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# taz.de -- Kommentar Konflikt in VW-Spitze: Der Patriarch
> VW ist keine Familienklitsche, in der der Eigentümer nach Belieben heuern
> und feuern kann. Doch die Vergangenheit zeigt: Bisher hat sich Piëch
> immer durchgesetzt.
Bild: Piëch zieht an den Strippen
Ein dürrer Satz, in die Presse lanciert – und bei Volkswagen, einem der
wichtigsten Konzerne Deutschlands, ist nichts mehr, wie es lange schien.
„Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“ Dass VW-Patriarch und Großaktionär
Ferdinand Piëch mit diesem Satz den VW-Vorstandsvorsitzen Martin Winterkorn
demontieren kann, mutet bizarr an.
Schließlich ist VW keine kleine Familienklitsche, in der der Eigentümer
seine Manager nach Belieben heuern und feuern kann. Sondern ein Weltkonzern
mit einer komplizierten Eigentümerstruktur, an dem das Land Niedersachsen
beteiligt ist. Aber: Machtkämpfe und Intrigen sind selten schön, schon gar
nicht am Hofe Wolfsburg.
Zwar erhielt Winterkorn prompte Unterstützung vom Land Niedersachsen und
vom einflussreichen Betriebsrat; auch ging die Miteigentümerfamilie Porsche
auf Distanz zu Piëch. Dennoch ist das Ergebnis dieses Machtkampfes zwischen
dem Aufsichtsratschef Piëch und dem Vorstandschef Winterkorn längst nicht
ausgemacht, ist doch die Erfahrung der jüngeren Konzerngeschichte: Am Ende
hat sich immer Piëch durchgesetzt. Der 77-Jährige dürfte auch in diesem
Kampf, mit dem er sein Erbe regeln will, seine Strippen längst gezogen
haben.
Piëch will, dass die an die „Richtigen“ an die Spitze des Aufsichtsrates
und Vorstands kommen – ganz offensichtlich hält er Winterkorn dafür nicht
mehr geeignet. Diese Anmaßung – Piëch allein will bestimmen, wer die
Richtigen sind – wirkt befremdlich. Ob die berechtigte Empörung darüber dem
von Piëch aufs Korn Genommenen am Ende hilft, ist aber unklar. Dem Konzern,
der Anfang Mai zur Hauptversammlung lädt, stehen unruhige Wochen bevor.
Das ist schade. Denn der Konzern täte gut daran, die Zeit zu nutzen, um die
Weichen für die Zukunft zu stellen. Obwohl VW derzeit sehr erfolgreich ist,
sind die Herausforderungen groß: Mit der Stammmarke VW wird vergleichsweise
wenig Profit gemacht, in den USA fehlen durchschlagende Modelle, und eine
Strategie für eine Billigmarke fehlt. Zudem beruht der Erfolg immer mehr
auf Absätzen in China. Wie schnell ein Land – aus welchen Gründen auch
immer – plötzlich als Absatzmarkt wegbrechen kann, erfahren europäische
Konzerne gerade in Russland.
13 Apr 2015
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Martin Winterkorn
Volkswagen
Ökonomie
Autoindustrie
Automobilindustrie
Mobilität
Ferdinand Piëch
Aufsichtsrat
Gewerkschaft
Martin Winterkorn
Volkswagen
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