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# taz.de -- Linke Reaktionen auf Griechenlandwahl: Schwierige Wahlverwandte
> Die Linkspartei erlebt nach ihrem lauten Jubel über Tsipras’ Wahlsieg
> einen Katertag – und den Spott der Grünen.
Bild: Plakat in Athen nach dem Wahlsieg von Syriza
BERLIN taz | Für viele deutsche Politiker ist der Sieg von Alexis Tsipras
mehr als nur eine nationale Wahl. Für die Linkspartei ist er sogar das
Menetekel einer Zeitenwende: das Ende der deutsch dominierten Sparpolitik
in der EU. Parteichef Bernd Riexinger lobte Tsipras’ Triumph daher als
„Absage an Merkel“. Riexinger war zuletzt mehrfach nach Griechenland
gereist und hatte Tsipras dort getroffen.
Die Zusammenareit der linken Syriza mit der rechtspopulistischen Partei
Unabhängige Griechen (Anel) dämpft die Euphorie der deutschen Linken
allerdings – auch wenn man Kritik vermeidet. „Wir mischen uns nicht ein“,
so Riexinger diplomatisch. Er hofft, dass Syriza in der Regierung „die
dominierende Kraft“ sein wird. Im Übrigen sei Tspiras „nicht für
ausländerfeindliche, nationalistische Politik“ zu haben.
Auch Gaby Zimmer, Chefin der Linksfraktion im EU-Parlament und empfindlich
gegen neonationalistische Töne, reagierte zurückhaltend. Anel sei zwar eine
„problematische Wahl“, doch in Griechenland herrsche „nationaler Notstand…
so Zimmer zur taz. Da sei „der deutsche Blick“ nicht entscheidend. Tenor:
Erst mal abwarten. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ergriff
beherzt die Chance, der deutschen Linkspartei einen mitzugeben. Auf
Facebook postete sie: „Gestern ist Die Linke jubelnd mit Tsipras ins Bett
gegangen & heute wacht sie mit den Rechtspopulisten auf.“
Solche Seitenhiebe verkniff sich der europapolitische Sprecher der Grünen
im Bundestag. Manuel Sarrazin machte aber in einer Erklärung sein Entsetzen
deutlich: Die Koalitionsentscheidung sei „ein Schlag ins Gesicht aller
Freunde Griechenlands“, sagte er. Tsipras mache als ehemaliger
Spitzenkandidat der europäischen Linken „eine Partei salonfähig, die im
EU-Parlament in einer Fraktion mit der AfD sitzt“. Anel bediene sich
„eindeutig einer rechten Rhetorik“.
## Notwendiger Kurswechsel
Deutlich moderater klang die Kritik bei Grünen-Parteichefin Simone Peter.
Syrizas Wahlsieg sei „als Aufbruch zu werten“, sagte Peter. Tsipras wolle
einen Kurswechsel vollziehen, der angesichts von Verelendung und
Schuldenstand notwendig sei. Seine Entscheidung für den
rechtspopulistischen Koalitionspartner sei jedoch „mehr als bitter“. Die
griechische Linkspartei müsse nun ihr Verhältnis zu Rechtspopulisten klären
und ein klares Bekenntnis gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit
ablegen.
Die Regierungsparteien verhielten sich angesichts der Nachrichtenlage
abwartend. Die Kanzlerin ließ über ihren Sprecher ausrichten, das
Wahlergebnis sei ein „demokratisches Votum, das natürlich zu respektieren
ist“. Die Bundesregierung werde „der künftigen Regierung ihre
Zusammenarbeit anbieten“. 2012, bei der letzten Griechenland-Wahl, hatte
Angela Merkel Sieger Antonis Samaras gleich am Wahlabend gratuliert.
CDU-Generalsekretär Peter Tauber nannte die künftige Koalition „eine
originelle Lösung“. Man werde die Griechen weiter bei ihrem Reformprozess
unterstützen. Auch seine Kollegin wiegelte ab. Yasmin Fahimi erklärte „Wer
mit wem koaliert und wie wir das finden, dazu möchte ich mich jetzt noch
nicht äußern.“ Es brauche jetzt „Reformen – aber solche, die zu Wachstum
führen“.
26 Jan 2015
## AUTOREN
A. Geisler
A. Maier
S. Reineke
T. Schulz
## TAGS
Griechenland
Die Linke
Syriza
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