# taz.de -- Ex-Warlord im Kongo: Freigesprochen und abgeschoben | |
> Mathieu Ngudjolo, der nach seinem Freispruch in Den Haag erfolglos Asyl | |
> beantragte, ist gleich nach der Ankunft in Kinshasa verschleppt worden. | |
Bild: Mathieu Nhudjolo lauscht seinem Freispruch beim Internationalen Strafgeri… | |
BERLIN taz | Der bisher einzige freigesprochene Häftling des | |
Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag ist gegen seinen Willen in | |
sein Heimatland Kongo abgeschoben worden, wo er um sein Leben fürchtet. | |
Mathieu Ngudjolo wurde nach seiner Ankunft in Kongos Hauptstadt Kinshasa am | |
Montag an einen unbekannten Ort verschleppt, sagte die Juristenvereinigung | |
ACAJ (Kongolesischer Verband für den Zugang zur Justiz) am Dienstag. | |
„Er stieg aus und man zwang ihn in ein Auto und er fuhr weg“, sagte | |
ACAJ-Vorsitzender George Kapiamba. „Wir haben keine Informationen über | |
seinen Aufenthaltsort.“ | |
Ngudjolo führte währen des Kongokrieges die Miliz FNI (Nationalistische | |
Kräfte für Integration) im Distrikt Ituri, die für brutale Massaker an | |
Angehörigen des Hema-Volkes verantwortlich gemacht wird. Er wurde später in | |
die Regierungsarmee integriert, aber 2008 verhaftet und nach Den Haag | |
ausgeliefert, wo ihm wegen eines FNI-Massakers an mehreren hundert Menschen | |
im Dorf Bogoro am 24. Februar 2003 der Prozess gemacht wurde. Im Dezember | |
2012 wurde er freigesprochen. | |
Weil er im Prozess Kongos Regierung belastet hatte – die 2003 die FNI | |
unterstützte – wollte Ngudjolo nicht in die Heimat zurück und beantragte | |
Asyl in den Niederlanden, was ihm verwehrt wurde. Der Strafgerichtshof | |
sagte, er sei für seinen Schutz nicht mehr zuständig. | |
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte die | |
Abschiebung und forderte das Büro des Strafgerichtshofs in Kinshasa sowie | |
die dortige Botschaft der Niederlande dazu auf, Ngudjolos Schicksal im Auge | |
zu behalten. Kongos Regierungssprecher Lambert Mende wies die Kritik zurück | |
und sagte, Ngudjolo sei bloß zu einem „Debriefing“ beim Geheimdienst | |
gebracht worden. | |
12 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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