# taz.de -- Flüchtlingskrise in Südostasien: Nicht bereit für den Notfall | |
> Immer mehr Menschen aus Birma suchen Hilfe bei Schleppern. | |
> Hilfsorganisationen schlagen Alarm. Die Länder der Region reagieren mit | |
> Härte. | |
Bild: Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Thailand am Dienstag. | |
BANGKOK taz | Tausende Flüchtlinge [1][treiben nach Angaben von | |
Menschenrechtlern in Südostasien auf dem Meer]. Obwohl es wiederholt | |
Flüchtlingskrisen in der Region gegeben hat und immer wieder gibt, sind die | |
Länder Südostasiens nicht darauf vorbereitet. Und viele wollen es auch gar | |
nicht sein. Vor allem nicht in der sich aktuell zuspitzenden Situation, in | |
der es sich bei den Hilfesuchenden mehrheitlich um Angehörige der | |
muslimischen Rohingya-Volksgruppe aus Birma (offiziell Myanmar) handelt. | |
Die Rohingya, die sich vor allem im Westen Birmas angesiedelt hatten, sind | |
in dem buddhistisch dominierten Land nicht als ethnische Minderheit | |
anerkannt, die Staatsbürgerschaft wird ihnen verweigert. Seit sich die von | |
radikalen Buddhisten im Juni und Oktober 2012 initiierte Gewalt vor allem | |
gegen die Rohingya richtet, sind nach Schätzungen etwa 100.000 Menschen per | |
Boot außer Landes geflohen. | |
Das Flüchtlingsproblem in der Region ist aber nicht erst seit 2012 bekannt. | |
Und der abweisende, oftmals brutale Umgang mit den Hilfesuchenden in jenen | |
Nachbarstaaten, an deren Küsten die Boote – wenn überhaupt – stranden, | |
vertiefen die Probleme nur noch. | |
So häuften sich in Thailand in jüngster Zeit Berichte über den | |
Menschenschmuggel im Land, der von manchen staatlichen Stellen nicht nur | |
gebilligt worden sei, sondern in den manche Autoritäten selbst verstrickt | |
seien. Das hatten Polizeikreise Kritikern gegenüber eingeräumt. In den | |
vergangenen Tagen hatte Thailands Polizei Dutzende ihrer Beamten | |
strafversetzt sowie mutmaßliche Verdächtige verhaften beziehungsweise | |
Haftbefehle ausstellen lassen. | |
## In Lagern interniert | |
Zugleich berichtete die Zeitung Khaosod English, dass fast 200 vor Kurzem | |
aufgegriffene Flüchtlinge aus Myanmar und Bangladesch wegen illegaler | |
Einreise angeklagt werden sollten | |
Auch Malaysia ist im Umgang mit Flüchtlingen wenig zimperlich. Kaum waren | |
die mehr als 1.000 von Schleppern verlassenen Menschen aus Myanmar und | |
Bangladesch zu Beginn der Woche vor einer malaysischen Insel gestrandet, | |
kündigten die Autoritäten an, die Flüchtlinge würden festgesetzt und in | |
Lagern interniert. | |
Somit können sich viele der Rohingya auch in dem muslimisch dominierten | |
Vielvölkerstaat nicht frei bewegen. Sowohl in Birma als auch anderswo | |
gelten sie in der Regel als Staatenlose, sind anhaltender Einschüchterung, | |
Ausbeutung oder Verhaftungen ausgeliefert. Bislang habe die | |
südostasiatische Staatengemeinschaft darin versagt, eine menschenwürdige | |
Lösung zu finden, monieren Kritiker. | |
12 May 2015 | |
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## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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