# taz.de -- Zahlen bei Volkswagen: Große Töne trotz Fragezeichen | |
> In einem Jahr voller Unsicherheiten strebt der VW–Konzern die Führung auf | |
> dem Weltmarkt an. Dem Erzrivalen Toyota droht er mit einem | |
> „Überholmanöver“. | |
Bild: Die Krawatte muss bei VW-Chef Martin Winterkorn natürlich korrekt sitzen | |
BERLIN dpa | Der VW-Konzern hat die Weltmarktführerschaft fest im Blick. | |
Der Abstand zu Toyota, derzeit noch auf dem Branchenthron, schmilzt. Nun | |
kündigt VW-Boss Winterkorn ein „Überholmanöver“ an. In einem Jahr voller | |
Unsicherheiten und Krisen holt Volkswagen damit zur Attacke aus. | |
Während wichtige Automärkte wie Russland oder Brasilien am Boden liegen und | |
die Branche nur auf wenige Wachstumstreiber vertrauen kann, machte | |
Konzernchef Martin Winterkorn eine Kampfansage in Richtung des Erzrivalen | |
Toyota: „Der Volkswagen-Konzern erhöht die Schlagzahl“, sagte er am | |
Donnerstag zur Bilanzvorlage in Berlin. „Wir setzen jetzt zum | |
Überholmanöver an.“ | |
Und damit meint er nicht nur den anstehenden Sprung auf den Absatz–Thron | |
der Autowelt. Dieses Jahr dürften die Wolfsburger bei den Verkäufen Toyota | |
überholen und zur Nummer eins der Autobauer aufsteigen. Auch unter dem | |
Strich will VW den Ton angeben. Die außerhalb von China schwächelnde | |
Hausmarke Volkswagen–Pkw soll dieses Jahr mindestens die erste von | |
insgesamt fünf Milliarden Euro Kostenersparnis einfahren. Für die anderen | |
Marken gelten laut Winterkorn ähnliche Sparpläne. „Wir haben schon viel | |
entschieden“, sagte er, ohne Details zu nennen. | |
Dabei gibt es auf den Märkten viele Probleme. „Über dem Autojahr 2015 | |
stehen große Fragezeichen“, sagte Winterkorn. Neben den Markteinbrüchen in | |
Brasilien und Russland kosten neue Technologien zur CO2–Reduzierung und für | |
vernetzte Autos viel Geld. Trotzdem sollen Umsatz und operativer Gewinn die | |
Rekordwerte aus dem vergangen Jahr erneut übertreffen. Das verspricht VW | |
trotz aller Vorsicht. | |
## Flauten in Russland und Brasilien | |
Die Gewinnkraft der Kernmarke mit ihren Modellen wie Golf und Passat war | |
2014 auf 2,5 Prozent Umsatzrendite abgerutscht – es blieben also von 100 | |
Euro Umsatz vor Zinsen und Steuern (Ebit) nur 2,50 Euro operativer Gewinn. | |
Bis 2018 soll das im vergangenen Sommer gestartete Sparprogramm die | |
Ertragskraft dann mehr als verdoppelt haben. | |
Im vergangenen Jahr hatten unter anderem die Wirtschaftsflauten in Russland | |
und Brasilien den Gewinn bei Volkswagen–Pkw um 15 Prozent auf 2,48 | |
Milliarden Euro absacken lassen. Damit fuhren Golf, Passat, Polo, Tiguan | |
und Co. bei der Umsatzrendite rund 0,4 Prozentpunkte weniger ein als im | |
Vorjahr. 2018 soll die Hausmarke, die etwa jeden zweiten Euro Umsatz im | |
Konzern einfährt, sechs Prozent Marge haben. | |
Gewinntreiber waren 2014 erneut die Premiumtöchter Audi und Porsche, die | |
zusammen auf 7,9 Milliarden Euro operativen Gewinn kamen und damit fast | |
zwei Drittel des konzernweiten Ebits ausmachten. Außerdem steigerte das | |
China-Geschäft sein Ergebnis um ein Fünftel auf 5,2 Milliarden Euro. Dort | |
macht der Konzern ein gutes Drittel vom Absatz. | |
Die in Summe guten Zahlen des vergangenen Jahres machen sich für einen | |
Großteil der Belegschaft mit einem Extra-Bonus bemerkbar: VW zahlt 5900 | |
Euro Prämie an seine rund 115.000 Haustarif–Mitarbeiter. Der Bruttobetrag | |
für den Erfolg im vergangenen Jahr ist für jeden Beschäftigten gleich hoch. | |
Der Bonus fällt damit zwar pro Kopf 300 Euro kleiner aus als vor einem | |
Jahr, doch die Summe bleibt mit fast 700 Millionen Euro konstant – da 5.500 | |
neue Mitarbeiter dazukamen. | |
Das Erfolgsjahr 2014 lässt auch bei VW–Chef Winterkorn die Kasse klingeln. | |
Der Vorstandsvorsitzende des Zwölf–Marken–Konzerns mit seinen fast 600.000 | |
Mitarbeitern bekommt für das Geschäftsjahr rund 15,9 Millionen Euro Salär | |
und ist damit weiter bestbezahlter Chef im Dax. | |
12 Mar 2015 | |
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