Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Sprachkritikerin Luise F. Pusch: Der Crash und die Frauenquote
> Luise F. Pusch ist eine Heldin der feministischen Sprachkritik. Dann
> hatte sie eine Idee: die Frauenquote fürs Cockpit. Es folgte ein
> Shitstorm.
Bild: Fliegende Frauen: eine Pilotin im Zeppelin.
BERLIN taz | Der Shitstorm kam prompt. Die Sprachkritikerin Luise F. Pusch
hat es in einer Glosse gewagt, angesichts der vom Kopiloten zum Absturz
gebrachten Germanwings-Maschine die Geschlechterfrage zu stellen. Ihr
Vorschlag, publiziert [1][auf der Internetseite des Frauenmagazins] Emma:
eine Frauenquote fürs Cockpit.
Geschmacklos, schamlos, taktlos – das sind noch die harmloseren Vorwürfe,
die via Twitter und Facebook über Pusch und Emma hereinbrechen.
„Feministisches Hijacking“, titelt die Internetplattform telepolis. Von
„Skandal-Kommentar“, „billiger Quotenwerbung“ und „geistiger Bruchlan…
ist die Rede. „Instrumentalisiert die Emma hier wirklich Tote für die
Quote?!?“, fragt SZ-Korrespondent [2][Robert Roßmann auf Twitter].
Pusch zieht in ihrer Glosse eine Linie von der am Freitag im Bundesrat
verabschiedeten Frauenquote für die Aufsichtsräte von Großkonzernen und den
Geschlechterverhältnissen in den Cockpits der Germanwings-Mutter Lufthansa.
Nur 6 Prozent der PilotInnen sind weiblich. Die Suizidquote ist bei Männern
viermal so hoch wie bei Frauen, erklärt Pusch: „Die Lufthansa könnte also
das Risiko, dass ihre Piloten das Flugzeug zu Selbstmord und vielfachem
Mord missbrauchen, mit jeder Frau, die sie zur Pilotin ausbilden, ganz
erheblich reduzieren.“
Pusch ist eine der Nestorinnen der feministischen Sprachkritik in
Deutschland. Seit den 1970er Jahren haben Feministinnen ihre Bücher mit
großer Begeisterung gelesen und verschenkt. Sie ist bekannt geworden mit
ihren Büchern über berühmte Mütter, Schwestern, Töchter oder über
Frauenpaare. Ihr ganzes Schaffen ist darauf ausgerichtet, unsichtbare
Frauen sichtbar zu machen: in der Sprache und damit im Bewusstsein.
In ihrer Glosse fragt sie sich, warum die Verantwortlichen bei der
Lufthansa nicht auf die Frauenquote als Vorbeugung gegen Suizid-Abstürze
kommen. „Es wird derselbe blinde Fleck sein, der aus den beiden getöteten
Lehrerinnen aus Haltern ’Lehrer‘ und aus den 14 getöteten Mädchen und zwei
Jungen ’16 Schüler‘ macht“, lautet ihre Antwort.
29 Mar 2015
## LINKS
[1] http://www.emma.de/artikel/frauenquote-fuers-cockpit-318639
[2] http://twitter.com/robertrossmann
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Germanwings
Sprachkritik
Feminismus
Frauenquote
Emma
Gendergerechte Sprache
Krisenmanagement
Flugzeugabsturz
Frauenquote
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Lobbyistin des Binnen-I: „Ich wusste kein Wort dafür“
Luise F. Pusch ist die feministische Sprachwissenschaftlerin der ersten
Stunde. Ein Gespräch über ihr spätes Coming-out und die Vorzüge des
Genderns.
Lufthansa nach dem Flugzeug-Crash: Gute Vorbereitung ist alles
Der Lufthansa-Krisenstab trat schon zusammen, als der Kontakt zu 4U9525
abbrach. Das macht sich bezahlt: Die Kunden bleiben der Airline treu.
Flugzeug-Crash in Südfrankreich: DNA von 78 Opfern identifiziert
Der zweite Flugschreiber des zerschellten Airbus bleibt weiterhin
unauffindbar. Derweil wird über die Lockerung der ärztlichen
Schweigepflicht bei Piloten diskutiert.
Kommentar „Emma“ über Germanwings: Täter Mann, Opfer Frau
Der Männeranteil im Cockpit muss kleiner werden, fordert „Emma“. Doch das
kann man nicht mit einer angeblichen weiblichen Überlegenheit begründen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.