# taz.de -- Wahlen in Indien: Die Hoffnung der Protestpartei AAP | |
> Bei den indischen Wahlen hofft die Antikorruptionspartei AAP auf | |
> mindestens einen Sitz in Delhi. Aktivisten tanzen für ihre | |
> Spitzenkandidatin. | |
Bild: Wahlmarathon in Indien: Sechs Wochen dauern die Parlamentswahlen | |
DELHI taz | Freitagnachmittag um halb vier zieht der letzte Tross | |
Parteianhänger vor den Wahlen am Sonntag in Delhi los. Es wird der sechste | |
von sieben Wahltagen bei [1][Indiens Marathonwahl], die sich über sechs | |
Wochen erstreckt. Auf der Viskasstraße im Osten Delhis tanzen die | |
Aktivisten mit Besen für ihre Spitzenkandidatin Atishi Marlena. Ihr werden | |
gute Chancen zugesprochen, den ersten Parlamentssitz ihrer Aam Aadmi Partei | |
(AAP) in Delhi zu gewinnen. | |
Die Hauptstadt entsendet sieben Abgeordnete ins 543 Mandate zählende | |
nationale Parlament. Das Symbol der Antikorruptionspartei, deren Namen | |
übersetzt „Partei des einfachen Mannes“ lautet und die 2012 aus der | |
Antikorruptionsbewegung hervorging, ist ein Besen. | |
2013 wurde die Protestpartei in Delhis Stadtparlament gewählt. Die | |
Hauptstadt ist die Hochburg der AAP. Kandidatin Atishi Marlena hat ihre | |
Fähigkeiten bewiesen. Sie half die Ausbildung an Delhis öffentlichen | |
Schulen zu reformieren. „Die AAP hat die Krankenhäuser, die Stromversorgung | |
und vieles in der Verwaltung verbessert“, sagt der 55-jährige | |
Physiotherapeut Hassan, der dem Treiben zuschaut. Seinen Nachnamen möchte | |
er nicht nennen. Er ist mit der Arbeit der AAP in Delhi zufrieden. Trotzdem | |
werde es schwer, die Kandidatin durchzubringen. | |
„Die AAP steht in Delhi zu sehr mit anderen Parteien im Wettbewerb“, sagt | |
er. Die Newcomerin AAP kämpfe hier gegen zwei große Volksparteien – die | |
traditionelle Kongresspartei und die hindunationalistische BJP. Auch wenn | |
Delhis Ministerpräsident Arvind Kejriwal der AAP angehört, ist die | |
Begeisterung in der Hauptstadt für Indiens amtierenden Premierminister | |
[2][Narendra Modi] von der BJP groß. Der will eine zweite Amtszeit. | |
## Kampagnen gegen Atishi | |
Bei den letzten Parlamentswahlen 2014 wurde Delhi von der Modi-Welle | |
überrollt. Alle sieben Wahlkreise gingen an seine BJP, die jetzt mehr denn | |
je auf eine hinduistische Agenda setzt. Atishis Politik dagegen ist nicht | |
religiös motiviert. Die in Oxford studierte Lehrerin trat 2013 der AAP bei. | |
Drei Jahre arbeitete sie für die Regierung Delhis für ein symbolisches | |
Honorar von einer Rupie pro Monat als Beraterin des Bildungsministers. | |
Jetzt will sie mit Gesundheitspolitik und Bildungsarbeit punkten und ist | |
besonders bei der Mittelschicht beliebt. | |
„Weil sie gute Chancen auf ein politisches Amt hat, wird eine skandalöse | |
Kampagne gegen sie geführt“, meint die Journalistin Arfa Khanum. In | |
anonymen Flugblättern wird Atishi denunziert, etwa, weil sie mit einem | |
Christen verheiratet sei, der Rindfleisch esse – ein Tabu für Hindus. Doch | |
Atishis Anhänger lassen sich davon nicht beeinflussen: „Ich unterstütze | |
sie, weil sie für eine ehrliche Politik steht, die Indien nötig hat“, sagt | |
AAP-Mitglied Richa Pandey Mishra. | |
Atishi selbst erklärt die Popularität der Hindutva-Ideologie, die von der | |
BJP genutzt wird, mit der hohen Arbeitslosigkeit im Land. Auch der queere | |
Aktivist Sambhav K. S. findet, die AAP sollte eine weitere Chance erhalten. | |
„Sie ist eine gute Option“. Trotzdem ist er an einem Punkt enttäuscht: Was | |
der AAP bisher fehle, sei ein Standpunkt gegenüber Minderheiten wie den | |
Dalits (den Kastenlosen) oder der LGBTQI-Community. | |
12 May 2019 | |
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## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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