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# taz.de -- Verschärfte Fuchsjagd in Niedersachsen: Nachtsicht statt Nachtruhe
> Niedersachsen will seinen Jäger:innen den Einsatz von Nachtzielgeräten
> erlauben. Gegner sprechen von einer „Vernichtungsstrategie“.
Bild: Tierschützer:innen protestieren gegen die Fuchsjagd am Rande des Bundesj…
Hannover taz | Bislang war die Sache klar: In der Nacht hatte die Tierwelt
Ruhe. „Büchsenlicht“ hieß das. Wer jagen wollte, ging in der morgendlichen
und abendlichen Dämmerung raus. Dazwischen ging es auch gar nicht, denn mit
bloßem Auge sieht man nichts und Nachtzieltechnik war verboten. Im Prinzip
ist das immer noch so. Das Bundesjagdgesetz verbietet Nachtzielgeräte und
definiert Nacht als „die Zeit von eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang
bis eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang“. Niedersachsen will das [1][jetzt
aufweichen], durch eine Novelle seines Jagdgesetzes.
Federführend ist das Agrarministerium von Barbara Otte-Kinast (CDU).
Paragraf 24 soll Nachtzieloptiken erlauben, auch gegen „Raubwild“. Dazu
gehören Marderhund, Nutria und Fuchs. Passiert die Novelle den
niedersächsischen Landtag, schlägt auch für sie in Wald und Feld die Stunde
der Restlichtverstärker und Wärmebildtechnik. Gegen Wildschweine, gemästet
durch unsere Maismonokulturen, wird sie schon eingesetzt, als Ausnahme.
Das [2][Aktionsbündnis Fuchs] sieht die Novelle als „Geschenk an die
Jägerschaft“ – in Niedersachsen sind im Herbst Landtagswahlen. Belange des
Tier- und Naturschutzes würden „mit Füßen getreten“. Tagaktiven Tierarten
fehle so die Nachtruhe. Die Novelle wirke, als habe „die Jagdlobby den
Politikern den Gesetzestext ins Buch diktiert“. Peter Höffken, Fachleiter
bei der Tierrechtsorganisation [3][Peta Deutschland], sieht das ähnlich:
„Die Jagdlobby ist stark“, sagt er der taz. „Auch im niedersächsischen
Landtag.“
## „Alles weg, was Zähne und Krallen hat“
Dort sitzt auch Helmut Dammann-Tamke. Er ist Vizevorsitzender der
CDU-Fraktion. Zugleich ist er der Präsident der [4][Landesjägerschaft]. In
einem offenen Brief, unter anderem an Otte-Kinast, fordern der
Wildtierschutzverband und die Bürgerinitiative Pro Fuchs Deutschland die
Aussetzung der Novelle – und ein Verbot der Fuchsjagd. In der Jagdsaison
2020/2021 fielen ihr in Niedersachsen fast 61.000 Tiere zum Opfer. Dabei
ist der Fuchs gar kein Problem, außer für die Jäger – als Konkurrenz.
Nachtzieltechnik auch gegen Füchse? „Das ist echt übel!“, sagt Johann Beu…
von Pro Fuchs, der selbst Jäger ist und trotzdem kritisch: „Offenbar soll
alles weg, was Zähne und Krallen hat.“ Dass Jäger:innen sich als Natur-
und Artenschützer verkaufen, widert ihn an. „Klar, manchmal pflanzen sie
ein Biotop. Aber warum tun sie das? Wenn die Pflanzen ein bisschen größer
sind, wird das Areal umstellt. Und was rausläuft oder rausfliegt, wird
unter Feuer genommen.“ Beuke spricht von „Vernichtungsstrategien“. Hart s…
das, kaum ertragbar.
Aber ein bisschen Schonfrist haben Niedersachsens Tiere noch. Zum 1. April,
dem Beginn des neuen Jagdjahres, wird die Novelle nicht in Kraft treten. Es
bestehe „noch nicht in allen Punkten Einigkeit“, sagt die grüne
Landtagsabgeordnete Miriam Staudte, Vizefraktionsvorsitzende und Sprecherin
für Agrarpolitik. Das Gesetz werde „mit einiger Bestimmtheit ins Mai-Plenum
kommen“. Je mehr Zeit ins Land geht, desto leichter hat es die
Landtagspetition von Wildtierschutzverband und Pro Fuchs. Sie will
Nachbesserungen an der Novelle. Käme die wirklich am 1. April: Für viele
Lebewesen wäre sie kein Scherz.
13 Feb 2022
## LINKS
[1] /Jadgesetznovelle-in-Niedersachsen/!5829473
[2] https://www.aktionsbuendnis-fuchs.de/
[3] https://www.peta.de/
[4] https://www.ljn.de/news
## AUTOREN
Harff-Peter Schönherr
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