# taz.de -- Kommentar Wahl in Finnland: Schönwetter statt Menschenrechte | |
> Die rechtspopulistischen „Wahren Finnen“ drängen nach der Wahl am Sonntag | |
> an die Macht. Eine solche Partei hat in der Regierung nichts verloren. | |
Bild: Bald Außenminister? Chef der Rechtspopulisten Timo Soini. | |
Angesichts von Flüchtlingskatastropen im Mittelmeer haben die „Wahren | |
Finnen“ ein einfaches Rezept: Abschottung. Das Grundrecht auf Asyl möchten | |
sie gern zu einer Schönwetterveranstaltung verkommen lassen, die davon | |
abhängig ist, wie die wirtschaftliche Lage des eigenen Landes gerade | |
aussieht. Und in ihrem nagelneuen einwanderungspolitischen Programm lehnt | |
die Partei, die bei den [1][Wahlen in Finnland am Sonntag] zweitstärkste | |
geworden ist, gleiche Werte für alle Menschen ab. Man will diese vielmehr | |
je nach ihrer Herkunft unterschiedlich behandeln und separate Regeln in | |
vielen Rechtsbereichen einführen. | |
Die EU-AußenministerInnen können womöglich demnächst Timo Soini, der als | |
"Wahrer Finnen"-Vorsitzender oberster Repräsentant solch | |
menschenverachtender und fremdenfeindlicher Politik ist, als neuen | |
finnischen Kollegen in ihren Reihen begrüßen. Zwar steht nach der Wahl in | |
Finnland zunächst nur die Person des künftigen Ministerpräsidenten Juha | |
Sipilä fest. Doch der hat auf der Suche nach den mindestens zwei | |
Koalitionspartnern, die seine Zentrumspartei für eine parlamentarische | |
Mehrheit braucht, keine Berührungsängste mit Soini und dessen „Wahren | |
Finnen“. | |
Im Gegenteil. Vertrauen werde das oberste Kriterium bei der Wahl seiner | |
Regierungspartner sein, nicht Programmfragen, hat der neue Regierungschef | |
vor wie nach der Wahl erklärt. Und in vier gemeinsamen Oppositionsjahren | |
hat er offenbar eine feste Vertrauensbasis mit Soini aufbauen können. | |
Was den möglichen dritten Partner einer aufgrund des Wahlergebnisses nicht | |
unwahrscheinlichen Mitte-Rechts-Rechtskoalition angeht, die Konservativen, | |
werden die als Wahlverlierer wohl bereit sein, jede Kröte zu schlucken, nur | |
um an der Macht zu bleiben. | |
Das Konsensusprinzip ist in der finnischen Politik traditionell stark | |
ausgeprägt. Doch darf es auch völlige Prinzipienlosigkeit bedeuten? Eine | |
Partei, deren Programmatik gegen grundlegende Menschenrechtsprinzipien | |
verstößt, hat in der Regierung eines EU-Landes wahrlich nichts verloren. | |
20 Apr 2015 | |
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