielieferungen an die Krim | |
weiterleitet. Ein Vertrag sei bislang zwar nicht unterzeichnet worden, | |
sagte Kosak dem Fernsehsender Rossija 24. „Aber wir nehmen sie beim Wort.“ | |
## Die Kohle ist knapp | |
Kosak zufolge will Russland monatlich bis zu 500.000 Tonnen Kohle sowie | |
Strom zu „bevorzugten Konditionen“ an die Ukraine liefern. Der Strompreis | |
soll demnach dem für den russischen Markt entsprechen und damit niedriger | |
sein als der normale Preis für die Ukraine. | |
Die Ukraine leidet vor allem wegen des Konflikts im Osten des Landes, der | |
viele Bergwerke in der Kohleregion Donbass lahmgelegt hat, unter | |
Kohleknappheit. Am Donnerstag hatte Kiew der Krim erneut stundenlang den | |
Strom abgestellt, am Freitag wurden auch die Zug- und Busverbindungen vom | |
Festland gekappt. | |
Die Ukraine und der Westen werfen Russland vor, die Rebellen in der | |
Ostukraine mit Kämpfern und Waffen zu unterstützen. In dem Konflikt | |
zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten | |
wurden seit April mehr als 4700 Menschen getötet. | |
Ein neuer Anlauf zu einer umfassenden Friedensvereinbarung war am Mittwoch | |
gescheitert. Beide Seiten einigten sich in der weißrussischen Hauptstadt | |
Minsk lediglich auf einen Gefangenenaustausch, die für Freitag geplante | |
Fortsetzung der Gespräche wurde aber abgesagt. Gestritten wird insbesondere | |
um die Einrichtung einer Pufferzone sowie um die Wiederaufnahme der Zahlung | |
von Sozialleistungen in den Rebellenhochburgen Donezk und Lugansk, die Kiew | |
vor einigen Wochen ebenfalls eingestellt hatte. | |
## Gefangene wurden ausgetauscht | |
Der in Minsk vereinbarte Gefangenenaustausch fand am Wochenende statt. Am | |
Freitagabend wurden nördlich von Donezk 146 Soldaten und 222 | |
Rebellenkämpfer ausgetauscht, am Samstag ließen die Rebellen im | |
benachbarten Lugansk vier weitere Soldaten frei. | |
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko nahm die freigelassenen | |
Soldaten auf einem Militärflughafen in Kiew in Empfang. Er sei froh, dass | |
sie Neujahr nun „mit ihren Familien und Kampfgefährten“ feiern könnten, | |
sagte er. | |
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte den Gefangenenaustausch. | |
In einem Telefonat mit Poroschenko bedauerte sie aber, dass das geplante | |
Treffen in Minsk nicht zustande gekommen sei, wie eine Regierungssprecherin | |
mitteilte. Merkel rief Russland erneut dazu auf, mehr für eine Überwindung | |
der Ukraine-Krise zu tun. Die im September vereinbarte | |
Waffenstillstandslinie müsse „endlich umgesetzt“ werden. | |
28 Dec 2014 | |
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