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# taz.de -- Vierte Impfung in Norddeutschland: Booster-Boom in Bremen
> In Bremen hat sich die Anzahl der Impfungen in den kommunalen Impfstellen
> in drei Wochen fast verdoppelt. Fast immer geht es um die vierte Impfung.
Bild: Der Impfling ist König: das imposante Impfzentrum in Bremen
Bremen taz | Wer sich in Bremen derzeit für eine Impfung [1][gegen das
Coronavirus entscheidet], ist mit Glück innerhalb von 25 Minuten geimpft,
auch ohne Termin. So geschehen am vergangenen Mittwoch in der größten
Impfstelle der Bremer Innenstadt, der ehemaligen Sparkassen-Zentrale am
Brill. Doch der Andrang werde analog zum Bundestrend stetig größer, sagt
ein Mitarbeiter, „da muss man jetzt manchmal auch wieder warten“.
Das bestätigt die Bremer Gesundheitsbehörde. 1.687 Impfungen seien in den
fünf Impfstellen sowie weiteren wechselnden mobilen Angeboten in der 25.
Kalenderwoche durchgeführt worden, fast doppelt so viele wie drei Wochen
zuvor, sagt deren Sprecher, Lukas Fuhrmann. Hinzu kommen Impfungen in den
Arztpraxen. Und das, nachdem die Nachfrage seit Jahresbeginn stetig
zurückgegangen war, von 28.304 wöchentlichen Impfungen zu Jahresbeginn in
den Impfstellen, auf nur 711 in der letzten Maiwoche, wie eine Übersicht
der Gesundheitsbehörde zeigt. Seitdem nehmen die Impfungen wieder stetig
zu.
Allerdings handelt es sich wie in allen Bundesländern zum überwiegenden
Teil um die vierte Impfung – also den zweiten Booster nach der
Grundimmunisierung. So waren in der vergangenen Woche bundesweit 168.442
Dosen dieser vierten Impfung verabreicht worden, 46.583 der dritten, 11.622
der zweiten und nur 7.586 Dosen der ersten Impfung. Die Ständige
Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut empfiehlt, nur Risikogruppen
und Über-70-Jährige ein zweites Mal zu boostern.
Das Bundesland Bremen hatte dennoch Anfang Mai gesagt, alle, die wollten,
bekämen in den Impfstellen die zweite Auffrischungsimpfung – einfach, weil
die Nachfrage da sei. Dass diese jetzt noch einmal gestiegen ist, liege
vermutlich an den steigenden Infektionsraten [2][und das erstmals in den
Sommermonaten], so Lukas Fuhrmann von der Gesundheitsbehörde.
## Nutzen der ersten Booster-Impfung ist belegt
Die anderen drei norddeutschen Bundesländer gehen weniger offensiv mit dem
Thema um. Die Sprecher:innen der Gesundheitsbehörden in Niedersachsen,
Hamburg und Schleswig-Holstein verwiesen alle darauf, dass dies eine
Ermessensentscheidung der impfenden Ärzt:innen sei.
Die Sprecherin der Hamburger Gesundheitsbehörde schrieb der taz: „Für
junge, gesunde Menschen, die einen vollständigen Impfschutz haben und
womöglich darüber hinaus auch schon eine Infektion hinter sich haben, wird
das nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand in der Regel nicht sinnvoll
und erforderlich sein.“
Denn während der Nutzen der ersten Booster-Impfung klar durch Studien
belegt ist – das Risiko für schwere Verläufe sinkt deutlich gegenüber gar
keiner oder nur ein- oder zweimaliger Impfung – ist nach Auffassung der
STIKO nicht belegt, dass der zweite Booster bei Nicht-Risikogruppen viel
ausrichten kann.
Klar ist nur, dass der aktuelle Impfstoff kaum vor Ansteckung schützt,
weswegen wohl viele auf den für die Omikron-Variante angepassten Impfstoff
gewartet hatten, um sich erneut boostern zu lassen. Doch zum einen lässt
sich nicht voraussagen, wann dieser auf den Markt kommen wird – die Rede
ist von Herbst – und zum anderen ist es möglich, dass das Virus dann so
weiter mutiert ist, dass der Impfstoff nicht so wirksam sein wird wie
erhofft.
Die Gesundheitsbehörden fordern derzeit vor allem diejenigen zur Impfung
auf, die zweimal und weniger geimpft wurden. Bisher haben mit Stand vom
Dienstag bundesweit 71,9 Prozent der über 18-Jährigen mit drei Impfungen
den vollständigen Impfschutz erhalten. 86,7 Prozent der über 18-Jährigen
sind mindestens einmal geimpft. Dabei weichen die Impfquoten in den
Bundesländern immer noch stark voneinander ab.
## Ungeimpfte sind schwer zu erreichen
Zu den Spitzenreitern zählen die vier norddeutschen Bundesländer. In
Schleswig-Holstein haben 80 Prozent der Volljährigen einen vollständigen
Impfschutz, Bremen, Hamburg und Niedersachsen liegen knapp dahinter.
Nirgendwo sind mehr Volljährige grundimmunisiert als in Bremen (98,7
Prozent). Die hohe Quote kommt allerdings auch dadurch zustande, dass auch
Menschen mit Wohnsitz in Niedersachsen mitgeimpft wurden.
In keinem der norddeutschen Bundesländer gehen die Verantwortlichen davon
aus, dass sie noch etwas tun können, um bisher Ungeimpfte für die Impfung
zu erreichen. In Niedersachsen geht das Gesundheitsministerium allerdings
davon aus, „dass sich weitere Menschen von einer (Erst-)Impfung überzeugen
lassen, wenn an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe angeboten werden
können“, so ein Sprecher.
Dass sich die Impfbemühungen einiger Bundesländer gelohnt haben, zeigten
die Hospitalisierungsraten, sagt Lukas Fuhrmann von der Bremer
Gesundheitsbehörde. Diese geben an, wie hoch der Anteil derjenigen ist, die
wegen einer Corona-Erkrankung in der Klinik behandelt werden müssen.
Sieht man in die aktuelle Statistik des Robert Koch Instituts, wird
deutlich: Die Hospitalisierungsraten sind in den ostdeutschen Bundesländern
– die besonders niedrige Impfquoten haben – relativ hoch. Vor allem
angesichts der Tatsache, dass es dort momentan weitaus weniger bestätigte
Coronafälle gibt [3][als etwa in Schleswig-Holstein] und Niedersachsen.
Dort haben derzeit im Ländervergleich anteilig am meisten Menschen eine
bestätigte Covid-19-Erkrankung.
6 Jul 2022
## LINKS
[1] /Corona-Sommerwelle-in-Deutschland/!5858226
[2] /Sommerwelle-mit-Omikron-BA4-und-BA5/!5859172
[3] /Hohe-Coronazahlen-in-Schleswig-Holstein/!5862302
## AUTOREN
Eiken Bruhn
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