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# taz.de -- Islamischer Staat im Irak: Mit Planierraupen gegen Götterbilder
> Der IS hat begonnen, die historische Ruinenstadt Nimrud südöstlich von
> Mossul platt zu walzen. Sie gehört zum wertvollsten Erbe der assyrischen
> Ära.
Bild: In Sicherheit: eine assyrische Statue im Nationalmuseum in Bagdad.
BAGDAD afp | Nach der Zerstörung antiker Kulturschätze im irakischen Mossul
haben die Dschihadisten der Organisation Islamischer Staat (IS) die
historische Ruinenstadt Nimrud ins Visier genommen. Nach Angaben des
irakischen Tourismusministeriums und der Antikenverwaltung begannen die
Extremisten am Donnerstag damit, die wertvollen Ruinen der assyrischen
Stadt mit Planierraupen zu zerstören. Die UNO teilte unterdessen mit, dass
wegen der Offensive zur Rückeroberung Tikrits bereits 28.000 Menschen die
Region verlassen haben.
IS-Kämpfer hätten die „historische Stadt Nimrud gestürmt und begonnen, sie
mit Planierraupen zu zerstören“, teilte das Ministerium für Tourismus und
Antiquitäten mit. Ein Vertreter der Antikenverwaltung bestätigte die
Angaben. Das Ausmaß der Zerstörung in der Ausgrabungsstätte sei aber noch
unklar.
Demnach wurden auch Lastwagen vor Ort gesichtet, die womöglich zum
Abtransport von Kunstgegenständen verwendet wurden. Die Extremisten stehen
im Verdacht, sich teilweise durch den Verkauf von archäologischen
Fundstücken aus Grabungen und Museen zu finanzieren.
Nimrud liegt im Nordirak am Ufer des Tigris rund 30 Kilometer südöstlich
von Mossul. Die im 13. Jahrhundert vor Christus gegründete Stadt gehört zum
wertvollsten Erbe der assyrischen Ära. Gemäß der extremen Interpretation
des Islam der Dschihadisten sind Götterbilder und Heiligengräber aber
verboten, da nichts außer Gott selbst angebetet werden dürfe. So hatten die
Extremisten bereits kürzlich die Zerstörung antiker Statuen im Museum von
Mossul und am Eingang der Ausgrabungsstätte von Niniwe begründet.
## Hatra könnte die Nächste sein
„Es tut mir Leid, das zu sagen, aber wir haben das alle befürchtet“, sagte
der irakische Archäologe Abdulamir Hamdani von der Stony Brook Universität
in New York zu den jüngsten Zerstörungen. Der Plan der Islamisten sei es,
„das irakische Erbe zu zerstören“. Nach den Zerstörungen in Mossul vor ru…
einer Woche hatten sich Experten bereits besorgt gezeigt, dass die
Extremisten weitere archäologische Stätten wie Nimrud oder Hatra angreifen
könnten.
„Hatra wird sehr sicher die nächste Stätte sein“, sagte Hamdani. „Ich b…
wirklich bestürzt. Aber es war nur eine Frage der Zeit.“ Die antike Stadt
Hatra liegt hundert Kilometer von Mossul entfernt und gehört zum
Unesco-Weltkulturerbe.
Der IS hatte im Sommer vergangenen Jahres weite Landesteile im Irak und in
Syrien erobert. Die Organisation herrscht dort mit brutaler Hand und setzt
eine extreme Auslegung des Islam durch. Seit Montag läuft eine Offensive
der irakischen Regierung zur Rückeroberung der Stadt Tikrit nördlich von
Bagdad aus den Händen des IS. Der Einsatz ist mit rund 30.000 Mann die
bislang größte Offensive seit dem IS-Eroberungszug.
Nach Angaben der Vereinten Nationen verließen wegen der Militäroffensive in
und um Tikrit bereits 28.000 Menschen die Region und flohen ins etwas
weiter südlich gelegene Samarra. Berichte von vor Ort ließen darauf
schließen, dass derzeit zahlreiche weitere Menschen versuchten, zu fliehen,
erklärte die UNO am Donnerstag. Im Land gibt es bereits rund 2,5 Millionen
Vertriebene.
6 Mar 2015
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