| # taz.de -- Völkische Siedler in Niedersachsen: Bienenbüttel will kein Zeiche… | |
| > Der Gemeinderat Bienenbüttel stimmte gegen ein „Kreuz ohne Haken“ am | |
| > Rathaus – weil die Initiative mit „der Antifa“ zusammenarbeite. | |
| Bild: Kommt in Bienenbüttel nicht ans Rathaus: Ein „Kreuz ohne Haken“ gege… | |
| Hamburg taz | Zwei sich kreuzende Holzlatten in Pink und Gelb, darauf die | |
| Worte „Kreuz ohne Haken – fUEr Vielfalt“ – zu viel für Bienenbüttel. … | |
| kleine Ort im Landkreis Uelzen will kein [1][„Kreuz ohne Haken“ als Zeichen | |
| gegen völkische Ideologie] in seinem Rathaus haben. Das hat der Gemeinderat | |
| in einer Sitzung Anfang April endgültig entschieden, mit sechs Ja- zu zwölf | |
| Nein-Stimmen. | |
| Damit hat der Rat gegen einen Antrag von SPD und Grünen gestimmt, die schon | |
| im Februar 2023 eine Resolution eingebracht hatten, in der sie forderten, | |
| dass die Gemeinde sich deutlich gegen Rechtsextremismus positioniert. „Gut | |
| sichtbar“ solle das Kreuz-Symbol des Netzwerks „Beherzt“, das sich seit | |
| 2018 gegen [2][völkische Siedler in der Region] engagiert, im Rathaus | |
| aufgestellt werden, hieß es im Antrag. | |
| Die Holzkreuze findet man auf fast allen Dörfern im Umland. Andere | |
| Gemeinden, darunter Bleckede und Lüchow-Dannenberg, haben schon ein „Kreuz | |
| ohne Haken“ am Rathaus angebracht. Anlass, die Sache auch in Bienenbüttel | |
| anzustoßen, war eine bundesweit beachtete Spiegel-Doku über völkische | |
| Siedler in der Heide, die auch die Familie Fachmann thematisierte, eine der | |
| größten „Sippen“ in der Szene. | |
| ## Gemeinde steht schon länger in der Kritik | |
| Die Fachmanns wohnen seit Generationen im Ort. [3][Sie haben Verbindungen | |
| zu extrem rechten Gruppen wie dem „Sturmvogel“, aber auch zum lokalen | |
| Sportverein TSV Bienenbüttel]. Ihr Haus mit völkischen Runen im Gebälk ist | |
| nur drei Gehminuten vom Rathaus entfernt. Der Gemeinde wird schon länger | |
| vorgeworfen, sich nicht ausreichend gegen die völkischen Rechten zu | |
| positionieren. | |
| Das muss sich ändern, findet Petra Andreas-Siller, die für die Grünen im | |
| Gemeinderat sitzt. „Wir finden, dass das ‚Kreuz ohne Haken‘ eine gute Art | |
| gewesen wäre, um klare Kante zu zeigen“, sagt sie. Dies sei umso wichtiger | |
| in Zeiten der wachsenden Zustimmung für die AfD in der Region, die im | |
| Gemeinderat bisher nicht vertreten ist. | |
| Dass der Antrag abgelehnt wurde, habe sich aber abgezeichnet. „Er wurde | |
| verschleppt“, sagt Andreas-Siller. So sah es auch die Initiative | |
| „Bienenbüttel summt bunt“, die Bürgermeister Merlin Franke (CDU) im | |
| vergangenen Jahr kurzerhand ein „Kreuz ohne Haken“ und eine Petition mit | |
| über 700 Unterschriften überreichte. Damals verwies der Bürgermeister | |
| darauf, dass die Sache erst durch den Gemeinderat müsse. | |
| Da hatte es der Vorschlag von SPD und Grünen schon von Anfang an schwer. | |
| Bevor die Resolution angenommen wurde, bestand die Mehrheit im Rat darauf, | |
| sich [4][nicht nur gegen völkische und rechte, sondern auch gegen | |
| „linksradikale, sowie jegliche religiös-fundamentalistisch motivierte | |
| Ideologien in der Einheitsgemeinde Bienenbüttel“] auszusprechen, wie es | |
| schon in einem Statement von 2016 heißt. | |
| ## CDU hat ein Problem mit „der Antifa“ | |
| Auf das bezogen sich auch die Ratsmitglieder von CDU, FDP und | |
| Wählergemeinschaft Bienenbüttel (WGB), als sie den Antrag ablehnten. So | |
| meinte die Vorsitzende der CDU/FDP-Gruppe, Kathrin Ellenberg, in der | |
| Sitzung, die Gemeinde-Erklärung sei ein „ausreichendes Zeichen gegen | |
| Extremismus“. | |
| Ein „Kreuz ohne Haken“ an einem öffentlichen Gebäude wie dem Rathaus sei | |
| dagegen „absolut ausgeschlossen“. Es verstoße gegen Artikel 3 des | |
| Grundgesetzes, wonach niemand wegen seiner politischen Überzeugung | |
| diskriminiert werden dürfe. Zudem sei es eine unzulässige | |
| Wahlbeeinflussung, da das Rathaus auch als Wahllokal genutzt werde. | |
| Auch lehne die CDU/FDP-Gruppe jede Zusammenarbeit mit der Gruppe Beherzt | |
| ab, da diese Informationen „der Antifa“ nutze, so die Vorsitzende. Dies sei | |
| ein teils vom Verfassungsschutz beobachtetes linksextremistisches | |
| Aktionsfeld. Immer wieder riefen „Linksextremisten zu Aktionen zum Nachteil | |
| ihrer Meinung nach ‚faschistischer‘ Personen, Gruppen oder Institutionen | |
| auf“. | |
| Mit „der Antifa“ ist unter anderem die Gruppe Antifa Lüneburg/Uelzen | |
| gemeint, die seit den 1980er-Jahren zu völkischen Netzwerken auf den | |
| Dörfern in der Lüneburger Heide recherchiert – für Andreas-Siller von den | |
| Grünen ist sie „die bestinformierte Organisation in der Region“. Wer die | |
| Zusammenarbeit ablehne, verschließe sich Informationen. | |
| ## AfD argumentierte im Landtag ähnlich | |
| So sieht es auch der Sprecher von Beherzt, Martin Raabe. „Wir arbeiten mit | |
| allen Fachkundigen zusammen.“ Für die Entscheidung des Gemeinderats zeigt | |
| er Verständnis. Doch die Begründung hält er für sehr gefährlich. „Die | |
| Gleichsetzung von Antifa und Linksextremismus ist ein Riesenproblem“, sagt | |
| Raabe. Er betont, dass Beherzt nicht vom Verfassungsschutz beobachtet wird. | |
| Einen ähnlichen Angriff auf das Netzwerk hatte die AfD im niedersächsischen | |
| Landtag im Herbst unternommen. Auf eine Kleine Anfrage zur Zusammenarbeit | |
| von Beherzt mit „der Antifa“ antwortete die Landesbehörde, dass keine | |
| Verbindungen der Gruppe in die „linksextremistische Szene“ bekannt seien. | |
| Am Ende stimmten die Gemeinderatsmitglieder als Ersatz für das „Kreuz ohne | |
| Haken“ einstimmig dafür, ein „Fest für Vielfalt“ auszurichten, an dem a… | |
| Fraktionen teilnehmen wollen. Ob Beherzt am Fest teilnehmen darf, | |
| beantwortete die Gemeinde auf taz-Anfrage nicht. | |
| 17 Apr 2025 | |
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| [3] https://emrawi.org/IMG/pdf/info_vo_lksiedler.pdf | |
| [4] https://www.bienenbuettel.de/newsarchiv/tv-beitrag-ueber-voelkische-siedler… | |
| ## AUTOREN | |
| Amira Klute | |
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