# taz.de -- Wahlen in Belarus: Jedes Menschenleben zählt | |
> Machthaber Lukaschenko hat sich in Belarus erwartungsgemäß zum Wahlsieger | |
> erklärt. Der Westen sollte sich nun darauf konzentrieren, politische | |
> Gefangene freizubekommen. | |
Bild: Warschau, Polen, 26. Januar: Protest gegen die Wahl in Belarus, die Plaka… | |
Es ist überraschend, dass der belarussische Machthaber Alexander | |
Lukaschenko bei der sogenannten Präsidentenwahl am Sonntag nicht 101 | |
Prozent der Stimmen bekommen hat. [1][Nun sind es doch „nur“ knapp 87 | |
Prozent geworden] – auch nicht schlecht, um die siebte Amtszeit | |
einzuleiten. | |
Dabei ist das Spektakel, das da in der ehemaligen Sowjetrepublik über die | |
Bühne ging, an Perfidie und Zynismus kaum noch zu überbieten. Die vier | |
Mitbewerber*innen waren Witzfiguren, die dem Regime treu ergeben sind. | |
Massive Repressionen im Vorfeld der Wahlfarce gegen potenzielle | |
„Unruhestifter*innen“ sollten Lukaschenko-Kritiker*innen präventiv den | |
Schneid abkaufen, in Massen auf die Straßen zu gehen, wie noch im Sommer | |
und Herbst 2020. | |
Keine Frage, auch Lukschenko ist offensichtlich lernfähig. Dazu passt dann | |
auch, dass Belarusss*innen im Ausland mangels Wahllokalen nicht | |
abstimmen konnten und ernstzunehmende internationale | |
Wahlbeobachter*innen nicht anwesend waren, aber was soll`s: Schwamm | |
drüber. | |
Dass niemand Lukaschenko diese Wahlergebnisse abkauft, ist eine Sache. Eine | |
andere ist seine Botschaft „Ihr könnt mich mal,“ die den Westen adressiert. | |
Ach ja, wirklich? Lukaschenko, fest im Würgegriff Russlands, weiß nur zu | |
gut, dass ihm unruhige Zeiten bevorstehen könnten. | |
## Den Dialog mit Minsk suchen | |
Sollte es zu wie auch immer gearteten Friedensverhandlungen kommen, um den | |
Krieg in der Ukraine zu beenden, hätte das auch direkte Auswirkungen auf | |
Belarus – vor allem wirtschaftliche. Deshalb gilt es, sich zur Abwechslung | |
mal wieder beim Westen anzubiedern. | |
Ein probates Mittel des Regimes dafür sind [2][politische Gefangene], | |
derzeit rund 1200 an der Zahl. Angesichts der [3][menschenverachtenden | |
Zustände in belarussischen Strafanstalten] sollten die westlichen Staaten | |
jetzt ihre Anstrengungen vor allem darauf richten, Menschen aus der Haft | |
frei zu bekommen und den Dialog mit Minsk suchen. Denn es geht um nichts | |
Geringeres als die Rettung von Menschenleben. Und da zählt jedes einzelne. | |
27 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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