# taz.de -- Zuckerberg auf Entwicklerkonferenz F8: Neue Töne vom alten Facebook | |
> Mark Zuckerberg kündigt Konkurrenz für Dating-Apps an – und versucht nach | |
> dem jüngsten Datenskandal die Wogen zu glätten. | |
Bild: Zuckerberg will das Vertrauen der Menschen zurück – vielleicht hilft d… | |
„Was ich dieses Jahr gelernt habe, ist, dass wir einen umfassenderen Blick | |
auf unsere Verantwortung haben müssen. Es reicht nicht, machtvolle | |
Werkzeuge zu entwickeln. Wir müssen uns auch darum kümmern, dass sie für | |
Gutes genutzt werden.“ | |
Mark Zuckerberg blickt in die Menge, die ihm am Dienstag auf der | |
Facebook-Entwicklerkonferenz F8 in San José zuhört, während er diese | |
bahnbrechende Erkenntnis preisgibt. Oder sieht er in die Kameras, die seine | |
Rede auf verschiedenen Plattformen live übertragen? | |
Denn eigentlich sind es nicht die EntwicklerInnen im Raum, die seine | |
Botschaft hören wollen – die wären eher weniger begeistert von einem neuen, | |
datenschutzfreundlichen Kurs. Nein, Zuckerbergs Ansprache gilt den | |
NutzerInnen von Facebook, die sich nach dem [1][Skandal um die Firma | |
Cambridge Analytica] endlich mehr Gedanken um die Sicherheit ihrer | |
Privatsphäre machen und den Social-Media-Giganten damit unter Druck setzen. | |
Und das scheint Wirkung zu zeigen. Zuckerberg spricht lange darüber, wie | |
Facebook gegen Fake-Profile vorgeht und für mehr Transparenz bei | |
Werbeanzeigen sorgen will. Dann kündigte er ein neues Feature an: „Clear | |
History“. Funktionieren soll es in etwa wie das Löschen des Verlaufs im | |
Browser. Informationen über angeklickte Links und besuchte Websites können | |
so gelöscht werden. Künftig sollen UserInnen das Speichern dieser Daten | |
auch komplett abschalten können. | |
Die Krise ist noch nicht vorbei | |
Nicht einmal einen Monat ist es her, dass Mark Zuckerberg [2][vor dem | |
US-Kongress erscheinen] und sich den Fragen der Abgeordneten stellen | |
musste. Vor einigen Tagen kam der nächste Schlag für Facebook: | |
WhatsApp-Mitbegründer Jan Koum verließ das Unternehmen, offenbar nach einem | |
Disput über – wer hätte es gedacht – Datenschutz. | |
Facebook hatte WhatsApp im Jahr 2014 unter anderem unter der Bedingung | |
gekauft, die Nutzerdaten des Messaging-Dienstes nicht mit denen von | |
Facebook zu verknüpfen. [3][Zwei Jahre später geschah aber genau das.] | |
Brian Acton, ebenfalls Mitbegründer von WhatsApp, kündigte daraufhin | |
bereits 2017, um sich stattdessen einem gemeinnützigen Projekt zu widmen. | |
Er war einer der Unterstützer der [4][#DeleteFacebook-Kampagne]. Nun folgte | |
ihm sein ehemaliger Kollege Koum. | |
Obwohl es die schwerste Krise ist, die Facebook je durchmachen musste, | |
scheint das Unternehmen sich aber keine ernsthaften Sorgen machen zu | |
müssen. Im ersten Quartal wurden 64 Prozent mehr Gewinn erwirtschaftet als | |
im letzten Jahr: insgesamt 4,99 Milliarden. | |
Eine Portion Romantik hilft bestimmt | |
Inmitten der anhaltenden Diskussion über Privatsphäre im Internet kündigte | |
Zuckerberg auf der F8 eine neue Erweiterung für Facebook an, die mit | |
besonders sensiblen Daten arbeitet: einen Dating-Service. | |
Mit einem separaten Profil sollen UserInnen bald ausschließlich Menschen | |
außerhalb ihres Freundeskreises kennenlernen können. Die Vorschläge würden | |
über gemeinsame Gruppen und Events generiert und sollen „nicht nur zum | |
Aufreißen“ führen, sondern vor allem zu ernsthaften Beziehungen, sagte | |
Zuckerberg. | |
Abgesehen von dem eigentümlichen Zeitpunkt ist der Einstieg in das | |
Dating-Geschäft nicht unbedingt überraschend. Facebook versucht schon | |
lange, sein Angebot in alle Richtungen zu erweitern und sich Features und | |
Firmen der Konkurrenz einzuverleiben. NutzerInnen sollen so keinen Grund | |
mehr haben, externe Seiten aufzurufen. | |
Kurz nach Bekanntgabe des neuen Features stürzten die Aktien der Match | |
Group, die die populären Dating-Apps Tinder und OkCupid betreibt, in den | |
Keller. 22 Prozentpunkte kostete sie allein die Ankündigung Facebooks, in | |
den Markt mit einzusteigen. | |
Ob es allerdings wirklich Grund zur Angst gibt, wird sich zeigen. Während | |
die Macher der App Bumble sofort eine Zusammenarbeit anboten, [5][wählte | |
die Match Group kritischere Worte] mit Blick auf die Datensicherheit: „Der | |
Zeitpunkt dieser Ankündigung überrascht uns angesichts der Menge an | |
sensiblen und persönlichen Daten, um die es auf diesem Gebiet geht“, | |
schrieb die Vorsitzende Mandy Ginsberg. Und Joey Levin, Chef der | |
Muttergesellschaft IAC, setzte noch einen drauf: „Ihr Produkt könnte toll | |
sein für die amerikanisch-russischen Beziehungen.“ | |
2 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Datenskandal-bei-Facebook/!5496438 | |
[2] /Mark-Zuckerberg-vor-dem-US-Kongress/!5498030 | |
[3] /WhatsApp-teilt-Daten-mit-Facebook/!5334050 | |
[4] /Wie-ein-Leben-ohne-Facebook-gelingt/!5493064 | |
[5] https://twitter.com/dseetharaman/status/991408874346315776 | |
## AUTOREN | |
Maxie Römhild | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Facebook | |
Cambridge Analytica | |
Dating-App | |
Datenschutz | |
Schwerpunkt Facebook | |
Schwerpunkt Facebook | |
DSGVO | |
DSGVO | |
Datenschutz | |
Cambridge Analytica | |
Österreich | |
Jan Philipp Albrecht | |
Schwerpunkt Facebook | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Zuckerbergs Anhörung im EU-Parlament: Digitale Monster, Macht und ein Sorry | |
Facebook-Gründer Zuckerberg entschuldigt sich vor dem EU-Parlament für die | |
Datenaffäre. Er gelobt Besserung. Aber wie? Keine Ahnung. | |
taz-Serie zum Datenschutz in der EU: Ein Schreckgespenst geht um | |
Verbraucherschützer jubeln. Aber viele Unternehmen ächzen über die neuen | |
Datenregeln. Sie sind vor allem ratlos, wie was umgesetzt wird. | |
taz-Serie zum Datenschutz in der EU: Kein Fun Factor, aber innovativ | |
Deutschlands oberste Datenschützerin Andrea Voßhoff spricht mit der taz | |
über Monsterbehörden und die Gefahr, dass Daten zur Ware werden können. | |
Facebook-Mitarbeiter*innen lesen mit: Professionelles Stalking | |
Facebook-Mitarbeiter*innen können auf nicht-öffentliche Daten von | |
Nutzer*innen zugreifen. Das ist für manche Jobs nötig – wird aber auch | |
privat missbraucht. | |
Nach dem Facebook-Datenskandal: Neuer Name für Cambridge Analytica | |
Cambridge Analytica meldet Insolvenz an. Eine neue Datenanalyse-Firma mit | |
denselben Managern ist jedoch an derselben Adresse angemeldet worden. | |
Österreich lockert Datenschutz: Wien tanzt aus der Reihe | |
Der Nationalrat beschließt weitgehende Straffreiheit für die | |
Datenweitergabe. Und Konzerne sollen auf vertrauliche Gesundheitsinfos | |
zugreifen dürfen. | |
Grüner IT-Experte über Datenschutz: „Überfordert wird keiner“ | |
Demnächst gelten einheitliche Standards für den Datenschutz in der EU. Ein | |
Meilenstein für die Rechte der Verbraucher , sagt Jan Philipp Albrecht. | |
Konsequenzen aus dem Facebook-Skandal: Die große Zuckerberg-Show | |
Weder ein Straftermin vor US-Senatoren noch Klagen zwingen Zuckerberg in | |
die Knie. Dafür ist sein Datenschatz viel zu wertvoll. |