# taz.de -- Zoophile gegen das Tierschutzgesetz: „Lecken oder lecken lassen“ | |
> Sexuelle Tierliebe hat nichts mit Tierquälerei zu tun, meint Michael | |
> Kiok, Lobbyist für die Rechte der Zoophilen. Er lebt mit seiner Hündin | |
> Cessie zusammen. | |
Bild: Kann man auch lieb haben. Ist aber nicht Cessie. | |
taz: Herr Kiok, Sie bezeichnen sich als „zoophil“ – was heißt das? | |
Michael Kiok: Dass ich mich emotional und sexuell zu Tieren hingezogen | |
fühle. Ich lebe mit Cessie, einer achteinhalbjährigen Hündin, zusammen. | |
Wie viele Zoophile gibt es in Deutschland? | |
Das kann niemand seriös beantworten, da die meisten Zoophilen sich | |
verstecken. Ich schätze, wir sind mehr als 100.000 Zoophile in Deutschland. | |
Mit welchen Tierarten verkehren Zoophile? | |
Als sich das Leben auf dem Land abspielte, waren das wohl meist Kühe, | |
Pferde, Schafe, Ziegen, Schweine. In der Stadt sind es heute vermutlich | |
überwiegend Hunde. | |
Ist das Geschlecht des Tieres wichtig? | |
Es ist nicht egal, aber auch nicht so wichtig wie unter Menschen. | |
Sind meist Männer zoophil? | |
Nein, das sieht nur so aus, weil die meisten Zoophilen, die offen | |
auftreten, Männer sind. Ich bin aber überzeugt, dass es genauso viel | |
weibliche Zoophile gibt. | |
Was heißt „Sex mit Tieren“? Wer penetriert hier wen? | |
Häufiger penetriert das Tier den Menschen als umgekehrt. Eine | |
Verletzungsgefahr liegt also eher beim Menschen. Aber Sex ist nicht nur | |
Penetration. Man kann das Tier auch mit der Hand masturbieren oder lecken | |
oder sich lecken lassen. | |
Geht es Zoophilen nur um Sex oder auch um Gefühle? | |
Es gibt beides. Für die einen ist ihr Tier ein geliebter Lebenspartner, mit | |
dem sie auch Sex haben. Für die anderen ist das Tier vor allem | |
Sexualpartner. Ganz wichtig: Mit Leuten, die Tiere quälen, den Zoosadisten, | |
haben Zoophile nichts zu tun. Wir wollen, dass es den Tieren gut geht. | |
Bald droht für jede sexuelle Handlung mit Tieren ein Bußgeld bis zu 25 000 | |
Euro … | |
… wenn das Tier dabei zu artwidrigem Verhalten gezwungen wird. Es geht hier | |
aber um Haustiere, die mit dem Menschen zusammenleben. Für sie ist | |
Sexualität mit einem Menschen nicht artwidrig. Für uns Zoophile ist | |
entscheidend, dass man nichts tut, was das Tier nicht will. | |
Ein Tier kann nicht „Nein“ sagen. | |
Ein Tier kann sehr genau zeigen, was es will und was es nicht will. Und es | |
zeigt das auch immer. Wenn ich meinen Hund ansehe, weiß ich sofort, was los | |
ist. Tiere sind viel leichter zu verstehen, als zum Beispiel Frauen. | |
Man kann Tiere aber auch dressieren … | |
Stimmt. Doch wer das macht, ist in der Szene ganz schlecht angesehen. Und | |
es ist ja auch nicht nötig, schließlich haben Tiere eigene sexuelle | |
Bedürfnisse. Jeder Rüde testet die Wesen um sich herum, ob man mit ihnen | |
Sex-Spiele machen kann. Den meisten Menschen ist das peinlich. Doch wenn | |
man ihn gewähren lässt, kommt er immer wieder. | |
Pädophile behaupten ebenfalls, sie würden nur die sexuellen Wünsche der | |
Kinder erfüllen, und benutzen sie dabei für die Befriedigung ihrer eigenen | |
Bedürfnisse. | |
Ein ganz schräger Vergleich. Tiere sind keine Kinder. Erwachsene Tiere | |
haben eine erwachsene Sexualität, die sie ausleben wollen. Tiere leben im | |
Hier und Jetzt. Wenn es ihnen gut geht und sie Spaß haben, bekommen sie | |
später keine psychischen Probleme. | |
Sie glauben also, das neue Gesetz betrifft Zoophile gar nicht, weil für | |
Haustiere der Sex mit Menschen nicht artwidrig ist? | |
Natürlich betrifft uns das Gesetz, es zielt auf uns ab. Wir werden uns | |
juristisch dagegen wehren. | |
Mit welcher Begründung? | |
Ein solches Verbot ist in keiner Weise erforderlich und damit | |
unverhältnismäßig. Wer Tiere quält, macht sich ja heute schon strafbar. Das | |
finden wir auch absolut richtig. Aber es kann doch nicht sein, dass jede | |
sexuelle Handlung von Menschen mit Tieren als artwidrig sanktioniert wird – | |
ohne dass irgendein Schaden nachgewiesen werden muss. Das klingt sehr nach | |
dem alten Paragrafen 175b, als „widernatürliche Unzucht“ zwischen Mensch | |
und Tier bestraft wurde. | |
Damals ging es um das angeblich widernatürliche Verhalten von Menschen, | |
jetzt geht es um Tierschutz. | |
Gut, die Argumentation hat sich verändert. Jetzt wird die öffentliche Moral | |
eben auf die Tiere projiziert. Aber bloße Moralvorstellungen haben im Recht | |
nichts zu suchen, vor allem wenn sie so scheinheilig sind. | |
Warum scheinheilig? | |
Der beidseitig befriedigende sexuelle Kontakt zwischen Mensch und Tier soll | |
als artwidrig verboten werden, aber sexueller Missbrauch von Tieren in der | |
Agrarindustrie bleibt erlaubt. | |
Sexueller Missbrauch? | |
Es ist weiter erlaubt, einem Zuchteber einen Elektrostab in den Hintern zu | |
rammen, um ihn zur Ejakulation zu zwingen. Es bleibt auch erlaubt, eine | |
Stute zu fesseln, damit ein Hengst sie bespringen kann, ob sie will oder | |
nicht. Und weil man dagegen nicht vorgehen will, werden die Zoophilen zum | |
Problem erklärt. | |
Was würde passieren, wenn das neue Gesetz beschlossen wird? | |
Man würde zum Beispiel versuchen, mir meinen Hund wegzunehmen, obwohl der | |
Amtstierarzt, der ihn untersuchte, nichts zu bemängeln hatte. | |
Beträfe das alle Zoophilen? | |
Nein, natürlich nur die wenigen, die wie ich öffentlich bekannt sind. Es | |
gibt inzwischen Gruppen, die gegen Zoophile hetzen. Die würden uns auch | |
anzeigen. | |
Ist diese Anti-Zoophilie-Bewegung neu? | |
Ja, es gibt sie in dieser massiven Form erst seit einigen Jahren. | |
Wodurch wurde sie ausgelöst? | |
Im Internet konnten Zoophile erstmals mit Gleichgesinnten über ihre Neigung | |
kommunizieren. Das war eine wahnsinnige Befreiung, zu sehen, dass man damit | |
nicht allein ist. Die Zahl der Selbstmorde unter Zoophilen ging stark | |
zurück. Zugleich hat diese Sichtbarkeit auch Gegenbewegungen ausgelöst. | |
26 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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