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# taz.de -- Walpurgisnacht in Hamburg und Berlin: Zur Geisterstunde war nix meh…
> In Berlin protestierten zwei Demos ohne große Zwischenfälle gegen Nazis
> und Mietsteigerungen. In Hamburg blieb es bei der Antisexismus-Demo auch
> ruhig.
Bild: Eindruck vom Konzert in Schöneweide
## 00.45 Uhr: Abschied und Zusammenfassung
Der taz-Liveticker verabschiedet sich. Morgen geht es ab etwa 9:30 Uhr an
dieser Stelle weiter. Für alle, die den Ticker nicht verfolgt haben, hier
unsere Zusammenfassung des Abends:
Am Dienstagabend haben 3.000 Menschen gegen Nazis in Berlin-Schöneweide
demonstriert. Das Bündnis „Gemeinsam gegen Nazis“ leitet damit Proteste
gegen einen Aufmarsch am 1. Mai ein. Die Demo zog an dem Laden „Hexogen“
und der Bar „Zum Henker“ vorbei, die als Nazi-Treffsgelten. Sie verlief
großteils friedlich. Die Polizei zog rund 20 Personen aus der Demo und nahm
sie vorläufig fest. Sie wirft ihnen Vermummung, Sachbeschädigung und
Landfriedensbruch vor. Für alle anderen endete die Demonstration auf dem
Platz am Kaisersteg. Dort Musik, Würstchen und Informationen zu der
Anti-Nazi-Demo am 1. Mai.
Im Berliner Mauerpark wurde die Walpurgisnacht ursprünglich und
familienkompatibel gefeiert – eben so, wie es auch angekündigt war. Der
ruhige Abend kann „Friede, Feuer und Fußball“ überschrieben werden. Neben
offenen Feuerchen picknickten Familien mit Kindern, daneben jonglierten
Artisten und im Amphitheater traten Kleinkünstler auf, um das zumindest
anfangs reichlich spärliche Publikum zu begeistern. Erst mit der Dämmerung
wurde es voller, allerdings nicht zu vergleichen mit der sonntäglichen
Suche nach einem freien Fleckchen Wiese.
Im Wedding, auch Berlin, traten am Nachmittag Bands auf. Zu hören gab es
alles von Punk, gespielt mit zwei Akkorden, bis Hip-Hop gegen steigende
Mieten. Aktivisten verteilten Flugblätter. Die Menge blieb überschaubar:
Rund 700 Menschen schauten zu. Die Polizeipräsenz wirkte dagegen
überdimensioniert. Rund um den Platz formulierte jemand mit Kreide Kritik
daran: „Findet ihr nicht, dass ihr ein paar zu viele seid?“ Am Abend schlug
die Stimmung um. Gleich nach dem Konzert begannen die ersten „Alerta,
Alerta, Antifascista!“ zu rufen. Während der Demo kam es zu kleineren
Zusammenstößen mit der Polizei. Bei einer Sparkasse sind einige Scheiben
beschädigt worden.
Ein Polizeisprecher zog Bilanz: „Es gab aus unserer Sicht keine besonderen
Zwischenfälle, die Demonstration verlief friedlich.“ Ein brennendes Auto,
von dem die Boulevardzeitung BZ im Zusammenhang mit der Demonstration
berichtet hatte, war laut des Polizeisprechers aufgrund eines technischen
Defekts in Brand geraten. Bereits in den vergangenen Jahren hatten sich
Meldungen in Tickern des Berliner Boulevard wiederholt als Falschmeldung
herausgestellt. Die Polizei sprach nach der Demonstration von 2500
Teilnehmerinnen. Das stimmt auch mit Schätzungen der taz überein.
In Hamburg demonstrierten im Schanzenviertel etwa 400 Frauen „für ein
queeres Wunderland“. Begleitet von Parolen wie „Kein Gott, kein Staat, kein
Patriarchat“ oder „Alerta Alerta Antisexista“ sprachen sich die
Teilnehmerinnen gegen Kriminalisierung von Sexarbeit und Sexismus aus.
Bestimmt aber höflich wiesen sie Männer, die sich als solche definieren,
darauf hin, dass sie nicht erwünscht seien. Sonst bleibt es in der Schanze
ruhig. Ein paar Jugendliche versuchen, eine Mülltonne zu entzünden. Niemand
hilft ihnen.
## 00.40 Uhr: Geisterstunde der Vernunft
Hamburg/Schanzenviertel. Es scheinen mehr vernünftige Leute unterwegs zu
sein, als unvernünftige.
## 00.30 Uhr: Warten auf eine Story
Hamburg/Florapark. Im Florapark ist mindestens eine Person in Gewahrsam
genommen. Die Polizei steht auf der Piazza und leitet Autos durch. Die
Situation ist schwer einzuschätzen, niemand weiß, was jetzt passiert. Oder
ob etwas passiert. Viele der Wartenden scheinen Journalisten zu sein.
## 00.20 Uhr: Die Polizei schleicht zur Flora
Hamburg/Schanzenviertel. Eine Polizeieinheit ist leise vorgerückt und hat
sich vor der Roten Flora positioniert. Nach der Ankunft der Polizei flogen
keine Flaschen und Steine, erst später brüllten Einzelne „Ganz Hamburg
hasst die Polizei“. Höhe Rosenhofstraße wurde dabei Müll angezündet. Die
Polizei rückte ein paar Meter vor und lässt das kleine Feuer niederbrennen.
## 00.10 Uhr: Konzertbesucher müssen umsteigen
Berlin/Schöneweide. Die S-Bahn stadteinwärts vom Konzert in Schöneweide
wird von Polizeiautos begleitet. Eine wurde geräumt, die Fahrgäste mussten
umsteigen. Alle sind dennoch guter Dinge.
## 00.00 Uhr: Keiner hilft zündeln
Hamburg/Schulterblatt. Vor der Roten Flora versucht erneut eine kleine
Gruppe von Jugendlichen eine Mülltonne anzuzünden, eine Bank steht auf der
Straße. Taxis und Radfahrer weichen ihr aus. Zuspruch von Autonomen oder
anderen Gruppen erhalten sie nicht. Ende des Hamburg-Tickers.
## 23.45 Uhr: Es kehrt Ruhe ein
Hamburg/Schanzenviertel. Vor der Roten Flora löschen beherzte Anwohner mit
Wasser eine kleine brennende Mülltonne. Sie warten kurz und schieben dann
die gelöschte Tonne von der Straße. Langsam kehrt wieder Ruhe ein. Die
kleine Gruppe, die Feuer legen wollte, ist offenstichtlich verschwunden.
Viel Zuspruch hatten diese Kids nicht erfahren.
## 23.35 Uhr: „Legt doch in eurem Viertel Feuer“
Hamburg/Schulterblatt. Vor der Roten Flora versuchen Anwohner im Gespräch
eine kleine Gruppe Jugendlicher davon abzubringen, eine Mülltone anzuzünden
und auf die Straße zu schieben. „Macht das in eurem Viertel“, sagt ein
Anwohner, „wir wollen das hier nicht.“
## 23.15 Uhr: Barrikade hin, Barrikade her
Hamburg/Schulterblatt. Vor der Roten Flora auf der Piazza herrscht
Uneinigkeit: Während einige Kids versuchen mit Hilfe von herumliegenden
Gegenstände, meist Plakatwänden, eine Barrikade zu errichten, schmeißen
andere Leute diese Gegenstände wieder zurück auf den Gehweg. Diese Spiel
wiederholt sich zwei-, dreimal. Soweit brennt hier nix an.
## 23.10 Uhr: Herbertstraße ohne Frauen
Hamburg/St. Pauli. Die Demo ohne Männer hat die Reeperbahn überquert.
Polizisten sperren die Herbertstraße im Rotlichtviertel ab, da die keine
Frauen betreten dürfen. Friedlich erreichen die Protestierenden als letzte
Station den Hafen.
## 22.59 Uhr: Qualmende Krawallkids
Hamburg/Schanzenviertel. Etwa 15 Krawallkids stellen sich vor der Roten
Flora auf. Sie haben eine Mülltonne angezündet, die qualmt ein wenig.
## 22.40 Uhr: Friedliches Ende im Wedding
Berlin/Wedding. Die Demonstration ist nun offiziell beendet. Ein
Polizeisprecher zieht Bilanz: „Es gab aus unserer Sicht keine besonderen
Zwischenfälle, die Demonstration verlief friedlich.“ Lediglich an einer
Sparkasse sind einige Scheiben beschädigt worden. Ein brennendes Auto, von
dem die Boulevardzeitung BZ im Zusammenhang mit der Demonstration berichtet
hatte, war laut des Polizeisprechers aufgrund eines technischen Defekts in
Brand geraten. Bereits in den vergangenen Jahren hatten sich Meldungen in
Tickern des Berliner Boulevard wiederholt als Falschmeldung herausgestellt.
Die Polizei sprach nach der Demonstration von 2500 Teilnehmerinnen. Das
stimmt auch mit Schätzungen der taz überein.
## 22.35 Uhr: Fußball statt Revolution
Hamburg/Schanzenviertel. In den Straßen herrscht reges treiben, doch
diejenigen, die auf Bänken vor den Lokalen sitzen, müssen gegen die Kälte
Resistenz zeigen. Zivilfahnder der Polizei wieseln durch das Viertel um die
Lage zu peilen. Viele hat vermutlich das Fußball Spiel in den Bann und vor
die Bildschirme in die Kneipen gezogen. Nur kleine Gruppen versammeln sich
auf der Piazza, vereinzelt werden Böller gezündet. Einer hat die Aufschrift
auf der Jacke „Dieser Scheißstaat kotzt mich an“.
## 22.27 Uhr: Röcke für alle!
Hamburg/Schanzenviertel. Die queer-feministische Demonstration zieht laut
durch die Paul-Rosen-Straße. Eine Parole: „Rollenbilder, ha ha ha – Röcke
sind für alle da!“ Einzelne Fußballfans, die verdutzt aus Kneipen schauen,
begrüßen die Teilnehmerinnen mit „Fußball ist ein Mackersport!“ Nur weni…
Polizisten begleiten die Demonstration. Sie schätzt auf 300
Teilnehmerinnen. (Real 2 - Dortmund 0, Endstand)
## 22.27 Uhr: Super Stimmung, super Musik
Berlin/Schöneweide. Das Konzert von Irie Révoltés läuft noch, die Leute
gehen immer noch zur Musik ab. Es herrscht eine super Stimmung. Die Polizei
ist weit weg, sie steht in einer Ecke, keineR der KonzertbesucherInnen
nimmt Notiz von ihr. „Ein richtiges schönes, nettes Open-Air-Konzert“,
findet der taz-Reporter und macht sich auf den Heimweg. Hier wird heute
nichts mehr passieren. Ende des Schöneweide-Tickers.
## 22.23 Uhr: Früh-Ins-Bett-Geher im Wedding
Berlin/Wedding. Die Demonstration ist friedlich und entspannt an ihrem
Endpunkt angelangt. Hier gibt es noch einige Redebeiträge, die meisten
stehen noch für ein Weilchen herum – und das taz-Stimmungsbarometer
prognostiziert: Erst wird es hier gemütlich, dann geht es ins Bett (Die
e-säzzer schlafen dagegen nie. NIE!).
## 22.22 Uhr: Wer hat die Pizza?
Jemand hat unsere Pizza gestohlen. Obwohl, nicht gestohlen, bezahlt, ja,
und dann damit abgehauen. Schön für den Pizzabringdienst, klar, hat jetzt
noch eine Bestellung bekommen. Aber was ist mit uns? Wir haben Hunger.
Steht Kai Diekmann unten vor der Tür und ärgert uns? (Fußball, Real 1 -
Dortmund 0, übrigens)
## 22.18 Uhr: Ein tolles Volksfest
Berlin/Mauerpark: Endlich ist die Stimmung auf ihrem Höhepunkt: die
Feuerjongleure wirbeln in Extase ihre Fackeln und entflammten Seile. Die
Ränge des Amphitheaters sind bis oben hin gefüllt. Zwar ist der Rasen noch
frei – aber wer weil da sitzen, wo es feucht ist? Und leider sitzt man auf
dem Trockenen, denn es fehlt ein Getränkeverkauf. Aber das hatten viele
Besucher bereits erwartet und sich privat mit Getränken in
Plastikbehältnissen versorgt. Alles ist ruhig, überschaubar, friedvoll –
ein tolles Volksfest. Ende des Naturpark-Tickers aus dem Prenzlauer Berg.
## 22.10 Uhr: 20 Festnahmen in Schöneweide
Berlin/Schöneweide. Laut Polizei sind rund 20 Menschen festgenommen worden.
Ihnen werde Vermummung, Sachbeschädigung und Landfriedensbruch vorgeworfen,
sagte Polizei-Einsatzleiter Andreas Suhr. Vereinzelt flogen Flaschen gegen
Polizisten. Der Einsatzleiter sprach dennoch von einer weitgehend ruhigen
Lage. (dpa)
## 22.03 Uhr: Romantische Bengalos
In der Nazarethkirchstraße stehend schwarz gekleidete AktivistInnen auf den
Dächern und bemühen die Revolutionsromantik mit grell leuchtenden
bengalischen Feuern.
## 22.00 Uhr: Männer Verboten
Hamburg/Schanzenviertel. An der Kreuzung zwischen der Thadenstraße und der
Wohlwillstraße hält die Demonstration erneut eine Zwischenkundgebung ab.
Sie ist mittlerweile auf 400 Personen angewachsen. Auf Transparenten
sprechen sich die Teilnehmerinnen gegen Kriminalisierung von Sexarbeit und
Sexismus aus. Bestimmt aber höflich weisen Frauen Männer, die sich als
solche definieren, darauf hin, dass sie heute hier nicht erwünscht sind.
## 21.59 Uhr: Berliner Stadtreinigung schließt sich Demo an
Viel aufzuräumen: direkt hinter der Demonstration durch den Wedding fährt
eine orangefarbige Fahrzeugkolonne der Berliner Straßenreinigung und sorgt
dafür, dass die Straßen nicht schmutzig hinterlassen werden. Die
Demonstration überquert jetzt die Schulstraße.
## 21.57 Uhr: „Gegen den profitorientierten Wohnungsmarkt“
Berlin/Wedding. Vor einem der wenigen Hausprojekte im Wedding macht die
Demonstration einen Zwischenstopp. Dort in der Schererstraße folgt ein
Redebeitrag des Bündnisses „Wir bleiben alle“: „Wir wollen keinen
profitorientierten Wohnungsmarkt. Wir wollen unseren Platz in der Stadt
nicht mehr verteidigen müssen gegen Markt und Kapital.“
## 21.55 Uhr: Die Show beginnt
Berlin/Mauerpark. Erste Erfahrungen mit Feuer, die Kinder sind begeistert.
Derweil steigt auf der Bühne des Amphitheaters eine Feuershow: Zwei Männer
jonglieren mit Fackeln die an Seilen hängen. Das Publikum schaut gespannt:
„Aber wo ist die Musik?“, fragt einer. Endlich: da sind die Trommeln!
## 21.53 Uhr: Was fehlt? Das Essen.
Der Pizzabote findet uns nicht im Onlinebunker der taz.
## 21.45 Uhr: Die gleiche Strategie wie im Vorjahr?
Berlin/Wedding. Daran, dass die Polizei mit einer hohen Beamtenzahl präsent
ist, hat sie am Nachmittag im Wedding kein Zweifel gelassen. Nun aber
agiert sie äußerst zurückhaltend. An der Spitze des Demonstrationszuges, wo
der schwarze Block stramm voranschreitet, sind keine Beamten zu sehen. Die
Strategie ist, vermutlich wie in den Vorjahren, die Demonstration mit in
zivil gekleideten Beamten zu beobachten und nur wenige sichtbare
Uniformierte zu zeigen, die provozieren könnten.
## 21.40 Uhr: Friede, Freude, Walpurgisnacht
Berlin/Mauerpark: Der Park versinkt im Dunkeln und mit ihm die Menschen.
Endlich kommen sie, haben Picknick-Decken dabei, stehen in Gruppen
zusammen, sitzen auf dem Rasen, sie haben etwas zu trinken dabei und
genießen den Abend: die Walpurgisnacht. Kein Gedränge,alles ist sehr
entspannt, ein friedvolles Volksfest.
## 21.38 Uhr: Fußballgucken in der Schanze
Hamburg/Schanzenviertel. Langsam füllt sich die Piazza mit dem üblichen
Partyvolk. Bei zahlreichen Kneipen stehen die Leute vor der Tür und
verfolgen das Spiel Real Madrid gegen Dortmund. Es kommt langsam
Partystimmung auf, aber noch ist es ruhig.
## 21.37 Uhr: „No Naziaufmarsch“
Berlin/Schöneweide: Die Band ZSK dankt denen, die sich seit einem halben
Jahr „den Arsch aufreißen“, damit die ganze Aktion hier klappt. Sie spielen
ihr letztes Lied: „Wenn so viele schweigen, müssen wir noch lauter
schreien.“ Auf der Bühne brennt ein Bengalo, auf einem Transparent steht:
No Naziaufmarsch. Gleich spielen Irie Révoltés.
## 21.35 Uhr: 1:0 für den Kommunismus
Berlin/Wedding. Die erste Halbzeit im Champions-League-Halbfinale ist rum,
da werden auch auf der antikapitalistischen Demonstration im Wedding
Fußball-Chöre angestimmt. Zwischen dem „Oléolé-Oléoleolé“ wird jedoch…
Verein gewürdigt, sondern, natürlich: der Kommunismus.
## 21.30 Uhr: Hamburg widersteht der Ehe
Hamburg/Schulterblatt. Die überwiegend von Frauen besuchte Demonstration –
wie gewünscht und geplant – läuft laut und bunt durch die Schanze. Eine der
vielen Parolen „Keine Ehe, keine Kirche, kein Vaterland unsere Antwort
heißt Widerstand“. Am Rande schauen etliche Männer leicht verdutzt.
## 21.28 Uhr: Feuerwerk im Wedding
Der Demonstrationszug im Wedding passiert jetzt die Pankstraße. Immer
wieder lehnen sich Anwohner vom Balkon und aus den Fenstern, um Bilder und
Videos von der Demonstration zu machen. Von einem Dach entzünden
Demonstranten ein Feuerwerk. (Fußball übrigens unentschieden in der
Halbzeitpause – die e-säzzer)
## 21.20 Uhr: Alle sind sich einig: „Es ist kalt.“
Hamburg/Schanzenviertel. Die DemonstationsleiterInnen und der Einsatzleiter
Polizei sind sich einig: „Es ist kalt.“ Die queer-feministische
Demonstration setzt sich darufhin vor der Roten Flora aus in Bewegung.
Verabschiedet werden die Demonstrantinnen von bengalischen Feuern vom Dach
des autonomen Zentrums. Lautstark skandieren die rund 300 Frauen in
Anspielung auf den Kirchentag: „Kein Gott, kein Staat und kein Patriarchat“
sowie „für die Freiheit, für das Leben, Macker von der Straße fegen“ und
ziehen durch Schanzenviertel.
## 21.17 Uhr: Sterni is' aus!
Berlin/Schöneweide: Was kann einem Späti besseres passieren als eine
beendete Antifademo? Der in der Wilhelminenhofstraße wird gerade
leergekauft.
## 21.20 Uhr: Der Wedding ist voll
Berlin/Wedding. Das Bild am Abend ist ganz anders als am Nachmittag.
Stundenlang hatten wenige hundert Menschen am Nachmittag ein Kulturprogramm
gestaltet und gefeiert, übersichtlich, bunt und ruhig. Dagegen: Die
Demonstration am Abend ist kraftvoll und überraschend groß gestartet. Wegen
der Demonstration in Berlin-Schöneweide rechneten zuvor viele mit einer
geringeren Beteiligung im Norden Berlins. Die Polizei schätzt jedoch, dass
nur 450 Menschen demonstrieren. (mit dpa)
## 21.06 Uhr: Der Rasen bleibt leer
Berlin/Mauerpark. Rund ums Amphitheater sind viele Menschen, die Stimmung
ist friedlich, wie auf dem Veranstaltungsplakat angekündigt. Aber es fehlen
die Massen, so sind die Rasenflächen fast vollständig frei. Es weht
allerdings auch schon ein frischer Abendwind. Schreckt das die Berliner
davon ab, die Walpurgisnacht zu feiern?
## 21.04 Uhr: Kein Gott, kein Staat ...
Hamburg Schanzenviertel. Die Teilnehmerinnen der Demonstration „für ein
queeres Wunderland“ formieren sich vor der Roten Flora zum
Demonstrationszug. Es erklingen die ersten Parolen: Kein Gott, kein Staat,
kein Patriarchat wird gerufen und Alerta Alerta Antisexista.
## 21.00 Uhr: Feurige Rede in Gesundbrunnen
Berlin/Gesundbrunnen. Kundgebung und Konzerte sind beendet. Vor dem
Gesundbrunnen-Center formiert sich nun der Demonstrationszug. Zwei
AktivistInnen halten eine feurige Rede, wettern gegen Rassismus, Racial
Profiling und Schikane von Hartz-IV-Empfängern. Rund 1.500 Menschem setzen
sich in diesem Moment am Gesundbrunnen zur Demonstration in Bewegung. Ein
Mann trägt ein Schild um den Hals, auf dem steht: „Rosemarie F., das war
Mord.“ Die Rentnerin Rosemarie F. war erst vor wenigen Wochen in einer
Obdachlosenunterkunft gestorben, nachdem sie in Berlin bei einer
Zwangsräumung ihre Wohnung verloren hatte.
## 20.55 Uhr: „Heute ist Hexen-Walpurgisnacht!“
Berlin/Mauerpark. Eine Frau mit rotem Kleid und Strohhut vollführt
Zirkusakrobatik im Amphitheater. Das Publikum spendet Applaus. Dennoch ist
es längst noch nicht so voll wie an Sonntagen üblich. Doch ein Ort ist
rappelvoll: das „Tante Käthe“ in der Bernauer Straße. In der Fußballbar
gibt es nicht mal mehr Stehplätze, was gibt es wichtigeres als Fußball am
so einem Abend? Währendessen haben Kinder an einer andere Stelle ihr
Lagerfeuer entzündet. Es leuchtet rot, die Flammen züngeln und am Rande
trommeln fünf Männer die Abenddämmerung herbei. Die sechsjährige Lilli
sagt: „Lillifee kann zuhause bleiben, heute ist Hexen-Walpurgisnacht!“ Es
wird dunkel, die Ordner sperren die Sitzreihen des Amphitheaters zur Bühne
hin mit Flatterband ab, obwohl dort noch Menschen in Grüppchen sitzen. Das
sind Vorsichtsmaßnahmen: gleich steigt hier eine Feuershow.
## 20.50 Uhr: Sechs Festnahmen in Berlin
Berlin/Schöneweide. beginnen ZSK mit ihrem Konzert. Die Polizei bilanziert:
sechs Festnahmen wegen Vermummung und Sachbeschädigung. (mit dpa)
## 20.47 Uhr: Verirrte Wanne
Berlin/Schönweide. Da hat die Polizei noch ne Wanne hinter der Bühne
vergessen... [1][Die bahnt sich] jetzt ihren Weg durchs Publikum, alle
machen brav Platz. Auf der Bühne erinnern währendessen RednerInnen die
jahrelange Stigmatisierung der Angehörigen der NSU-Opfer. Und jetzt kommen
aus einer anderen Ecke die letzten drei Polizeiwannen und verlassen den
Platz in Richtung der nahen Wilhelminenhofstraße. Dort im Abseits stehen
ihre KollegInnen. (Apropos Abseits, das Spiel geht los ... Die e-säzzer)
## 20.47 Uhr: Keiner fickt Berlin
Im Wedding auf der Bühne wird es kantiger: „Welcome im Wedding, Hände hoch,
das ist ein Überfall“ rappen die Jungs aus dem Wedding und „Berlin, das ist
unsere Stadt. Berlin, keiner fickt Berlin“. Dann ist das Konzert zu Ende
und erste Sprechchöre beginnen: „Alerta, Alerta, antifascista!“
## 20.40 Uhr: Wiedersehen auf Demo
Hamburg/Schulterblatt. Am Seiteneingang zur Roten Flora treffen mehr und
mehr DemonstrantInnen ein. Beste Laune, es wird gegrüßt und geherzt.
## 20.26 Uhr: Überdimensionierte Polizeipräsenz
Berlin/Gesundbrunnen. Vor der Bühne sind inzwischen rund 700 Menschen. Die
Polizeipräsenz wirkt trotzdem noch immer überdimensioniert. Rund um den
Platz hat jemand mit Kreide Kritik daran formuliert: „Findet ihr nicht,
dass ihr ein paar zu viele seid?“ Auf der Bühne läuft das letzte Konzert
von einer Weddinger Hip-Hop-Combo. Kiez-Style. Aggro.
## 20.16 Uhr: B.Z. besucht den „Henker“
Berlin/Schöneweide. Der [2][B.Z.-Ticker meldet] die Nazi-Kneipe „Henker“
habe wieder geöffnet, mit einem Gast. (Ist da der Reporter schon
eingerechnet? Die e-säzzer)
## 20.15 Uhr: Im Mauerpark - entspannte Ruhe
Berlin/Mauerpark: Es bleibt weiterhin äußerst ruhig, es sind kaum Leute
gekommen. Nur im Kinderbereich und am Amphitheater sind einige Menschen.
Die große Wiese ist quasi menschenleer.
## 20.05 Uhr: Wieder Ruhe
Berlin/Schöneweide. Die Lage hat sich wieder beruhigt. Eine Polizeikette
riegelt den Weg Richtung Wilhelminenhofstraße ab, die Menge steht davor.
Die Band spielt weiter. Laut Polizeiangaben demonstrierten bis zu diesem
Punkt etwa 3.000 Menschen friedlich gegen Rechts. Zwei Personen seien wegen
Verstoßes gegen das Vermummungsverbot festgenommen worden.
## 20.00 Uhr: Eskalation am Ende
Berlin/Schöneweide. Die Demo hat den Platz am Kaisersteg erreicht. Sie ist
am Ziel. Sie wird von fünf Zivilpolizisten empfangen. Gut zu erkennen am
Knopf, der im Ohr steckt. Hinter ihnen erhebt sich eine Bühne, die von
Wurstbuden und Infostände umringt wird. Dort beginnt das Berlin Boom
Orchestra an zu spielen. Ein Demonstrant mit langen braunen Haaren
diskutiert mit der Polizei und rennt plötzlich weg, vier Polizisten
hinterher. Kurz darauf haben die Beamten den Mann umringt. Die
Demonstranten werden auf die Szene aufmerksam und laufen hin. „Jetzt geht's
hier los“, sagt der taz-Reporter. Die Polizei tritt in die Menge. Kurz
darauf sind zwei weitere Männer festgenommen. Einer liegt auf dem Boden,
wird hochgezerrt und von den Polizisten weggetragen. „Wir sind friedlich,
was seid ihr“, ruft die Menge und läuft hinterher. Am anderen Ende des
Platzes spielt die Band weiter.
## 19.55 Uhr: Bank bunkert sich ein
Hamburg/Sternschanze. Am Eingang einer Bank an der Ecke
Schulterblatt/Juliusstraße gibt es dieses Jahr eine Erneuerung: Eine
Gittertür. In den vergangenen Jahren flog gegen diese Tür die ersten
Steine. Das Gitter hatten am Montag Handwerker gerade noch geschafft
termingerecht einzubauen.
## 19.45 Uhr: „Uffmucken“ in Schöneweide
Die Demo läuft unbehelligt die Schillerpromenade entlang und ist gleich an
der Ecke Wilhelminenhofstraße. Aus der Nebenstraße fahren mit
eingeschalteten Scheinwerfern ein Räumfahrzeug und zwei Wasserwerfer heran,
kommen aber nicht an den Demozug. Ein Demonstrant sagt: „Die wollen hier
wirklich das Eskalationspotenzial testen.“ Das ist gering, meint unser
Reporter. An einer Straßenbahnhaltestelle hängt von einem Gerüst „Uffmucken
für alternative Jugendkultur und gegen Nazistrukturen in Schöneweide“. An
der Haltestelle steht: „Wegen Demonstration heute außer Betrieb“. Die
Nachrichtenagentur dpa schätzt die Zahl der Demonstranten auf „mehr als
1.500“.
## 19.36 Uhr: Kurze Rede, langer Sinn
Berlin/Gesundbrunnen: Die Musik ist aus. Jetzt gibt es eine Rede vom
Bündnis „Zwangsräumung verhindern“. Jetzt wird's inhaltlich, ein Sprecher
sagt, „wogegen wir hier in der antikapitalistischen Walpurgisnacht kämpfen
wollen: gegen Zwangsräumungen, Mietenwucher und für eine soziale
Stadtpolitik.“ Dann folgt gleich der nächste Gig.
## 19.32 Uhr: Für ein queeres Wunderland
Hamburger Schanzenviertel. Auf der Piazza verziehen sich die letzten
Sonnenstrahlen und es weht eine kühle Brise. In und vor dem besetzten
autonomen Zentrum „Rote Flora“ treffen die ersten Teilnehmerinnen der
abendlichen Demonstration „für ein queeres Wunderland“ ein, die um 21 Uhr
starten soll. Die Polizei hat am Morgen bekannt gegeben, dass dieses Jahr
die Schanze rund um den 1. Mai nicht zum Gefahrengebiet eingestuft worden
ist. Sonst wären nach dem Hamburger Polizeigesetz verdachtsunabhängige
Personenkontrollen möglich.
## 19.30 Uhr: Unbemerkter Flaschenwurf
Berlin/Schöneweide. Die Polizei beschwert sich immer wieder über Vermummte
unter den Demonstranten. In der Griechischen Allee zwischen einem Wohnhaus
und einer Grünaanlage stoppt die Polizei die Demo und diskutiert mit den
Leuten ganz vorne. Aus den Büschen wirft eine Person mit einer Flasche
Richtung Beamte, die Flasche bleibt aber hängen – die Polizisten bemerken
es nicht einmal. Nach einer kurzen Diskussion geht es wieder weiter.
## 19.29 Uhr: Denglisch für Fortgeschrittene
Berlin/Gesundbrunnen. Das Incredible Herrengedeck räsoniert über die
falsche Sprache der Linken: „Enteignung, das versteht doch heute niemand
mehr. Wir bräuchten ein paar neue Wörter. Sowas wie: Wohneigentum Estating,
Hypo Real Away Taking oder From Private to Public Ownership.“
## 19.24 Uhr: Festnahme in Schöneweide
Berlin/Schöneweide. An der Ecke Edisonstraße/Siemensstraße ist eine Person
von der Polizei rausgezogen worden, vermutlich eine Festnahme wegen
Vermummung. Etliche Demonstranten liefen hinterher sind jetzt aber wieder
beim Demozug, der auf der Griechischen Allee weiterläuft.
## 19.20 Uhr: Der Groove ist da
Berlin/Gesundbrunnen. Vor der Bühne ist jetzt der Groove da. Dutzende
tanzen zum schnellen Rhythmus der Band und feiern die kritischen Texte über
Stadtaufwertung, Immobilienspekulanten und den Prenzlauer Berg in den 90er
Jahren. Inzwischen stehen rund 500 Menschen vor der Bühne am Gesundbrunnen.
## 19.13 Uhr: Nix los in Hamburg
Hamburg/Schanzenviertel. Der Liveticker begrüßte die KollegInnen aus
Hamburg. Sie stehen vor der Roten Flora. „Es ist nichts los“, berichtet der
taz-Reporter. (Noch nicht! Die E-Säzzer)
## 19.08 Uhr: Scharmützel am Dönerladen
Berlin/Schöneweide. Direkt vor den Spreehöfen hat vom Straßenrand einen
rechten Spruch abgelassen, die Demo ist erregt. Die Demonstranten stehen
vor einem Dönerladen und rufen „wir kriegen euch alle“. Etwa zwei Dutzend
Polizisten schirmen den Laden ab. Vor der Kneipe „Glücksfall“ diskutieren
sechs bis acht Herren im gesetzten Alter mit den Demoteilnehmern. Ein Punk
bezichtet derweil einen großen, fülligen Mann mit Glatze etwas
rechtsextremes gesagt zu haben. Daraufhin wird dieser Herr aus der Demo
heraus bespuckt, allerdings will er nichts rechtes gesagt haben. Mit „Ey,
was soll denn das?“, will er sich wehren. Ein in der Nähe stehender Mann in
Union-Berlin-Trikot gibt ihm ein Tuch zum abwischen. Insgesamt eine eher
„kontraproduktive Szene“, fasst der taz-Reporter zusammen.
## 19.02 Uhr: Gegendert, aber Bullenstyle
Berlin/Gesundbrunnen. Dabei hatte er sich doch so eine Mühe gegeben: Mit
Umsicht und Liebe hat der junge Papa gerade erst den großen Lärmschutz
beklebt, den er heute extra gekauft hat, um mit seiner drei Monate alten
Tochter ihre erste Walpurgisnacht im roten Wedding feiern zu können.
Einziger Nachteil des Ohrenbügels: Der Lärmschutz des Babys ist grell pink.
Also extra noch grünes Klebeband besorgt, damit es gendertechnisch nicht so
scheiße aussieht. Jetzt kuschelt die Kleine schläfrig im Tragetuch an
seinem Bauch. Und dann? Meckert natürlich wieder einer. Dieses Grün, das
sei ja wohl voll so: Polizeitarnfarbe. Derweil macht Incredible
Herrengedeck auf Wedding-Style: Mit einem goldenen Hummer um den Hals gibt
es jetzt Hip-Hop. Schönster Reim: „Wir wollen mehr mehr Tutti vom Frutti“.
## 18.57 Uhr: Demo am „Henker“
Berlin/Schöneweide. Die Demo steht vor dem „Henker“ und lauscht einem
Redebeitrag über die Brückenstraße: „Wir werden immer wieder kommen, bis
die Nazi-Läden hier endlich dicht sind“, sagt der Redner zum Abschied. Die
Demo zieht weiter. Am Rande steht Bianca Klose von der Mobilen Beratung
gegen Rechtsextremismus und unterhält sich mit Polizeivizepräsidentin
Koppers.
## 18.51 Uhr: Wasserwerfer am „Zum Henker“
Berlin/Schöneweide. Die Demo steht vor der Bar „Zum Henker“. Vor dem Haus
steht ein Wasserwerfer und mehrere Polizisten. Aus dem ersten Stock schauen
drei Männer und beobachten die Demo. Die Polizei hat ihre Schätzung auf
1200 TeilnehmerInnen nach oben korrigiert (mit dpa)
## 18.48 Uhr: Das Incredible Herrengedeck
Berlin/Gesundbrunnen. Die Frisur sitzt, die Qualität steigt: Am
Gesundbrunnen tritt das „Incredible Herrengedeck“ an die Mikrofone. Das ist
musikalisch der halbsubkulturelle Feinschmeckertipp der Berliner
Protestszene. Die können Kontrabass und haben Humor.
## 18.45 Uhr: Kurze Pause vor dem Hexogen
Berlin/Schöneweide. Vor dem Laden des NPD-Landeschefs Sebastian Schmidtke
macht die Demo halt. An einem Schaufenster des Hexogen klebt ein
Antifa-Aufkleber. Die Scheibe des Ladens ist mit schwarzer Farbe
verschönert, dahinter sieht man die angebotene Ware: Pfefferspray,
Security-Mützen und -Westen. Nach einer kurzen Pause geht es weiter
Richtung „Zum Henker“.
## 18.37 Uhr: Demo erreicht bald „Zum Henker“
Berlin/Schönweide. Gleich erreicht die Demo den nächsten neuralgischen
Punkt, denn sie biegt in die Brückenstraße ein. Dort in der Hausnummer 9
befindet sich das „Hexogen“, ein Nazi-Laden. Nicht viel weiter ist die
bekannte Nazi-Kneipe „Zum Henker". Die Polizei filmt weiterhin die Demo ab.
Ein Mann über der Kneipe „Zur Haltestelle“ tut es ihnen gleich: er filmt
mit Kamera und Stativ aus dem Haus heraus.
## 18.35 Uhr: Mehr Flaschen als Sammler
Berlin/Gesundbrunnen. Am Gesundbrunnen sind Flaschen nicht erlaubt. Artig
füllen die Demonstranten bei den Polizeikontrollen ihre Getränke in die
bereitgestellten Plastikbecher. Der Pfand bleibt liegen. Ein einziger
Flaschensammler steht direkt daneben, sammelt das Pfandgut ein. Er hat hier
das Monopol. Einen Steinwurf vom Festgelände stehen rund 30 Fahrzeuge der
Bundespolizei. Zwei Beamte reden über das Fernsehprogramm von gestern.
Daneben stehen zwei junge Frauen mit Kopftuch. Sie füttern Tauben.
## 18.30 Uhr: Flaschen fliegen
Berlin/Schöneweide. Vor dem Haus Schnellerstraße 124 stehen rund hundert
behelmte Polizisten und schirmen das Haus ab. Sie ziehen einen
Demonstranten aus der Demo und dringen in den Zug ein. Die Leute antworten
mit „Haut ab!“ Eine Flasche fliegt. Zuvor sagte die Verbindungsbeamtin:
Alles läuft super!
## 18.10 Uhr: Die Demo steht
Berlin/Schnellerstraße. Hier wollen morgen auch Nazis demonstrieren. Leute
gucken aus dem Fenster. An der Ecke Schnellerstraße/Britzer Straße ist die
Demo gestoppt. Polizisten an der Spitze des Zuges fordern, dass sich keiner
vermummt. Wir schätzen die Teilnehmerzahl derzeit auf 1.200 Demonstranten.
## 18.09 Uhr: Pogo on! Überall!
Berlin/Gesundbrunnen & Mauerpark. Die Punkband am Gesundbrunnen schrammelt
und sieben stolze Männer haben den Pogo entdeckt. Da kommt ein ganz
besonders mutiger: Zwei Typen schleppen einen dritten über den Asphalt.
Stage-Diving für Hartgesottene.Im Mauerpark hämmert derweil das
Dub-Soundsystem die Reggae-Beats über die Wiese. Die Lautstärke stimmt, der
Bass bollert. Auch klasse: Privat-Gespräche sind fast unmöglich – allein
das Publikum fehlt noch. Ein taz-Reporter kleidet sich am
Devotionalienstand passend ein.
## 18.00 Uhr: Zehn staunende Kinder
Berlin/Schöneweide. Das Bündnis „Gemeinsam gegen Nazis“ spricht von 1.500
Demonstranten, die Polizei von etwa 600. Die Demonstranten laufen schnell
auf die Brückenstraße zu und kommen dabei an einem Spielplatz vorbei: zehn
Kinder und eine Frau staunen während die Demo vorbeizieht. „Für Empathie,
Reflektion, lieben, zweifeln, diskutieren, ausprobieren, üben“, steht auf
einem Transparent an der Spitze der Demo. (mit dpa)
## 17.47 Uhr: Zu viele Veganer?
Berlin/Gesundbrunnen. Currywurst-Genießer kennen diesen Geheimtipp hier am
Eck: Direkt am Gesundbrunnen hat eine der besten Currywurstbuden Berlins
ihren Sitz. Original Berliner Currywurst, aus eigener Herstellung: Der Darm
schön kross, die Tomatensoße fruchtig und gehaltvoll, die Pommes auf den
Punkt. Und: Heute schneidet der Besitzer selbst. Doch die Schlange bei den
Elite-Verwurstern ist heute trotz der Horde Linker und den Unmengen an
Polizisten nicht länger als sonst. Zu viele Veganer, wahrscheinlich. Oder
zu schlechter Geschmack. (Hoffentlich hat der Kollege K. für diese
Produktinformation eine knackige, nicht-vegane Wurst bekommen. Die
e-säzzer)
## 17.46 Uhr: Die Demo zieht los
Berlin/Schöneweide. Über den Lauti ertönt die Ansage: In der Brückenstraße
stehen Nazis auf Balkonen, die versuchen wollen, die Demonstrierenden
[3][zu fotografieren]. Die Polizei hält Abstand zur Demonstration.
## 17.45 Uhr: Demo soll in fünf Minuten starten
Berlin/Schöneweide. Vom Lauti kommt die Ansage, dass in 5 Minuten die Demo
starten soll. Diese soll durch den Kiez um die Brückenstraße führen.
## 17.42 Uhr: Zu schick für die Anti-Gentrifizierungs-Demo
Berlin/Gesundbrunnen. Zwei junge Männer kommen aus dem U-Bahnhof. „'Nen
bißchen viel Aufwand hier“, meint der eine mit Blick auf die
Polizeikontrollen auf der anderen Straßenseite. „Und du nen bißchen zu
schick für ne Antigentrifizierungsddemo“, meint der Zweite mit Blick auf
den Trenchcoat seines Kumpels.
## 17.28 Uhr: Rappen gegen steigende Mieten
Berlin/Gesundbrunnen. „Take back the city“ ist das Motto der
Antikapitalistischen Walpurgisnacht. Keine Kohle, keine Miete, kein Nerv,
rappt ein junger Mann. Die mittlerweile etwa 300 Besucher johlen. Die
Flugblattdichte ist hoch. Eins erklärt den Sinn der Veranstaltung. Gegen
Nationalismus, Diskriminierung, Rassismus, Gentrifizierung. Auf Deutsch,
Englisch, Türkisch und Arabisch. Eins prangert die geplanten Neubauten am
Mauerpark an. Eins wirbt für den nächsten Marxismuskongress. Eine Rednerin
kritisiert rassistische Polizeikontrollen. Ein älterer Radfahrer hat eine
Anti-Atom-Fahne am Gepäckträger.
## 17.23 Uhr: Eintopf für Antifaschisten
Berlin/Schöneweide. Der Platz vor der Bühne am S-Bahnhof füllt sich, ein
Redner spricht über die Nazi-Versuche, den Tag der Arbeit zu vereinnahmen
und erinnert an die erfolgreiche Blockade am 1. Mai 2010 in Prenzlauer
Berg. Gegen Spende gibt es Eintopf aus einem blauen Topf mit Aufschrift
NewYorck/Bethanien. Und der Energietisch ist auch da, um Unterschriften für
das laufende Volksbegehren zu sammeln.
## 17.14 Uhr: Holiday Inn dient als Toilette
Berlin/Gesundbrunnen. In Sichtweise des Festes hat sich die Polizei
postiert. Rund 15 Mannschaftswagen aus Berlin und NRW parken in einer
Seitenstraße vor dem Holiday Inn. Das Hotel dient als Toilette. Die Beamten
vergleichen, was sie so in ihren Tupperdosen mitgebracht haben. Einer trägt
Plastikhandfesseln am Revers. Aber derzeit sieht es nicht so aus, als
würden sie gebraucht.
## 17.08 Uhr: Polizei kontrolliert Rucksäcke
Berlin/Schöneweide. Auf dem Vorplatz stehen schon mehrere Hundert Menschen,
die einfahrenden S-Bahnen sind auch voll. [4][Die Polizei] kontrolliert die
Ankommenden, guckt in Rucksäcke. Leute von der Antifa verteilen schöne,
aufwändig gelayoutete Seiten. Darauf ist ein Stadtplan, Informationen und
Treffpunkte für die Blockade morgen angegeben.
## 16.54 Uhr: Punk eröffnet die Antikapitalistischen Walpurgisnacht
Berlin/Gesundbrunnen. Gleich die erste Band bei der Antikapitalistischen
Walpurgisnacht widerlegt die These, dass man für Punk nur drei Akkorde
braucht. Es reichen auch zwei. Vor allem der etwa 10-jährige Bassist
begeistert die rund 150 Zuhörer, die schon da sind. Man trägt schwarz. Gern
auch einen gut gepflegten Iro. Dann redet der Sprecher einer lokalen
Erwerbsloseninitiative. Er klagt, dass die 700.000 Berliner Hartz IV
Empfänger drangsaliert werden, und verspricht, sie bei Bedarf nicht nur zum
Amt zu begleiten, sondern danach auch noch einen Kaffee zu trinken. Gegen
Nazis, Bullen & Staat, steht auf dem Transparent an der Bühne. Ein paar
Meter weiter kontrolliert die Polizei weiter Festbesucher und wünscht dann
viel Spaß!
## 16.53 Uhr: Fahnen, Sonnenbrillen und Kapuzen
Berlin/Ostkreuz. Die S-Bahn Richtung Schöneweide wird am Ostkreuz voll.
Rot-schwarze Fahnen steigen durch die eine Tür ein, schwarze Sonnenbrillen
und Kapuzen durch die andere. Am Treptower Park steht Polizei.
## 16.50 Uhr: Der späte Nachmittag im Mauerpark
Berlin/Mauerpark. Beginn der „friedlichen Walpurgisnacht“. Erst einmal sind
mehr Polizeibeamte als Besucher zu sehen. Kontrollen am Einlass.
Die Erwachsenen vom Moritzhof haben Spiel und Spaß aufgebaut – die Kinder
lassen noch auf sich warten. Auf den Liegewiesen finden vereinzelt die
ersten Picknick-Decken.
## 16.45 Uhr: Mildes Wetter, milde Stimmung
Einen wunderschönen Guten Tag aus der Dutschke-Straße in Berlin-Kreuzberg.
ReporterInnen der taz werden in den nächsten Stunden live aus Hamburg und
Berlin berichten.
In Berlin [5][machen den Auftakt] die Demonstration antifaschistischer
Initiativen in Schöneweide und die antikapitalistische Walpurgisnacht im
Wedding. Von dort und aus dem Mauerpark im Prenzlauer Berg berichten wir
heute.
Die KollegInnen in Hamburg sind schon im Schanzenviertel unterwegs und
werden im Laufe des Abends ihre Wasserstandsmeldungen durchgeben.
Zur Einstimmung und Dokumentation hier mal das Mobilisierungvideo „Gegen
Nazis in Schöneweide“.
30 Apr 2013
## LINKS
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[2] http://www.bz-berlin.de/erster-mai/ticker-berlin-in-der-walpurgisnacht-arti…
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[5] /Demos-und-Strassenfest/!115407/
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