# taz.de -- Vorwahlen der US-Demokraten: Long way to go | |
> Nach Iowa und New Hampshire ist Bernie Sanders jetzt zum Favoriten | |
> geworden. Das heißt aber nicht viel. Der wirkliche Gegenwind kommt erst | |
> noch. | |
Bild: Nach dem Sieg bei der Vorwahl in New Hampshire: Bernie Sanders küsst sei… | |
Die [1][Vorwahlen von New Hampshire] haben im Kandidat*innenfeld der | |
Demokraten ein paar Dinge klargestellt: Bernie Sanders, der 77-jährige | |
„demokratische Sozialist“ und langjährige unabhängige Senator aus Vermont, | |
wird der Kandidat der Linken sein. Elizabeth Warren, Sanders' Konkurrentin | |
um deren Gunst, ist so gut wie raus. | |
Das Gleiche gilt auf der anderen Seite des Kandidat*innenfelds für | |
Ex-Vizepräsident Joe Biden. Nach einem vierten und einem fünften Platz für | |
den Mann, der, nachdem er seine Kandidatur bekanntgegeben hatte, sofort zum | |
Favoriten erklärt wurde, gehen ihm jetzt rasant Geld und Puste aus. Wenn er | |
nicht in Nevada und South Carolina mindestens auf dem zweiten Platz landet, | |
wird seine Wahlkampagne den „Super Tuesday“ am 3. März, wenn in 14 | |
Bundesstaaten gewählt wird, nicht mehr erleben. | |
Die Frontrunnerrolle des „moderaten“ Flügels kommt derzeit [2][Pete | |
Buttigieg] zu, dem 38-jährigen schwulen Ex-Bürgermeister einer Kleinstadt. | |
Aber da sind auch noch Amy Klobuchar und vor allem [3][Michael Bloomberg]. | |
Der New Yorker Milliardär, der sich entschieden hat, die vier frühen | |
Vorwahlstaaten auszulassen und erst beim Super Tuesday anzutreten, hat | |
schier unbegrenzte finanzielle Mittel, um mit TV-Spots medial omnipräsent | |
zu werden. Wie er aber wirklich bei den Wähler*innen der Demokraten | |
ankommt, muss sich erst noch zeigen. Es haben schon andere vor ihm erfahren | |
müssen, dass Geld zwar wichtig ist, aber womöglich nicht ausreicht. | |
Es wird darauf ankommen, welche Kriterien die Wähler*innen anlegen, um ihre | |
Entscheidung zu fällen. Geht es wirklich darum, wessen Programm am meisten | |
überzeugt? Oder ist die alles entscheidende Frage vielmehr, wem am ehesten | |
zugetraut wird, Trump im November zu schlagen? Und was hat das eine mit dem | |
anderen zu tun? | |
## Umfragen nicht eindeutig | |
Im Vorwahlkampf 2016 waren die Umfragen recht eindeutig. In den meisten | |
jener entscheidenden Bundesstaaten, die schließlich Trump den Sieg | |
bescherten, hatten die Wähler*innen zuvor auf die Frage, wen sie wählen | |
würden, wenn Sanders, und wen, wenn Clinton gegen Trump antreten würde, | |
Sanders einen haushohen Vorsprung gegeben. Dennoch hielt sich im | |
demokratischen Establishment der Mythos, der linke Senator habe beim | |
allgemeinen Wahlpublikum keine Chance, nur eine „Moderate“ wie Clinton | |
könne gewinnen. | |
Diesmal sind die Umfragen nicht so klar. Mal liegt Biden vorn, mal Sanders, | |
mal Bloomberg. Sanders hat unstrittig die breiteste aktivistische | |
Unterstützung von allen, die „Bernie“-Bewegung von 2016 hat nie aufgehört | |
zu existieren. Aber die Welt ist nicht stehen geblieben. In absoluten | |
Zahlen hat Sanders jetzt bei den ersten Vorwahlen weniger Stimmen bekommen | |
als 2016, und auf der anderen Seite hat Trump, erleichtert durch gute | |
Wirtschaftsdaten, seine Macht gefestigt und höhere Beliebtheitswerte denn | |
je. | |
Sanders ist sicher der einzige Kandidat aus dem gesamten Feld, der sein | |
politisches Programm nicht nach Opportunitätskriterien zusammenstellt. Er | |
ist authentisch, deshalb kommt er an, gerade bei jungen Linksliberalen. | |
Er ist freilich auch derjenige, der, sollte er tatächlich Präsident werden, | |
am meisten Abstriche von seinen Vorschlägen machen müsste. Die Chancen, | |
dass er etwa eine staatliche Krankenversicherung und gebührenfreie Unis | |
durch den Kongress bekommt, stehen gleich null, selbst wenn die | |
Demokrat*innen im November das Repräsentantenhaus halten und den Senat | |
dazugewinnen sollten. | |
Das nun spricht dafür, dass es tatsächlich nur ein einziges Ziel geben | |
kann: Trump schlagen. Und dafür wird es vermutlich das Wichtigste sein, | |
dass alle Flügel der demokratischen Partei sich während der Vorwahlen so | |
behandeln, dass auch die Anhänger*innen der Verlierer*innen sich nicht | |
frustriert abwenden. Das hat 2016 nicht funktioniert. Aber da war Trump | |
noch ein Schreckgespenst, dessen tatsächlichen Sieg kaum jemand für möglich | |
hielt. Das wissen jetzt alle besser. Aber können Biden-Anhänger*innen sich | |
hinter Sanders stellen? Sanders-Leute hinter Bloomberg? Warren-Fans hinter | |
Buttigieg? Sie müssen. Bitte. | |
12 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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