Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Urlaub auf dem Lande: Alle bleiben hier. Gut so!
> Keine Siesta in Spanien, kein Stau in Italien. Unsere Autorin hat ihren
> Urlaub in Deutschland verbracht und die fehlenden Möglichkeiten genossen.
Bild: Havelberg: die beinahe kleinste Hansestadt des Landes
Ach, herrrrrrrlich war es im Urlaub auf dem Lande. Eine Woche waren der
Mann und ich an der Elbe, in der kleinsten Hansestadt Deutschlands. Die ist
dermaßen klein, dass es fast schon wieder lustig ist, wie entschieden die
Bürger*innen der, nun ja, Gemarkung betonen, es handele sich hier im
städtisches Gebiet.
Des Morgens schwangen wir uns auf die Räder und düsten übers
Kopfsteinpflaster, den Elbdeich entlang zum Baggersee. Wir schwammen ein
paar Runden, holten auf dem Rückweg noch frische Tomaten und Eier fürs
Frühstück. Tagsüber besichtigten wir die Attraktionen der Umgebung, lasen
Bücher, pflückten Brombeeren, dösten. Und wenn es kühler wurde, war es auch
schon wieder Zeit für ein Abendschwimmen, Wein und Gequatsche.
Was mir in diesem Sommer gar nicht, also wirklich überhaupt nicht gefehlt
hat, [1][war die Auslandsreise]. Kein Kofferschleppen zum Flughafen im
Morgengrauen, keine Verspätung, kein Gesuche nach der gebuchten Unterkunft.
Keine Endlos-Siesta in Spanien, kein Stau in Italien, kein überfüllter
Strand in Griechenland.
Ebenfalls nicht gefehlt haben mir die Sommerpartys. Kein Gebretter über
Landstraßen ins Nirgendwo, kein mittelmäßiger Kartoffelsalat, kein Zelt im
Garten von Freunden mit null Aussicht auf eine Dusche. Um nicht
missverstanden zu werden: Ich mag meine Freund*innen, sie sind mir lieb und
teuer. Aber dieses allwochenendliche Rumgereise durch die nähere und
fernere Umgebung bedeutete ja zugleich, nicht zu Hause zu sein. Und zu
Hause, [2][das ist hier im ländlichen Sachsen-Anhalt] ausgesprochen schön.
Vor allem im Sommer, wenn nachts das Käuzchen ruft, die Stauden nach dem
Morgenregen die Waden kitzeln und die Nachbarin pünktlich zur
Frühstückszeit ihren Benzinrasenmäher anwirft.
## Schön die Natur und nett die Leute
Das Coronasommer-bedingte Wegfallen von Möglichkeiten ist eine Übung in
Demut gewesen. Aber eben auch eine Bereicherung. Weniger Entscheidungen,
mehr Fokus. Das Licht. Der Garten. Das Wasser. Wir bleiben einfach alle mal
hier. Und es fühlt sich ausgesprochen gut an. Und wenn wir dann doch noch
Urlaub machen, fahren wir nach Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen. Da sind
wir bisher immer nur so durchgefahren, haben aus den Augenwinkeln die
stillen Vorgärten und die Deutschlandfahnen betrachtet und gedacht: Aber
hier leben – nein danke.
[3][Aber dann kam Corona]. Und wir haben gesehen, wie wunderschön es hier
wie dort ist. Wie nett – unterschiedlich nett, wohlgemerkt – die Leute
sind. Wie gut ihre Tomaten schmecken und wie interessant sie erzählen, wenn
wir mal stehen bleiben und ins Quatschen kommen.
Nächstes Jahr, hoffentlich, fahren der Mann und ich wieder los. Nicht mehr
so häufig, aber ja, wir wollen mal wieder raus. In der Toskana essen wir
die beste Pasta und trinken den köstlichsten Wein. Und weil es dann etwas
Besonderes sein wird, werden wir uns noch mehr daran erfreuen.
25 Aug 2020
## LINKS
[1] /Reisen-in-Corona-Zeiten/!5690272
[2] /Kinder-auf-dem-Land/!5699164
[3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Bauernfrühstück
Urlaub
Schwerpunkt Coronavirus
Hamburg
Kolumne Transitstrecke
Bauernfrühstück
Bauernfrühstück
Bauernfrühstück
## ARTIKEL ZUM THEMA
Auf der Alster wird es zunehmend eng: Umkämpfter Tümpel
Boote, Bretter und Barkassen: Auf der Hamburger Außenalster wird es immer
voller – ein 1A-Sommerlochthema.
Auf in die „neuen Länder“: Westbesuch auf Kruzifix-Safari
Was soll man im Coronasommer machen, wenn Capri und Provence nicht zu haben
sind? Genau, man tourt durch die „neuen Länder“.
Abschlüsse bei PolitikerInnen: Die guten Leute
PolitikerInnen ohne Studienabschluss wird oft fehlende Kompetenz
nachgesagt. Doch das wertet genau die Menschen ab, die harter Arbeit
nachgehen.
Kinder auf dem Land: Im TÜV-geprüften Spielturm
Wozu lebt man eigentlich am Busen von Mutter Natur, wenn die wenigen
vorhandenen Kinder auf Grundstücken eingezäunt werden müssen?
Suche nach neuer Küche: Apfelschnitz und Träubchen
Küchenkataloge sind gruselig: Weiße Mittdreißigerinnen mit
Seitenscheitel-Mann und maximal einem Kind – aber weit und breit kein
Krümel zu sehen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.