# taz.de -- Kommentar Transitlager in Afrika: Die mieseste Art, Geld zu sparen | |
> Innenminister de Maizière will sich rechtsstaatliche Standards für | |
> Flüchtlinge nicht mehr leisten. Er schlägt also Transitlager in Afrika | |
> vor. | |
Bild: Auch ihnen droht die Abschiebung: Kuscheltiere für Kinder im Erstaufnahm… | |
Offshore-Finanzplätze sind der feuchte Traum all jener, die demokratische | |
Regeln umgehen wollen, um Geld zu machen: Sonder-Jurisdiktionen, fernab | |
gesellschaftlicher Kontrolle, attraktiv durch ihre Dumping-Konditionen bei | |
Steuern und Sozialstandards. | |
Und genauso wird der Flüchtlingsschutz aussehen, wenn die EU ihn in | |
[1][Auffanglager in Nordafrika auslagert]. Es ist der Traum jener, die | |
Flüchtlingspolitik machen wollen, ohne die lästigen und teuren | |
rechtsstaatliche Regeln einzuhalten. Es entsteht europäischer | |
Flüchtlingsschutz unter Umgehung europäischer Standards. | |
Seit über einem Jahrzehnt bringen EU-Politiker das Modell immer wieder in | |
die Debatte. Und immer heißt es, so würden die Rechte der Flüchtlinge | |
gewahrt, ohne dass diese hierfür eine mörderische Überfahrt auf sich nehmen | |
müssen. | |
Was davon zu halten ist, weiß jeder, der sich Asylverfahren in Deutschland | |
mit seinem funktionierenden Rechtssystem aus der Nähe angesehen hat: Es ist | |
oft ein jahrelanger, zäher Kampf: mit dem Asyl-Bundesamt, den | |
Ausländerbehörden, den Verwaltungsgerichten. Ohne die Hilfe von | |
Beratungsstellen, engagierten Anwältinnen, Freunden, kurz: der | |
Zivilgesellschaft, haben Flüchtlinge oft keine Chance. | |
Für den Staat hingegen liegen die Vorteile von Auffanglagern in den | |
Transitregionen auf der Hand: Die Flüchtlinge müssen nicht nur nicht in | |
Europa versorgt und untergebracht werden und können sich nur schlecht gegen | |
eine Ablehnung wehren. Vor allem müssen sie nicht mehr abgeschoben werden, | |
weil sie über die Transitregionen nicht mehr hinauskommen sollen – wobei | |
höchst zweifelhaft ist, ob sie danach nicht trotzdem versuchen werden nach | |
Europa zu kommen. | |
Das Problem wird vollständig auf Länder abgewälzt, die jeden Tag beweisen, | |
was sie von Menschen- und Migrantennrechten halten: gar nichts. Schon seit | |
langem hat die EU ihren Grenzschutz teils nach Marokko oder Libyen | |
ausgelagert. Die Flüchtlinge erwartet dort nichts anderes als Willkür und | |
Gewalt. | |
Nach dem Aufenthalt in den jetzt geplanten europäischen Transitlagern | |
würden sie nahtlos in diesen Zustand zurück entlassen. Die geplanten | |
europäischen Transitlager sind vor allem eins: billig. Deshalb, und nur | |
deshalb, sind sie Brüssel und Berlin so beliebt. | |
13 Mar 2015 | |
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## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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