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# taz.de -- metoo-Vorwürfe bei der Linken: Linken-Fraktion diskutiert Sexismus
> Sexismus-Vorwürfe in lokalen Parteiverbänden erschüttern die Linke. Nun
> beschäftigt sich auch die Bundestagsfraktion mit dem Thema.
Bild: Laut Amira Mohamed Ali gibt es keine Sexismusvorwürfe in der Bundestagsf…
Berlin taz | Die Antwort der Fraktionsvorsitzenden hätte nicht kürzer sein
können. Ob es Meldungen über Sexismusvorwürfe in der Bundestagsfraktion
der Linken gebe, wurde Amira Mohamed Ali am Montag [1][im Deutschlandfunk
gefragt]. „Nein!“, sagte sie deutlich.
Einige ihrer Fraktionskolleginnen hat diese Antwort empört. Denn es
herrsche seit Jahren ein toxisches Klima für Frauen in der
Linken-Bundestagsfraktion. Das berichten mehrere Mitglieder der taz. Frauen
würden in Sitzungen zum Teil wie Schulmädchen behandelt, sie würden
unterbrochen, angeschrien oder herabgewürdigt. Selten würden verbalen
Entgleisungen widersprochen, erzählen Frauen aus der Fraktion, vor allem
dann nicht, wenn einem die Herabwürdigung machtpolitisch in den Kram passe.
Mehrfach ist von tribunalhaften Situationen die Rede.
So habe etwa der Abgeordnete Klaus Ernst in Richtung der Parteivorsitzenden
Susanne Hennig-Wellsow in einer geschlossenen Sitzung das Wort „dumm“
gesagt. Das Büro von Ernst teilte auf taz-Anfrage mit, dass es prinzipiell
nicht seine Art sei, Fraktionskollegen als dumm zu bezeichnen und er sich
zu geschlossenen Sitzungen nicht äußere.
Sexismus und das Gesprächsklima unter den Abgeordneten waren am Dienstag
auch Thema in der Fraktionssitzung im Bundestag. Dabei wurden auch konkrete
Beispiele von übergriffigem Verhalten eines Abgeordneten aus der
Vergangenheit genannt. Mehrere Betroffene wollen sich wegen möglicher
Verleumdungsklagen nicht öffentlich äußern. Abgeordnete forderten,
zurückliegende Fälle aufzuarbeiten und Regeln für die Gesprächskultur
aufzustellen. In der Sitzung hätten Fraktionsmitglieder allerdings auch
infrage gestellt, ob übergriffiges Gesprächsverhalten schon Sexismus sei.
## Schramm tritt aus Vertrauensgruppe aus
In den vergangenen Wochen waren mehrere Fälle von Sexismusvorwürfen in der
Linken bekannt geworden. In Wiesbaden, im Landesverband der
Parteivorsitzenden Janine Wissler, soll ein Landtagsmitarbeiter eine
Beziehung mit einer zunächst Minderjährigen gehabt haben. Die taz hatte
recherchiert, dass [2][vier Parteimitglieder einem Stadtrat in Nürnberg
sexualisierte Übergriffe vorwerfen]. Der Parteivorstand hatte davon im
vergangenen Juni erfahren, zunächst aber nicht reagiert. Im Herbst gründete
er eine Vertrauensgruppe, die die Vorwürfe aufarbeiten sollte.
Mehrere Mitglieder dieser Gruppe zeigten sich gegenüber der taz allerdings
enttäuscht darüber, dass sie die Vorwürfe nie ganz aufklären konnten. Julia
Schramm, Mitglied der Vertrauensgruppe und im Parteivorstand, erklärte am
Dienstag ihr [3][Ausscheiden aus der Gruppe]. Zuvor hatte schon Melanie
Wery-Sims, rheinland-pfälzische Landesvorsitzende ihren Rücktritt aus der
Vertrauensgruppe erklärt.
Weil sexistische Gesprächskultur mutmaßlich in allen Bundestagsfraktionen
auftritt, ist die Verantwortung der Sitzungsleitung besonders groß. Seit
der Bundestagswahl hat sich die Linksfraktion verkleinert, das Klima habe
sich verbessert, erzählen Abgeordnete. Ein Kulturwandel könne allerdings
nur gelingen, wenn die Fraktionsspitze ihn mittrage. Das sei bisher nicht
erkennbar. Die Co-Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali wollte sich dazu
gegenüber der taz nicht äußern.
Haben Sie Informationen zu diesem oder anderen Vorfällen, über die Sie die
taz informieren möchten? Melden Sie sich bei den Autorinnen oder über
[4][informant.taz.de].
27 Apr 2022
## LINKS
[1] https://assets.deutschlandfunk.de/2603f582-5175-49ee-b306-e398127adb9a/orig…
[2] /MeToo-bei-der-Linkspartei/!5846760
[3] https://www.freitag.de/autoren/elsa-koester/julia-schramm-verlaesst-vertrau…
[4] https://informant.taz.de
## AUTOREN
Anne Fromm
Luise Strothmann
## TAGS
Schwerpunkt #metoo
Die Linke
Sexismus
Übergriffe
Das Leben einer Frau
Schwerpunkt Rassismus
Janine Wissler
Janine Wissler
Janine Wissler
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