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# taz.de -- Protest in Israel: Äthiopische Juden gegen Polizeigewalt
> Äthiopier in Israel protestieren gegen Polizeigewalt und werden mit
> Tränengas beschossen. Premier Netanjahu mahnt zur Ruhe, Präsident Rivlin
> räumt Fehler ein.
Bild: Einer der heftigesten Proteste, die es in der Innenstadt von Tel Aviv je …
JERUSALEM afp | Nach gewaltsamen Protesten gegen Rassismus in Israel hat
Staatschef Reuven Rivlin Fehler im Umgang mit äthiopischstämmigen Juden
eingeräumt. „Wir haben Fehler gemacht“, erklärte Rivlin am Montag. „Wir
haben nicht genau genug hingesehen und nicht genau genug zugehört.“ Am
Sonntagabend war in Tel Aviv eine Demonstration von Juden äthiopischer
Herkunft eskaliert, die seit Tagen gegen Rassismus und Polizeigewalt in
Israel auf die Straße gehen.
Die gewaltsamen Proteste der vergangenen Tage hätten gezeigt, dass es „im
Herzen des israelischen Gesellschaft“ eine „offene Wunde“ gebe, erklärte
Rivilin. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte bereits am Sonntagabend
zugesagt, alle Vorwürfe gegen die Polizei würden geprüft. Gewalt werde aber
nicht akzeptiert.
Drei Tage nach ähnlichen Ausschreitungen in Jerusalem hatten sich am
Sonntag Teilnehmer eines Protestmarschs in Tel Aviv Straßenschlachten mit
Sicherheitskräften geliefert. Die Polizei setzte Blendgranaten und
Wasserwerfer ein, Demonstranten warfen Steine und Flaschen auf Polizisten.
Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurden 55 Polizisten und zwölf
Demonstranten verletzt, 43 Demonstranten wurden festgenommen.
Auslöser der Proteste war ein Video, auf dem zu sehen ist, wie zwei
Polizisten den äthiopischstämmigen Soldaten Damas Pakada verprügeln. Für
zusätzliche Empörung sorgten Medienberichte über einen Übergriff auf einen
Israeli äthiopischer Herkunft in der südisraelischen Stadt Beerscheba. Der
Mann gab an, von Beamten der Einwanderungsbehörde angegriffen worden zu
sein, weil sie ihn für einen Einwanderer ohne gültige Papiere hielten.
In Israel leben mehr als 135.000 Juden äthiopischer Herkunft, die vor allem
in zwei Einwanderungswellen 1984 und 1991 ins Land kamen. Bis heute sind
die meisten von ihnen nicht in die israelische Gesellschaft integriert.
Die Demonstranten in Tel Aviv forderten nun gleiche Rechte für alle und die
Bestrafung gewalttätiger Polizisten. Medien berichteten unter Berufung auf
die Veranstalter von rund 10.000 Teilnehmern, laut Polizei waren es 3000.
Die Demonstranten blockierten zunächst während des Berufsverkehrs eine
wichtige Straße und lösten damit Staus aus. Dann marschierten sie durch die
Innenstadt von Tel Aviv. Viele Teilnehmer reckten ihre Arme über Kreuz in
die Luft, als steckten sie in Handschellen.
## Wasserwerfer und Pfefferspray
Am Rathaus von Tel Aviv eskalierte die Lage dann: Berittene Polizisten
setzten Blendgranaten ein, um die Menge auseinander zu treiben und von
einem Sturm auf das Rathaus abzuhalten. Um Demonstranten aus den
umliegenden Straßen zu vertreiben, setzte die Polizei zudem Wasserwerfer
und Pfefferspray ein.
Erst am Donnerstag war eine ähnliche Demonstration mit rund 2000
Teilnehmern in Jerusalem in Gewalt umgeschlagen, es gab ebenfalls Verletzte
und Festnahmen. Für Montag kündigten die Veranstalter eine weitere
Demonstration vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Netanjahu in Jerusalem
an. Schon vorher marschierten zahlreiche Polizisten auf und sperrten
mehrere Straßen ab.
Netanjahu wollte sich noch am Montag mit dem misshandelten Soldaten Pakada
und anderen Vertretern der äthiopischen Gemeinde treffen. Pakada hatte am
Sonntag im Armeeradio gesagt, dass er gegen Gewalt sei. „Aber die Stimme
unserer Gemeinde muss gehört werden.“
4 May 2015
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