| # taz.de -- Tarifverhandlungen Öffentlicher Dienst: LehrerInnen gegen LehrerIn… | |
| > Die Länder und ihre Angestellten haben sich auf einen Tarifvertrag | |
| > geeinigt. Doch nur eine Gewerkschaft der LehrerInnen hat zugestimmt. | |
| Bild: Wann streiken die angestellten LehrerInnen das nächste Mal? | |
| BERLIN taz | Das frisch verkündete Ergebnis der Tarifverhandlungen mit den | |
| Ländern spaltet die angestellten LehrerInnen. Während der Deutsche | |
| Beamtenbund (dbb) zugestimmt hat, erkennt die Gewerkschaft Erziehung und | |
| Wissenschaft (GEW) den Abschluss nicht an und erhebt schwere Vorwürfe: „Der | |
| Deutsche Beamtenbund ist uns in den Rücken gefallen“, heißt es auf der | |
| Internetseite der GEW. | |
| Von den 800.000 LehrerInnen, die in deutschen Klassenräumen unterrichten, | |
| sind rund 200.000 nicht verbeamtet, sondern angestellt. Sie haben nach | |
| Auskunft der Gewerkschaften durchschnittlich 500 Euro pro Monat weniger im | |
| Portemonnaie und müssen vor allem im Ruhestand größere Einbußen in Kauf | |
| nehmen als ihre verbeamteten KollegInnen. | |
| In vier Verhandlungsrunden, die ihre Mitglieder mit bundesweiten | |
| Warnstreiks flankierten, wollten die LehrerInnengewerkschaften erreichen, | |
| dass die Angestellten den BeamtInnen tariflich gleichgestellt werden. | |
| Mindestens 175 Euro mehr wollten sie für ihre Klientel herausholen. | |
| Geeinigt haben sich die Länder mit dem Beamtenbund nun zunächst darauf, | |
| dass die angestellten LehrerInnen ab August 2016 eine Zulage von 30 Euro | |
| pro Monat erhalten. Mit einer eigenen Entgeltordnung soll zudem ermöglicht | |
| werden, dass sie stückweise höhergestuft werden – bis sie irgendwann auf | |
| dem Niveau der BeamtInnen landen. | |
| ## „Verraten und verkauft“ | |
| Unter den KollegInnen, die ihre Mitgliedsbeiträge an die GEW entrichten, | |
| rumort es. „Wir fühlen uns verraten und verkauft“, sagt Frank Gerstenberg | |
| der taz. Er arbeitet als angestellter Lehrer an einer Gesamtschule in Köln | |
| und ist mit den Tarifverhandlungen in die GEW eingetreten. | |
| „Wir werden den Abschluss nicht unterschreiben“, sagte | |
| GEW-Verhandlungsführer Andreas Gehrke der taz. Weitere Streiks hält er für | |
| nicht ausgeschlossen. Dass seine Gewerkschaft in weiteren Streiks mehr | |
| Druck aufbauen kann, daran glaubt Frank Gerstenberg allerdings nicht – | |
| dafür sei die Durchschlagskraft zu gering. Nur fünf von 40 KollegInnen an | |
| seiner Schule seien nicht verbeamtet. | |
| In Sachsen sind dagegen alle LehrerInnen angestellt. Hier sind GEW und der | |
| Verband Bildung und Erziehung, der Mitglied im dbb ist, etwa gleich stark. | |
| Jens Weichelt, Vorsitzender des Sächsischen Lehrerverbands, verteidigt den | |
| Kompromiss: „Jahrelang konnten die Arbeitgeber die Bezahlung der Lehrkräfte | |
| diktieren. Jetzt ist endlich der Einstieg in eine eigene Entgeltordnung | |
| geschafft.“ Klar, es sei weniger herausgekommen, als man sich gewünscht | |
| habe. „Aber von den letzten Tarifverhandlungen sind wir immer mit leeren | |
| Händen zurückgekommen.“ | |
| Theoretisch gilt der Tarifvertrag nur für Mitglieder des Beamtenbundes, | |
| während der Rest der angestellten Lehrkräfte weiter nach den jeweiligen | |
| Landesrichtlinien bezahlt wird. Praktisch werden die Arbeitgeber wohl allen | |
| angestellten LehrerInnen die 30-Euro-Zulage anbieten – und es ihnen | |
| überlassen, sie aus GEW-Solidarität laut abzulehnen oder still anzunehmen. | |
| 31 Mar 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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