# taz.de -- Unglück in Spanien: Bundeswehr setzt Testflüge aus | |
> Airbus bestätigt sechs Menschen an Bord der verunglückten A400M. Der | |
> Militärtransporter gilt schon lange als technisch unausgereift. | |
Bild: Es war der erste Absturz des neuen Typs A400M. | |
SEVILLA/BERLIN afp | Nach dem [1][Absturz] eines Airbus-Militärtransporters | |
A400M in Spanien hat die Bundeswehr ihre Testflüge mit ihrer ersten | |
Maschine des Typs ausgesetzt. Der A400M der Luftwaffe bleibe mindestens so | |
lange am Boden, bis Airbus die Absturzursache geklärt habe, sagte ein | |
Bundeswehrsprecher am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Unglück | |
am Samstag bei Sevilla waren vier Menschen ums Leben gekommen und zwei | |
weitere schwer verletzt worden. | |
Der für die Türkei bestimmte A400M war gegen 12.45 Uhr bei Sevilla mit | |
sechs Spaniern an Bord zu seinem ersten Flug nach der Fertigstellung | |
gestartet, wie Airbus am Samstagabend mitteilte. Etwa 15 Minuten später | |
zerschellte das Propeller-Flugzeug mit einer Spannweite von 45 Metern | |
nördlich des Flughafens auf einem Feld, nur ein ausgebranntes Wrack blieb | |
übrig. Zwei Besatzungsmitglieder überlebten, wurden aber lebensbedrohlich | |
verletzt, wie Airbus weiter mitteilte. | |
Es war das erste tödliche Unglück eines A400M, der vor 13 Jahren von sieben | |
Nato-Staaten als Ersatz für die veralteten Transall-Maschinen in Auftrag | |
gegeben worden war. Zur möglichen Ursache machte Airbus zunächst keine | |
Angaben. Experten seien von der Zentrale in Toulouse nach Sevilla geschickt | |
worden, wo das Endmontagewerk für den A400M steht. | |
Bei dem Transporter handelt es sich um ein ganz neues Flugzeug. Der | |
Jungfernflug erfolgte 2009. 2013 wurde die erste Maschine an Frankreich | |
ausgeliefert, Deutschland erhielt erst im vergangenen Dezember mit vier | |
Jahren Verspätung seinen ersten von 53 bestellten A400M. | |
## Technische Mängel trotz längerer Planung | |
Der A400M ist viel größer und deutlich schneller als die Transall. Das neue | |
Flugzeug kann 25 Tonnen 3400 Kilometer weit transportieren. Maximal kann | |
der Riesenvogel mit einer Spannweite von 42,4 Metern sogar 32 Tonnen an | |
Bord nehmen. Den Schub liefern vier Propeller, jeder hat mehr als 10.000 | |
PS. | |
Ob Panzer, Hubschrauber oder Truppen: Der A400M soll Material und Personal | |
eigentlich direkt in Krisenregionen absetzten können und die Streitkräfte | |
dadurch deutlich flexibler machen. Doch für Starts und Landungen auf kurzen | |
und unbefestigten Landebahnen sind noch Nachbesserungen nötig. Auch das | |
Schutzsystem bei Angriffen reicht der Bundeswehr nicht aus. Laut Spiegel | |
stießen Mechaniker überdies auf Wasser im Rumpf, was die Sicherheit | |
beeinträchtigen könnte. | |
Luftfahrtexperten sehen Airbus durch die vielen Extrawünsche der | |
verschiedenen Bestellnationen überfordert. Schon 2010 drohte Airbus-Chef | |
Tom Enders, das Prestigeprojekt fallen zu lassen, sollten die Auftraggeber | |
nicht die Mehrkosten von 6,2 Milliarden Euro schultern. | |
Inzwischen liegen die Mehrkosten allein für Deutschland bei 1,4 Milliarden | |
Euro, wie aus einem im März vorgelegten Bericht des | |
Bundesverteidigungsministeriums hervorgeht. In dem Bericht werden zwölf | |
Risiken und Probleme aufgelistet, die noch behoben werden müssen. | |
## A400M bleibt am Boden | |
Die Maschine war bislang nur zu Testflügen in der Luft, weil die Luftwaffe | |
noch zahlreiche Mängel prüft und Nachbesserungen fordert. Bis es nun | |
Erkenntnisse von Airbus über die Absturzursache in Sevilla gebe, bleibe der | |
Bundeswehr-A400M am Boden, sagte der Sprecher des | |
Verteidigungsministeriums. Es gebe engen Kontakt zu dem Flugzeugbauer, doch | |
nehme die Ermittlung Zeit in Anspruch. Es sei daher nicht genau abzusehen, | |
wann der deutsche A400M wieder abheben werde. | |
Wegen des umfassenden Nachbesserungsbedarfs – die Luftwaffe hält etwa das | |
Schutzsystem für unzureichend – soll der Transporter frühestens in vier | |
Jahren in den regulären Dienst genommen werden. Wegen der vielen Pannen, | |
Beschwerden und Regressforderungen drohte Airbus zwischenzeitlich mit dem | |
Stopp des Mammutprojekts, hält nach einem Managementwechsel nun aber daran | |
fest. | |
Die Linkspartei forderte als Reaktion auf das Unglück am Samstag einen | |
sofortigen A400M-Beschaffungsstopp. „Der jetzige Absturz ist nur der | |
traurige Höhepunkt einer Pannenserie“, sagte der Vizevorsitzende Tobias | |
Pflüger. Der Bundesregierung seien die technischen Probleme beim A400M | |
bekannt, die Beschaffung müsse daher sofort gestoppt werden. „Eine weitere | |
Anschaffung des A400M ist verantwortungslos“, erklärte Pflüger. | |
Die spanischen Parteien unterbrachen nach dem Unglück den Wahlkampf für die | |
Regional- und Kommunalwahlen am 24. Mai. Spaniens Regierungschef Mariano | |
Rajoy brach einen Auftritt auf Teneriffa ab, um nach Sevilla zu reisen. | |
Erst am 26. Januar war in Albacete ebenfalls im Süden Spaniens ein | |
griechisches Kampfflugzeug bei einer Nato-Übung in mehrere andere Flugzeuge | |
gerast. Damals waren elf Menschen ums Leben gekommen und 21 weitere | |
verletzt worden. | |
10 May 2015 | |
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