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# taz.de -- Syrien-Tagebuch Folge 2: „Drei Jahre belagert“
> Die Bevölkerung hungert, in Feuerpausen verschwinden Menschen. Und es
> gibt keine Hilfe. Ghouta bei Damaskus ist von der syrischen Armee
> abgeriegelt.
Bild: 15. März 2015: Ein Mann mit seiner verletzten Tochter in Ghouta
Sara stammt aus Ghouta nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus, einer heftig
umkämpften Region in der Hand von oppositionellen Gruppen. Heute lebt Sara
als Flüchtling im Lager Zaatari im Norden Jordaniens. Im Folgenden
berichtet sie, wie es ihren Verwandten in Ghouta ergeht.
Ich bin aus Ghouta, das seit drei Jahren von der syrischen Armee belagert
wird. Die Leute dort bekommen keine Lebensmittel, keine Medikamente und
keinerlei medizinische Behandlung. Sie essen jetzt Gras, es gibt kein Brot,
und die Preise sind sehr hoch.
Mein Bruder ist verheiratet und hat einen Sohn, mein anderer Bruder hat vor
Kurzem geheiratet. Sie machen mit ihrem normalen Leben weiter, aber immer
noch unter der Belagerung und mit keinerlei Hilfe. Selbst die UNO ist nicht
in der Lage, Hilfe reinzubringen, weil die Armee das nicht zulässt. Die
Leute können das Gebiet auch nicht verlassen. Wer geht, wird sofort
erschossen.
Der Mann meiner Schwester, ein Palästinenser, war alleine in Ghouta. Seine
Frau und sein Sohn sind in der Hauptstadt, und er wollte Ghouta verlassen
wegen des Hungers und weil er zu seiner Familie wollte. Als es hieß, die
Straßen seien offen, hat er Ghouta mit all den anderen Leuten verlassen,
die das auch geglaubt hatten. Er ist jetzt seit zwei Monaten vermißt.
Keiner weiß, wo er ist.
Ich hoffe, dass alle Straßen für Zivilisten geöffnet werden, damit sie
kommen und gehen können und die Leute Lebensmittel und medizinische Hilfe
bekommen.
Die 18-jährige Tochter eines meiner Verwandten ist gestorben, weil es keine
medizinische Hilfe für die Behandlung ihrer Krankheit gab. Ihr
Blutzuckerspiegel war bedrohlich gefallen und sie kommten die dringend
notwendigen Medikamente nicht beschaffen. Ihr Vater versuchte, seine
Tochter aus Ghouta herauszubringen, notfalls auch alleine, aber sie ließen
das nicht zu. Jedes Mal, wenn sie sagen, es gäbe eine „nationale
Versöhnung“ (gemeint sind lokale Feuerpausen, d. Red.), versuchen Leute,
Ghouta zu verlassen – aber sie verschwinden, und niemand weiß, wo sie sind.
Die Lage in Ghouta ist wirklich sehr schlecht, und ich hoffe, dass die Welt
uns hilft, diesen Zustand zu beenden.
Quelle: Oxfam
18 Mar 2015
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