# taz.de -- Euphorie auf Athens Straßen: Tränen in den Augen | |
> Am Tag nach der Wahl überwiegt bei den Anhängern des Siegers die | |
> Euphorie. Parteichef Alexis Tsipras werde sein Programm schon | |
> durchziehen. | |
Bild: Freude in der Nacht der Wahlergebnisse. | |
ATHEN taz | Syriza-Flyer liegen auf dem Boden, Aufkleber mit dem Wahlslogan | |
der radikalen Linken Griechenlands „Die Hoffnung kommt“, ist an den Wänden | |
der beiden Kioske auf dem großen Platz vor der Hauptstraße Panepistimio im | |
Zentrum Athens zu lesen. Hier sprach am Sonntagabend Syriza-Chef Alexis | |
Tsipras nach dem großen Wahlerfolg zu den Menschen, die sich dort | |
versammelt hatten. | |
Auch Maria Papadopoulou war da. Ein Syriza-Aufkleber haftet noch auf ihrer | |
Jacke. „Der Glaube an diese Wahl hat mich aufrechterhalten.“ Sie ist seit | |
zwei Jahren arbeitslos. „Meine Lage ist dramatisch, mit Mitte vierzig und | |
zwei Kindern will dich doch keiner“, sagt sie. Vor allem, wenn es kaum | |
Arbeitsplätze gibt. Unterstützung vom Staat bekommt man nur für ein Jahr. | |
Die Mittvierzigerin setzt nun all ihre Hoffnung auf die neue Regierung. | |
Auch jetzt, da die Linken wohl mit der rechtspopulistischen Partei | |
Anexartiti Elines, Anel (Die unabhängigen Griechen),koalieren. „Die sind | |
einzuschätzen, von ihrer Linie her“, so Papadopoulou. „Und die sind auch | |
gegen das falsch angelegte Spardiktat der Troika, dass uns in diese Lage | |
gebracht hat.“ | |
Die Anel könne die Syriza gut steuern, meint sie. Den anderen Parteien | |
könne man nicht trauen. An die Pasok, die die Krise mit verursacht habe, | |
sei nicht zu denken. Und die Partei To Potami (Der Fluss) bestünde aus | |
Neoliberalen. „Da kann man die Arbeitsrechte gleich vergessen“, sagt sie. | |
## Wieder aufatmen | |
Das hohe Zelt der Syriza, in dem auf einem großen Monitor immer wieder die | |
Wahlkampfreden von Tsipras gezeigt wurden, wird abgebaut. Aggelos Karaindos | |
organisiert den Verlauf der Bauarbeiten. Er ist Syriza-Mitglied und | |
bezeichnet den Wahlsieg als historisches Ereignis. Nun müsse man aufhören | |
mit dem ständigen Pauschalisieren von rechts, links, Mitte. Um eine Partei | |
für das Volk zu sein, sei es nicht verkehrt, auch mit Parteien wie der Anel | |
zusammenzuarbeiten, sagt der Mann. „Von unserem Programm abweichen werden | |
wir dadurch nicht“, so Karaindos. Das sei ja auch in den | |
Koalitionsverhandlungen mit der Anel besprochen worden. | |
Ein wenig abseits steht Kostas Giorgiadis. Auch er war am Sonntag, nachdem | |
er mit Freunden die Wahlergebnisse verfolgt hatte, hierher gekommen. „Die | |
Stimmung war der Wahnsinn – in den Augen der Menschen konntest du Hoffnung | |
sehen“, strahlt der Mann, Anfang 30. Immer wieder wurden linke Lieder | |
gespielt, Sprechchöre ertönten. | |
Älteren Leuten, die auch die Zeit der Militärdiktatur (1967–74) miterlebt | |
hatten, stiegen Tränen in die Augen. „Es ist das erste Mal, dass eine linke | |
Regierung durch demokratische Wahlen zustande kommt“, so Giorgiadis. Die | |
Euphorie über den Wahlsieg habe die Menschen wieder aufatmen lassen. Nun | |
hoffe er – und wird sehr ernst –, dass Syriza auch halte, was die Partei im | |
Wahlprogramm versprochen habe. | |
26 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Theodora Mavpropoulos | |
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