# taz.de -- Keine Krise bei rechter Zeitung: Auflage der „Jungen Freiheit“ … | |
> Die Wochenzeitung passt zum expandierenden rechten Wutbürgertum – und | |
> bemüht sich, die Grenze nach ganz rechts nicht zu überschreiten. | |
Bild: Gegen Gender-Wahnsinn und Gutmenschen-Mainstream, aber für Pegida und ei… | |
Angela Merkel könnte schon mal den Sekt kaltstellten, findet Dieter Stein. | |
In der aktuellen Jungen Freiheit (JF) sorgt sich der Chefredakteur um die | |
AfD. Der alte Traum dieses Milieus nach einer Partei rechts von der Union | |
scheint wieder ausgeträumt. Im Januar hoffte Stein noch, dass die AfD „ihre | |
Mitte“ halte. „Den Rücktritt von Hans-Olaf Henkel als stellvertretenden | |
AfD-Chef werden Historiker später als Anfang vom Ende der Partei notieren“, | |
meint Stein nun. „Alles läuft auf den knappen Pyrrhussieg einer Seite | |
hinaus und die folgende Spaltung.“ | |
Sorgen um die von ihm gegründete, weit rechts vom vermeintlichen | |
Merkel-Konservatismus stehende Wochenzeitung muss er sich nicht machen. | |
Unlängst twitterte er zu Verkaufszahlen: „Nicht alle Zeitungen verlieren.“ | |
Nach Erhebung der „Informationsgemeinschaft zur Feststellung der | |
Verbreitung von Werbeträgern e.V.“ ist im 1. Quartal 2015 die verkaufte | |
Auflage der JF um 7,5 Prozent gestiegen. Die JF gab schon 2014 eine | |
verkaufte Auflage von 22.474 an. | |
Schon früh verstand Stein die Zeitung als Teil eines Kapillarsystems. 1992 | |
schrieb er: „Inzwischen scheint sich die Erkenntnis wieder durchzusetzen, | |
dass das Zentrum nicht eine Partei sein kann, sondern ein vielfältiges | |
politisches, kulturelles und publizistisches Kapillarsystem […], durch das | |
konservative Vorstellungen in breitere Schichten sickern können.“ 1993 | |
startete eine Abo-Kampagne mit dem Motto „Jedes Abo eine konservative | |
Revolution“ (KR). Eine Kampfansage mit dem politischen Bezug zur „neuen | |
Rechten“. | |
## Wider die „Political Correctness“ | |
Dieser „intellektuelle Rechtsextremismus“ will mit Rückgriff auf | |
Publizisten der KR – von Carl Schmitt bis Ernst Jünger – den demokratischen | |
Verfassungsstaat delegitimieren, indem sie demokratische Begriffe umwertet, | |
sagt Armin Pfahl-Traughber, Professor an der Brühler Fachhochschule des | |
Bundes. In einzelnen Verfassungsschutzberichten tauchte die JF auf – bis | |
2005. In dem Jahr entschied das Bundesverfassungsgericht, dass die | |
Erwähnung unzulässig sei. Im selben Jahr sprach sich Stein gegen die | |
Bezeichnung „Neue Rechte“ aus, es sei eine „Chiffre“, um die „demokra… | |
Rechte unter Extremismusverdacht“ zu setzen. Taktik? Ab dem Zeitpunkt | |
stiegen die Verkaufszahlen schneller. Längst pflegt die JF den | |
vermeintlichen Habitus des Tabubrechers wider die „Political Correctness“ �… | |
bis heute. | |
Am Welttag der Pressefreiheit, dem 3. Mai, schreibt Giselher Suhr auf der | |
Internetpräsenz: „Das Wort ’Lügenpresse‘ wurde von den Gralshütern des | |
politisch-korrekten Gutmenschen-Mainstreams zum ’Unwort des Jahres‘ | |
erklärt“, doch bei den Themen „Ausländerpolitik“, „Kampf gegen rechts, | |
linker Extremismus, Pegida usw.“ würde ein Meinungskartell bestehen. Kürzer | |
hätte Suhr die thematische Ausrichtung der JF hin zur „selbstbewussten | |
Nation“ kaum zusammenfassen können. | |
In den vergangenen Monaten stand die JF Pegida bei, die den „Geist des | |
bürgerlichen Aufbegehrens“ befeuert hätte, wetterte gegen den „Kampf gegen | |
rechts“, beklagte das deutsche „Geburtendefizit“ aufgrund des | |
„Individualismus“, um sogleich vor einer multikulturellen Gesellschaft zu | |
warnen. Aktuell betreibt sie eine Kampagne: „Den Gender-Wahnsinn stoppen“. | |
Kein Thema des rechten Wutbürgers lässt die JF aus. Stein bemüht sich aber, | |
die Grenze nach zu weit rechts nicht zu überschreiten. Vielleicht das | |
Erfolgskonzept der JF. In der „neuen Rechten“ wird Stein prompt | |
vorgehalten, nun selbst die Diskreditierung rechter Projekte zu betreiben. | |
In der JF bezieht er auch Position im Streit der AfD. „Besonders“ bei der | |
Gruppe um Björn Höcke „sind Akteure einer ’Rechten‘ am Werk“, denen | |
gleichgültig sei, ob sie sich durch einen „Rechtsruck“ an den „Rand eines | |
diskutablen politischen Spektrums manövrieren“. | |
Die JF wirbt gern damit, dass 61 Prozent der Leser ein „abgeschlossenes | |
Hochschulstudium“ haben. Die größte Leserschaft haben sie allerdings in der | |
Altersgruppe 60 bis 69 Jahre. | |
4 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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