Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Der Gipfel der Proteste: In getrennten Betten
> Falls es während der Proteste anlässlich des Außenministertreffens in
> Lübeck Verletzte geben sollte, werden Polizisten und Demonstranten in
> verschiedenen Kliniken behandelt
Bild: Das Uniklinikum Lübeck ist beim G7-Gipfel für demogeschädigte Polizist…
KIEL/LÜBECK taz | Während die Runde der Außenminister der sieben führenden
Handelsnationen im Lübecker Hansemuseum mit Blick auf die Trave tagt,
könnte es auf den Straßen der Hansestadt ungemütlich werden: Fast 4.000
Polizisten werden in den zwei Gipfel-Tagen Mitte April in der Stadt
zusammenzogen.
Großdemos gegen das Treffen sind angemeldet. Immerhin beruhigend: Falls es
zu Zusammenstößen kommt, werden sich Demonstranten und Polizisten weder auf
den Krankenhausfluren begegnen, noch Bett an Bett ihre Verletzungen
auskurieren.
In Vorbereitungsrunden mit Organisatoren und Rettungskräften haben die
Krankenhäuser der Stadt, besonders das Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein (UKSH) und die private Sana-Klinik, die potenziellen
Gipfel-Opfer unter sich aufgeteilt, um „eventuelle Konflikte zu vermeiden“,
wie der Sprecher der Sana-AG, Hans-Jürgen Heck, sagt.
Dabei werden die Beamten im Uniklinikum behandelt, die Demonstranten werden
in die Sana-Klinik gebracht. Dass dabei Engpässe für die Lübecker
Bevölkerung entstehen könnten, verneinen beide Kliniken. Aber drei Wochen
vor dem Gipfel sind noch nicht alle Fragen geklärt. Eine Reihe davon zählt
UKSH-Chef Jens Scholz in einem Brief an den Kieler Innenminister auf, der
sich allerdings nicht zuständig fühlt.
Die Sicherheitszonen und Sperren, die in der Stadt eingerichtet werden,
könnten auch für medizinisches Personal ein Problem werden, befürchtet
Scholz. Auch sei fraglich, ob ausreichende OP-Kapazitäten bereit stünden.
Kliniksprecher Oliver Grieve beschwichtigt: „Das sind ganz normale
Organisationsfragen, die noch geklärt werden müssen.“
Dafür seien weitere Treffen geplant. Ähnlich äußert sich Sana-Sprecher
Heck. Von Straßensperren werde seine Klinik „nicht betroffen sein, da sie
nicht in der Nähe des Veranstaltungsortes liegt“ – was allerdings nichts
darüber sagt, ob Ärzte oder Pflegepersonal, die auf der falschen Seite der
Stadt wohnen, schnell genug da sind. Das Problem will Sana dadurch
auffangen, dass die Schichten während des Gipfels doppelt besetzt sind.
„Sollte eine Großschadenslage auftreten, wird der bestehende
Krankenhausalarmplan abgearbeitet und entsprechend der Planung alarmiert“,
so Heck weiter. Dass Betten auf jeden Fall frei gehalten werden müssen, um
Platz für möglicherweise erkrankte Gipfelteilnehmer zu schaffen, stimme
nicht, so Heck: „Diese Anweisung gibt es nicht.“ Es könne allerdings sein,
dass Lübecker, die zu länger geplanten und nicht dringenden Operationen in
ein Krankenhaus gehen, wieder nach Hause geschickt werden.
Für den Gipfel, an dem der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier
(SPD) seine Kollegen aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada
und USA empfängt, ist die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. Die Piraten
im Landtag haben sich dafür starkgemacht, dass Demo-Beobachter sich
ungehindert das Verhalten der Sicherheitskräfte anschauen können. Die
Landespolizei verweigert das. Auch Landtagsabgeordnete erhalten keine
komplette Bewegungsfreiheit, sondern dürfen sich nur mit polizeilicher
Begleitung das „Geschehen im Einsatzraum“ erleben.
1 Apr 2015
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Schleswig-Holstein
Demonstrationen
G7
Krankenhäuser
Protest
Japan
Demonstrationen
EZB
G7-Gipfel
## ARTIKEL ZUM THEMA
G7-Außenministertreffen in Lübeck: Ein bisschen Ausnahmezustand
Der Tag in Lübeck verläuft bisher ruhig. GipfelgegnerInnen sammeln sich. Zu
sehen ist vor allem Polizei. Ein Stadtpaziergang.
Misao Okawa stirbt mit 117 Jahren: In Japan wird man alt
Misao Okawa aus Japan starb einen Tag nach ihrem 117. Geburtstag. Ihr
Rezept: acht Stunden Schlaf und einmal pro Monat Sushi. Mindestens.
G7-Gipfel in Lübeck: Keine Zeugen, keine Notfallvorsorge
Beim G7-Gipfel soll es keine Demobeobachter mit besonderer
Bewegungsfreiheit geben. Und die Uniklinik bemängelt die schlechte
Vorbereitung für Notfälle.
Nach Blockupy-Protesten in Frankfurt: Gewalt war vorprogrammiert
Während die Schäden der EZB-Krawalle in Frankfurt repariert werden müssen,
nimmt die politische Diskussion über Verantwortung und Konsequenzen Fahrt
auf.
Vor dem G7-Gipfel in Deutschland: Große Worte, wenig Geld
Hilfsorganisationen fordern, dass die Regierung ihre Präsidentschaft beim
G7-Gipfel nutzt. Sie soll mehr Einsatz für die ländliche Entwicklung
zeigen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.