# taz.de -- Verkehrsplanung in Altona: Radfahrer unerwünscht | |
> Die Polizei will den Radverkehr am Bahnhof Altona verbieten, weil sich | |
> Fußgänger beklagen. Bezirkspolitiker und ADFC fordern eine andere Lösung. | |
Bild: Radfahrer sollen vorläufig südlich um den Bahnhof Altona herum fahren -… | |
Am Bahnhof Altona tummeln sich täglich zahlreiche Fußgänger, Bahnreisende | |
und Radfahrer. Weil die Radfahrer am Bahnhof Altona aus der Sicht der | |
Polizei die Fußgänger dabei gefährden, greift sie zu einer schlichten | |
Lösung und will den Radverkehr dort kurzerhand verbieten. Der Vorschlag | |
stößt auf harschen Gegenwind bei Radfahrern und Politik. | |
Konkret geht es um den Gehwegbereich um den Bahnhof herum. Das Areal gilt | |
schon seit Langem als Problemzone, weil sich hier nicht nur Fußgänger und | |
Radfahrer in die Quere kommen. Auch zwischen Bahnhof, Busbahnhof und den | |
Taxiständen fehlt eine Übersicht für die vielen Passanten. | |
Bereits Anfang Februar gab die Straßenverkehrsbehörde die Anordnung, das | |
Gebiet für Radfahrer zu sperren. Doch umgesetzt wurde das bisher nicht – | |
die Radweg-Schilder wurden noch nicht abgehängt. | |
Ob das wirklich passiert, ist unklar. Denn es gibt Kritik an der geplanten | |
Maßnahme: Dirk Lau, der Sprecher des ADFC Hamburg wirft der Polizei | |
unbedachten Aktionismus vor, es handele sich um eine „Schnellschusslösung“. | |
Der Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung Altona forderte die Verwaltung | |
am Montag auf, einen Vorschlag für die Radwegführung rund um die Ottenser | |
Hauptstraße zu erarbeiten. Bis dahin wird mit einem vom Bezirksamt | |
vorgeschlagenen Provisorium Vorlieb genommen, das eine Radführung südlich | |
des Bahnhofs Altona vorsieht. | |
In dem Gremium gab es keine Begeisterung für das Vorhaben der Polizei: Ein | |
Verbot sei vollkommen unverständlich, meint Eva Botzenhart von der | |
Grünen-Fraktion. Es gebe schlicht keinen Anlass und bei einem solchen | |
Vorhaben „muss schon eine Alternative geliefert werden. Man kann nicht | |
einfach ignorieren, dass es den Radverkehr nun mal gibt“. Ute Naujokat | |
(SPD) mahnte, das Thema nicht zu einem Konflikt „Fußgänger gegen Radfahrer�… | |
verkommen zu lassen. | |
Die Polizei beruft sich auf eine Online-Befragung des Bezirksamts Altona. | |
In der klagten 64 Prozent der Radfahrer über Konflikte mit Fußgängern. Laut | |
Polizei geht es bei diesen Fällen vorrangig um Kollisionen von Passanten | |
mit Radfahrern. In der Anordnung selbst steht, dass die Unfalllage | |
unauffällig sei. | |
Das Gebiet sei nun mal Verkehrsknotenpunkt in Altona, sagt hingegen | |
ADFC-Sprecher Lau. Es müsse jetzt eigentlich darum gehen, Lösungen für eine | |
bessere Situation für alle zu suchen, statt mit einem Verbot zu reagieren | |
und die Radfahrer dabei schlicht unter den Tisch fallen zu lassen. | |
„Hamburgs Polizei ist in großen Teilen leider immer noch sehr autofixiert | |
und versteht unter Verkehr immer noch Autoverkehr“, so Lau. | |
Der ADFC beklagt, von der Verkehrsbehörde keine konkreten Angaben zu | |
Unfällen im Bereich des Bahnhofs zu erhalten, außer der, dass an 60 Prozent | |
der Unfällen Radfahrer beteiligt sind. „Genaue Unfallzahlen liegen der | |
Polizei offenbar nicht vor – es wurden entweder keine Erhebungen gemacht | |
oder sie rückt nicht mit den Zahlen raus.“ Die Verkehrsbehörde weist in | |
einem Schreiben darauf hin, dass die Dunkelziffer nicht bekannt sei, da | |
Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern von den Beteiligten oft nicht | |
als Verkehrsunfall wahrgenommen werden. | |
3 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Fabian Lichter | |
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